Trotz Champions League: Hertha stellt mehr Nationalspieler ab als Union
Berlin - Ein Glück, dass Länderspielpause ist. Union Berlin verliert auch im November, zumindest in der Bundesliga und rutscht ans Tabellenende ab. Urs Fischer (57), der auch neun Niederlagen in Folge fest im Sattel sitzt, hat nun endlich Zeit, an den so wichtigen Automatismen zu arbeiten.
Das war in den letzten Wochen kaum möglich. Eine englische Woche folgte auf die nächste und damit auch Niederlage um Niederlage. Auf so manchen Stammspieler muss der Schweizer aber verzichten.
Sieben Nationalspieler sind auf Länderspielreise: Brendan Aaronson (20/USA), der formstarke Aissa Laidouni (26/Tunesien), Jérôme Roussillon (30/Guadeloupe), Alex Král (25/Tschechien), Josip Juranović (28/Kroatien), Frederik Rönnow (31/Dänemark) und Aljoscha Kemlein (19/U20).
Eigentlich wäre auch Robin Gosens (29) für die DFB-Elf nominiert worden. Der 29-Jährige erwartet aber sein zweites Kind und sagte die beiden Länderspiel-Kracher gegen die Türkei und in Österreich aber ab.
Noch übersichtlicher wird es auf dem Schenckendorffplatz von Hertha BSC. Der Zweitligist stellt eine komplette Mannschaft ab. Zwölf Profis sind auf Reisen.
So wird Haris Tabakovic (29) künftig für Bosnien Herzegowina auf Torejagd gehen und trifft dort auf seinen Sturmpartner Smail Prevljak (28). Altmeister Peter Pekarik (37) hat schon ein paar mehr Länderspiele auf dem Buckel. Der Slowake könnte die 125er-Marke knacken. Zudem ist auch der Grieche Andreas Bouchalikis (30) wieder nominiert worden.
Hertha BSC: Viele Nachwuchsspieler auf Reisen
Besonders auffällig: Der ausgerufene Berliner Weg wieder mehr auf den Nachwuchs zu setzen macht sich bezahlt. Mit Linus Gechter (19), Keeper Tjark Ernst (20/ beide U20), Tim Goller (18), Pascal Klemens (18/beide U19), Gustav Christensen (18/Dänemarks U20) und Marton Dardai (21/U21) sind gleich sechs Nachwuchskicker unterwegs, vier davon aus der eigenen Akademie.
Kurios: Myziane Maolida (24) und Anderson Lucoqui (26) spielen bei Hertha zwar keine Rolle mehr, sind aber dennoch nominiert worden. Letzterer kam erst im Sommer, ist mittlerweile aber nur noch Linksverteidiger Nummer vier. Der 26-Jährige kämpft mit Angola um das WM-Ticket.
Ähnlich perspektivlos ist die Situation bei Maolida. Nach seiner geplatzten Leihe kommt Maolida, der alle französische Nachwuchsmannschaften durchlief, nur noch in der Regionalliga zum Einsatz. Dort gelang dem Flügelflitzer der Sprung zum Nationalspieler. Er läuft künftig für das Heimatland seiner Mutter, die Komoren, auf.
"Ich bin sehr glücklich, wenn die Jungs zu ihren Nationalmannschaften eingeladen werden. Es tut ihnen gut, wenn sie mal raus aus dem Alltag kommen und es ein paar andere Impulse gibt", so Pal Dardai (47) zuletzt auf der Pressekonferenz vor dem Spiel gegen Karlsruhe. Ein Wunsch hat er aber doch: verletzen sollen sie nicht.
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