Hertha feiert Reese, Weber mahnt: "Nicht blenden lassen"
Berlin - Darauf musste Hertha lange warten! Endlich aber jubeln am Ende die Fans in der Ostkurve. Das war in dieser Saison beileibe nicht immer so, denn wer sich ins Olympiastadion verirrt hat, hatte bislang nur selten etwas zu feiern.

Die Alte Dame ist zu Hause gar historisch schlecht. Acht von zwölf Heimspielen gingen vor dem Freundschaftsduell gegen den KSC verloren. Gegen die Freunde aus Karlsruhe gab es aber endlich mal auch nach dem Spiel Grund zum Feiern. Rund 63.000 Zuschauer sahen eine verdientes 3:1, auch wenn noch einmal kräftig gezittert werden musste.
"In der ein oder anderen Situation hatten wir das Quäntchen Glück. Trotzdem war es in Summe ein verdienter Sieg und der zweite in Folge, was unfassbar guttut.", so Stefan Leitl (47). "Ich bin froh, dass wir ein bisschen was zurückzahlen konnten."
Sechs Monate dauerte es, ehe Hertha endlich den Heimfluch beenden konnte - dank Fabian Reese (27). Er ist und bleibt die Berliner Lebensversicherung. Wie schon vor zwei Wochen in Braunschweig war Reese gleich doppelt zur Stelle.
Eine tolle Kombination über Michael Cuisance (25) und Sturmpartner Derry Scherhant (22) vollendete Reese sehenswert mit einem wuchtigen Schuss in die lange Ecke. Sein erster Streich. Ein Tor der Marke "Übung macht den Meister".
"Ich habe letzte Saison schon nach dem Training mit Andi Menger (Anm. d. Red./Torwarttrainer) aufs leere Tor geschossen. Es geht viel um Technik und um die Flugkurve, dass es schwer wird für den Torwart. Das hat die letzte beide Spiele gut geklappt", so der Matchwinner. "Es lohnt sich mehr zu machen."
Fabian Reese erzielt zweites Lupfer-Tor nacheinander

Kurios: Er erzielte nicht nur erneut einen Doppelpack, sondern war wieder per Lupfer zur Stelle. Zunächst fing der Top-Star eine Katastrophen-Rückgabe ab, umkurvte den weit aus dem Kasten geeilten Keeper Max Weiß (20), um dann im Strafraum ganz cool zu bleiben. "Wenn man einen Lauf hat, viel Vertrauen in seine Fähigkeiten hat, dann denkt man in dem Moment gar nicht darüber nach. Das ist Instinkt."
Bei Hertha lösten sich jetzt endgültig die Fesseln, die Hausherren erspielten sich Chance um Chance, stellten sich aber wieder einmal selbst ein Bein. Marvin Wanitzek (31) brachte die Gäste wie aus dem Nichts vom Punkt aus zurück.
"Ärgerlich, dass wir das Spiel wieder spannend gemacht haben, obwohl wir das Momentum auf unserer Seite hatten. Man hat gesehen, dass das Spiel dann hätte kippen können", so Sportdirektor Benjamin Weber (45).
Dass die Berliner am Ende dann nicht doch noch den Sieg aus der Hand gaben, lag zum einen an Tjark Ernst (21), der einen Hochkaräter vereitelte und zum anderen an Joker Luca Schuler (26), der mit dem 3:1 alles klarmachte.
Hertha kann damit kräftig durchpusten. Der Vorsprung auf den Relegationsrang beträgt damit bis spätestens Sonntagnachmittag neun Punkte. Durchdrehen wird man nach dem zweiten Sieg in Folge in Berlin aber nicht. Weber mahnt bereits: "Wir dürfen uns nicht blenden lassen, weil wir jetzt zwei Spiele gewonnen haben. Wir müssen genauso weitermachen."
Titelfoto: Soeren Stache/dpa