Hertha-Fans verwechseln die Sportart: Spiel gegen HSV kurz vor Abbruch
Berlin - Spiel, Satz und Sieg HSV: Hertha BSC hat am Samstagabend das Top-Spiel der 2. Bundesliga nach einer Mega-Unterbrechung mit 1:2 gegen den Hamburg SV verloren und wohl die letzte Aufstiegschance verspielt.
Unrühmliche Szene der Partie war zweifelsohne die halbstündige Unterbrechung, die die Fans der Alten Dame verursachten und das Spiel damit an den Rand eines Abbruchs brachten.
Schiedsrichter Daniel Schlager (34) bewies viel Geduld, musste dann aber doch zum äußersten Mittel greifen und die Spieler in die Katakomben schicken, weil die Ballwürfe nicht aufhörten.
Erst nach sage und schreibe 32 Minuten konnte das Match wieder aufgenommen werden - mit einer kurzen Aufwärmphase für die Kicker. Wären zu diesem Zeitpunkt erneut Filzkugeln geflogen, wäre es wohl vorbei gewesen. Ein Spielabbruch wäre "theoretisch möglich gewesen", erklärte Schlager nach Abpfiff am Sport1-Mikrofon.
Bereits seit Wochen gibt es in den Bundesliga-Stadien immer wieder Fan-Proteste gegen den geplanten Investoren-Einstieg bei der Deutschen Fußball Liga (DFL). So fliegen immer wieder die besonders zur Weihnachtszeit beliebten goldenen Schoko-Taler aufs Spielfeld oder Tennisbälle.
Tennis gilt als Sport der besser betuchten, sodass die gelben Filzbälle als Symbol für die befürchtete Kommerzialisierung der Bundesliga stehen. Und sie haben den Vorteil, dass sie weit fliegen. So gelang es den Schlachtenbummlern die kleinen Kugeln sogar bis über die Tartanbahn im Olympiastadion auf den grünen Rasen zu befördern.
Mehr als 30-Minütige Unterbrechung nach Tennisball-Würfen im Olympiastadion
Den Anfang machten die HSV-Fans Mitte der ersten Halbzeit und sorgten für eine erste kurze Spielunterbrechung. Was sich die Anhänger der Spree-Athener in der Ostkurve in Durchgang zwei leisteten, ging dann für viele aber zu weit. "Das ging mir deutlich zu lange", erklärte Hertha-Geschäftsführer Thomas Herrich (59) im Anschluss, zeigte aber auch Verständnis für die Proteste.
Auch Hertha-Coach Pal Dardai (47) machte sich Sorgen und ging persönlich in die Kurve: "Ich habe mit den Fans gesprochen, das wollten sie auch nicht. Da haben sie Wort gehalten", sagte er über einen drohenden Abbruch.
Mit Wiederaufnahme entwickelte sich sogar noch ein sehr ordentliches Fußballspiel, mit Chancen auf beiden Seiten. Letztendlich sicherten sich die Gäste aus Hamburg mit einem Joker-Tor von Ludovit Reis (23) die drei Punkte, nachdem Haris Tabakovic (29) zuvor die Führung durch Miro Muheim (25) noch ausgleichen konnte.
Am Ende einer äußerst enttäuschenden Woche, mit dem geplatzten Pokal-Traum gegen Kaiserslautern, standen die Blau-Weißen ohne Punkte da und müssen aufpassen, dass sie nicht noch einmal in den Abstiegsstrudel geraten. Zudem droht dem finanziell angeschlagenen Verein eine empfindliche Strafe.
Titelfoto: Soeren Stache/dpa (Bildmontage)