Stammplatz futsch? Darum saß Hertha-Kapitän Leistner nur auf der Bank
Berlin - Eine bessere Antwort hätte Hertha BSC nach dem 0:2 bei St. Pauli und einer schwierigen Woche (Wechsel von Bence Dardai, Trainerdiskussion) kaum geben können. Die rund 69.000 Zuschauer im Olympiastadion sahen ein absolutes Fußballfest. Mit der wohl jüngsten Startelf in dieser Saison schickte die Alte Dame Schalke 04 mit 5:2 nach Hause.
Schon vor dem Spiel hatte ein angefressener Pal Dardai (48) personelle Veränderungen angekündigt: Deyovaisio Zeefuik (26) ersetzte den gelbgesperrten Jonjoe Kenny (26), Jeremy Dudziak (28) feierte nach seiner langen Verletzung sein Startelf-Comeback, Ibrahim Maza (18) wirbelte im offensiven Mittelfeld und Marton Dardai (22) bildete mit Linus Gechter (20) das Abwehr-Duo.
Leidtragender: Toni Leistner (33). Herthas Kapitän musste 90 Minuten lang nur zugucken. "Eine schwierige Entscheidung", gab Dardai zu und lieferte die Begründung gleich hinterher. "Es geht um Ballbesitz, ums Spielerprofil und es geht um den Gegner. Toni bleibt unser Kapitän, aber in diesem Spiel war das wichtig."
Der 33-Jährige, in der Hinrunde oftmals noch der Feuerlöscher, musste schon in Hamburg zur Pause runter. Wie schon beim 3:2 gegen Magdeburg erhielt Gechter den Vorzug vor dem Routinier. Auch damals mit einer ähnlichen Begründung.
Demnach liegen Leistner groß gewachsene Stürmer mehr als kleine, quirlige Angreifer. Die hätte er zwar mit dem 1,94 Meter großen Bryan Lasme (25) und Doppelpacker Simon Terodde (36/1,92 Meter) bekommen, dennoch saß er nur draußen. Doch der Erfolg gibt Dardai recht, auch wenn die Berliner Defensive es Schalke leicht gemacht hat.
Hertha BSC mit Kantersieg gegen Schalke: "Wir haben im richtigen Moment die Tore gemacht"
"Wir haben sehr guten Fußball gespielt. Wir müssten schon in der 1. Halbzeit deutlich in Führung gehen. Beide Mannschaften waren, glaube ich, defensiv ein bisschen schwach. Wir haben nicht nach vorne verteidigt, sondern zu viel spekuliert", so Dardai. "In der Halbzeit habe ich die Mannschaft angepackt und gezeigt, was wir in der Woche trainiert haben."
Im Zweitliga-Duell des Tabellenelften gegen den 14. legte Hertha gleich furios los. Die Zuschauer auf der Gegen- und Haupttribüne hatten kaum die Plätze eingenommen, da zappelte die Kugel auch schon im Netz. Haris Tabakovic musste nur noch seinen Fuß hinhalten (2. Minute). Ebenso bei seinem zweiten Treffer (13.).
Dass die Führung nicht lange hielt, lag zum einen am nicht sicher wirkenden Marius Gersbeck (28) und dem naiven Verteidigen. Doppelpacker Terodde wurde es doch ziemlich leicht gemacht, Marten Winkler (22) sorgte allerdings für die erneute Führung, die Hertha nicht mehr hergab. Wieder war es Winkler, diesmal per Kopf, und der eingewechselte Florian Niederlechner (33), die den Deckel draufmachten.
"Wir haben im richtigen Moment die Tore gemacht. Man sieht, wir sind eine sehr gute Umschaltmannschaft", zeigte sich der Coach zufrieden. "Wenn ein Winkler von der 3. Liga nach einem halben Jahr Ausbildung bei uns zwei solche Tore schießt, dann lohnt es sich, sich oft mit ihm zu beschäftigen. Natürlich manchmal mit Arschtritt. Er muss das runterschlucken. So bin ich."
Titelfoto: Soeren Stache/dpa