Kommentar: Mit Dardai endlich zurück zum Graue-Maus-Image!
Berlin - Hertha BSC setzt auch in Liga zwei auf Altbewährtes: Pal Dardai (47) bleibt wohl Cheftrainer - und das ist gut so! Im Grunde genommen ist der Ungar die perfekte Lösung, auch wenn er den Abstieg nicht verhindern konnte.
Brauchte er auch gar nicht. Nach dem feststehenden Abstieg war fast so etwas wie Erleichterung zu spüren: Endlich sind diese vier Chaos-Jahre vorbei. Da nimmt man auch gern die 2. Liga in Kauf, obwohl selbst die nicht mal gesichert ist. Das aber ist ein anderes Thema.
Blickt man zurück, ist es fast schon absurd, warum man sich überhaupt von Dardai getrennt hat. Die Vereinsikone bewahrte die Alte Dame vor dem Abstieg, führte sie zweimal in die Europa League und beendete die beiden Folgesaisons im gesicherten Mittelfeld.
Hertha aber wollte mehr (auch die meisten Fans). Platz zehn und elf waren nicht mehr gut genug. Sie wollten das Graue-Maus-Image loswerden, tauschten den Coach, holten Lars Windhorst als Investor ins Boot. Der Rest ist bekannt. Der Big-City-Club war geboren.
Jetzt soll also Dardai Hertha wieder nach oben führen. Wer auch sonst? Er kennt den Verein wie kaum ein zweiter, hat sein halbes Leben hier verbracht und schon bewiesen, dass er auch eine Mannschaft formen kann.
Zudem passt der ausgerufene Berliner Weg bei ihm wie die Faust aufs Auge. Unter seiner Ägide entwickelten sich die Eigengewächse Arne Maier (24), Jordan Torunarigha (25) oder Maximilian Mittelstädt (26) zu gestandenen Bundesligaprofis. Ähnliches erhofft man sich auch bei Ibrahim Maza (17), Pascal Klemens (18) oder Derry Scherhant (20).
Hertha BSC will so schnell wie möglich zurück in die Bundesliga
Kritiker wiederum werden meinen, dass ein Aufstieg mit Dardais Defensivfußball schwer werden wird. Schließlich werden die Blau-Weißen im Unterhaus mehrmals die Favoritenrolle haben. Doch wer kann in der Treter-Liga schon glänzen?
Am Ende zählen wieder mal nur die Ergebnisse. Union lässt Grüßen. Die Eisernen haben den Aufstieg vor vier Jahren auch nicht mit Hurra-Fußball gepackt.
Auch die Hypothek als Abstiegstrainer fällt weg. Dafür kam seine Installierung zu spät, zumal Hertha auf herthaeske Art und Weise mit einem Last-Minute-Gegentor den Abstieg erst am 33. Spieltag perfekt machte. Die sechs Spiele verschafften aber genug Zeit, sich einen Eindruck über die Mannschaft zu verschaffen.
Eine Analyse hat Dardai bereits abgegeben. Der 47-Jährige ist bekannt für seine ehrlichen Worte und dürfte mit seiner Einschätzung auch im Klub auf ein offenes Ohr gestoßen sein: Der Verein will weitermachen.
Jetzt fehlt nur noch Dardais Unterschrift, und das Comeback der grauen Maus kann endlich kommen! Er hat sich diese Chance etwas aufzubauen mehr als verdient.
Titelfoto: JOHN MACDOUGALL / AFP