Warum steckt Hertha BSC in einer neuen "Führungs-Krise"?
Berlin - Hertha BSC hat sein altes "Führungs-Problem" gegen ein neues eingetauscht: Fehlten der Alten Dame in den vergangenen Spielzeiten die echten Führungsspieler, ist es in der aktuellen Saison immer wieder die Fähigkeit, Führungen zu verteidigen und über die Ziellinie zu bringen.
Die Herthaner haben nach einer Führung bereits zehn Punkte noch verspielt - damit würde der Hauptstadtklub sich mit insgesamt 28 Zählern aktuell auf dem zweiten Tabellenplatz wiederfinden und wäre richtig dick im Aufstiegsrennen.
So ist es zurzeit aber nur das graue Mittelmaß in der 2. Bundesliga mit acht Punkten Rückstand auf den von Pal Dardai (47) jüngst angepeilten Relegationsplatz.
Am vergangenen Freitag gaben die Berliner sogar eine 2:0-Führung gegen Hannover 96 aus der Hand und mussten sich wie in der Vorwoche gegen den KSC mit einem 2:2-Unentschieden begnügen.
Im Heimspiel gegen die Karlsruher gelang es der Dardai-Truppe in der laufenden Saison erstmals, ein Spiel zu drehen, bevor in der Schlussphase die kalte Dusche erfolgte.
Am 10. Spieltag mussten sich die Spree-Athener sogar mit einer 1:3-Niederlage in Nürnberg abfinden, nachdem sie zur Pause noch mit 1:0 in Front gelegen hatten. Den Höhepunkt markierte die wilde Partie beim 1. FC Magdeburg, in der die Hauptstädter sage und schreibe vier Führungen verdaddelten und sich am Ende mit 4:6 geschlagen geben mussten.
Ist Pal Dardais Spielweise der Grund für die regelmäßigen Leistungseinbrüche von Hertha BSC?
Doch woran liegt es, dass Hertha immer wieder die Führungen verspielt? Auffällig ist, dass die Alte Dame oftmals zwei Gesichter zeigt. Die 96er wurden in der ersten Hälfte dominiert und man lag zur Halbzeit hochverdient mit zwei Toren vorn, bevor der Einbruch in den zweiten 45 Minuten kam.
Ähnlich war es auch gegen die Clubberer, die den Berlinern gleich drei Tore im zweiten Spielabschnitt einschenkten, auch wenn hier noch eine Rote Karte im Spiel war. Immer wieder sind es wie in Hannover individuelle Fehler, die zu den Gegentreffern führen, die Kapitän Toni Leistner (33) anschließend als "Schweinetore" bezeichnete.
Spielen hierbei mangelnde Konzentration und nachlassende Kräfte eine entscheidende Rolle? Fakt ist, dass die Spielweise von Dardai sehr kräftezehrend ist.
Die Mann-gegen-Mann-Verteidigung beinahe über das gesamte Feld ist sehr laufintensiv und kostet dementsprechend viele Körner, was sich dann im Verlauf der zweiten Halbzeit bemerkbar macht.
In der Länderspielpause zog der Ungar mit den Daheimgebliebenen zwar noch einmal das Konditionstraining an, aber die bei dem einen oder anderen Kicker womöglich fehlenden Grundlagen können dann wohl erst in der Winterpause so richtig geschaffen werden.
Titelfoto: David Inderlied/dpa (Bildmontage)