Zwölf Jahre Skandal-Relegation: Dieser Ex-Hertha-Star fuhr einfach in den Urlaub
Berlin - An dieses Spiel erinnert man sich nicht gerne in Berlin. 2012 muss Hertha BSC gegen Fortuna Düsseldorf in die Relegation. Das Hinspiel geht mit 1:2 in die Hose. Heißt: Im Rückspiel muss die Alte Dame gewinnen und mindestens zwei Tore erzielen.
Doch kaum auf dem Platz, liegt der Bundesligist auch schon hinten, die Berliner aber kämpfen sich zurück, stemmen sich zu zehnt gegen den drohenden Abstieg.
Das Spiel steht nach dem 2:2 auf Messers Schneide und mehrmals vor dem Abbruch. Nur ein einziges Tor trennt die Alte Dame vom Klassenerhalt. Tief in der Nachspielzeit aber stürmen die Fortuna-Fans zu früh den Platz. Das Spiel muss für über 20 Minuten unterbrochen werden. Es ist lange unklar, ob es überhaupt noch einmal fortgesetzt wird. Mittendrin: Maik Franz (42).
Der ehemalige eisenharte Verteidiger erinnert sich im Podcast Behind The Athletes an das Skandal-Spiel - allen voran an einen ganz bestimmten Mitspieler.
"Es gibt wenige Spieler, über die ich schlecht rede, aber es gibt zwei, wo ich einfach sage, die waren katastrophal", spricht der Ex-Fußballprofi Klartext. "Einer davon war Christian Lell."
Der Ex-Bayern-Star schloss sich 2010 den Blau-Weißen an, war als Vizekapitän Führungsspieler, fiel in Westend offenbar aber nicht gerade als Teamspieler auf. "Er war so ein Egoist und so ein unangenehmer Mannschaftskollege." Dennoch wollte der damalige Manager Michael Preetz (56) seinen Vertrag verlängern: "Ich dachte mir dann nur: Du kriegst das doch mit, was das für ein Typ ist?"
Maik Franz im Podcast: "Dem Christian Lell war das scheißegal"
Vor allem das Verhalten nach der Relegation stößt dem 42-Jährigen weiterhin sauer auf: "Es gab diesen Platzsturm. Da war nicht klar, wie es weitergeht, es waren ja noch ein paar Minuten zu spielen. Wird das Spiel jetzt beendet oder noch mal neu angesetzt?"
Hertha zog damals vor das Sportgericht und nahm auch das Training wieder auf. "Es stand halt noch im Raum, dass es noch ein Wiederholungsspiel gibt. Dem Christian Lell war das scheißegal. Er hat gesagt: 'Ich habe jetzt Urlaub, ich bleibe nicht hier, ich geh'", erinnert sich Franz.
"Wir waren noch drei Tage hier im Training wegen der Gerichtsverhandlung und er ist einfach gegangen. Was musst du für ein Egoist sein, um deine Mannschaft, bei der du Führungsspieler sein möchtest, so im Stich zu lassen und dich einfach zu verpissen? Das war ein absolutes No-Go."
Das Gericht war allerdings nicht aufseiten der Berliner. Am grünen Tisch stand der erneute Abstieg fest. Eine Zukunft hatte der heute 39-Jährige danach trotz Vertrag bis 2016 nicht mehr. Hertha sortierte Lell aus.
Titelfoto: ARD/dpa, Marius Becker/dpa