Klartext vom Hertha-Boss: Darum wackelt tatsächlich die Lizenz
Berlin - Wie schlimm steht es um Hertha BSC? Als wäre die sportliche Situation nicht schon schlimm genug, tauchten vergangene Woche auch noch Medienberichte über einen möglichen Lizenzentzug auf.
Auf der Mitgliederversammlung nutzte ein Herthaner am Sonntag die Gelegenheit und hakte nach. Er wollte wissen, wie groß die Gefahr tatsächlich ist.
Was die Mitglieder da zu hören bekamen, dürfte ihnen allerdings gar nicht schmecken: "Ja. Wenn wir die wirtschaftliche Handlungsfähigkeit nicht nachweisen können, werden wir keine Lizenz erhalten", sprach Geschäftsführer Thomas Herrich Klartext.
Aber: "Wir sind mit Hochdruck dran und zuversichtlich, dass wir die Lizenz erhalten werden."
Knackpunkt wird sein, ob Hertha nachweisen kann, dass die kommende Saison durchfinanziert ist. Bis zum 7. Juni hat der klamme Hauptstadtklub noch Zeit, die Forderungen der DFL zu erfüllen.
"Wir sind ein Sanierungsfall", bekräftigte Herrich erneut. "Die Situation ist schwierig und herausfordernd. Wir haben in den letzten Jahren über unsere Verhältnisse gelebt und auf Strecke immer mehr ausgegeben als eingenommen."
Die Alte Dame rechnet mit einem Verlust von 65 Millionen Euro. Hinzu kommt im November die Rückzahlung der 40-Millionen-Anleihe. Da kommen die 100 Millionen von Investor 777 gerade recht, doch der knallharte Sparkurs geht weiter: "Wir wollen 30 Prozent der Kaderkosten reduzieren und dann immer noch bundesligatauglich oder - wenn es so kommt - zweitligatauglich sein. Das ist eine Herkulesaufgabe."
Kay Bernstein macht "fehlende Kontrollmechanismen" verantwortlich
Nur wie konnte es überhaupt so weit kommen? Lars Windhorst (46) hatte einst 375 Millionen Euro in den Klub gepumpt. Davon ist längst nichts mehr übrig. "Da wurden 250 Millionen Euro in vier Jahren verbrannt. Das war ein Irrsinn, der nie wieder passieren darf", so Kay Bernstein (42), der "fehlende Kontrollmechanismen" für die finanziell prekäre verantwortlich macht.
Auch Ex-Finanz-Chef Ingo Schiller (57) bekam sein Fett weg: "Wir haben Ingo Schiller mit Applaus und Standing Ovations verabschiedet. Aber die finanzielle Verantwortung dafür, wo wir heute stehen, lag bei ihm. So ehrlich müssen wir sein."
Titelfoto: Soeren Stache/dpa