Vercoacht? Darum spielte Hertha mit Dreierkette
Berlin - Der Traum vom Pokalfinale ist wieder einmal jäh geplatzt. Vor ausverkauftem Haus legte Hertha BSC vor allem in den ersten 45 Minuten gegen Kaiserslautern (1:3) einen erschreckend harmlosen Auftritt hin. Frust und Enttäuschung sind riesengroß.
Der Schuldige wurde vor allem in den sozialen Medien ausfindig gemacht: Das Aus geht auf Pal Dardais (47) Kappe. Sein Kniff mit der Dreierkette, bei der die Umsetzung schon im Trainingslager haperte, brachte nichts ein. Im Gegenteil: Hertha war völlig harmlos.
Ganz so einfach ist es dann aber doch nicht. Nach dem Spiel erklärte der Chefcoach die Gründe für den Systemwechsel: "Ich habe keine Flügelspieler mehr. Wir wollten den Gegner spiegeln und auch überraschen, sodass sie uns nicht gleich pressen können", sagte Dardai auf der Pressekonferenz. "Nicht wir sind eine dynamische Mannschaft, sondern Kaiserslautern. Da muss man als Trainer reagieren."
Hinzukommt: Das Norovirus hat die Berliner derzeit fest im Griff. "Das hinterlässt Spuren", so der Chefcoach, der selbst die Pressekonferenz vor dem Spiel absagen musste.
"Die halbe Mannschaft hat mit Spritzen und Medikamenten gespielt. Dieses Jahr 2024 ist ein bisschen verhext."
Pal Dardai kritisiert Zeefuik und Barkok: "So kann man nicht Fußball spielen"
So stellte sich die Mannschaft beinah von selbst auf. Pascal Klemens (18), Ibo Maza (18), Marten Winkler (21), aber auch Jeremy Dudziak (28) fehlten komplett im Aufgebot. Zudem waren auch Palko Dardai (24) und der eingewechselte Gustav Christensen (19) nicht fit. "Gustav war fix und fertig. Er lag fast zehn Tage lang flach."
Aufgrund der Umstände konnte Dardai seiner Elf nur ein Kompliment aussprechen, äußerte aber auch deutliche Kritik - in Richtung Deyovaisio Zeefuik (25) und Neuzugang Aymane Barkok (25): "Beide Sechser haben sich leider versteckt. So kann man nicht Fußball spielen."
Erst mit der Einwechslung von Fabian Reese (26) wurde es plötzlich ein ganz anderes Spiel. Hertha drückte auf den Anschlusstreffer, ließ sich aber erneut auskontern. Das Spiel war gelaufen und der Traum wie jedes Jahr geplatzt.
"Es war eine unglaubliche Kulisse, man hätte das Stadion anzünden und die ganze Stadt mitnehmen können. Es war eine große Chance. Und manchmal hat man die Chance, etwas Besonderes zu erreichen, nur ein-, zweimal im Leben. Heute war eine, und wir haben sie leichtfertig vergeben", so Reese.
Titelfoto: Jörg Halisch/dpa