Hertha atmet auf: "Wir waren einfach mal dran!"
Berlin - Fußball ist ein komischer Sport. Vergangene Woche noch war Hertha BSC die Lachnummer der 2. Liga. Selbst das leere Tor traf der Krisen-Klub nicht mehr. Beim Abstiegsgipfel in Braunschweig aber schießt sich die Alte Dame mit dem 5:1 den Frust von der Seele und kann erstmal durchatmen.

"Wir sind super glücklich", so Stefan Leitl (47), der im vierten Spiel endlich den ersten Sieg bejubeln durfte. "Wir haben von der ersten Minute an ein richtig gutes Auswärtsspiel gezeigt. Wir waren sehr diszipliniert, sehr griffig, sehr intensiv und haben unsere Torchancen genutzt."
Apropos Torchancen! Vergab Hertha gegen Schalke jede noch so gute Gelegenheit beinah kläglich, spielten sie sich in Braunschweig teilweise in einen Rausch. Der Unterschied: Hertha zeigte sich endlich vor dem Kasten effektiv.
"Wir haben die Situation angenommen und diesmal auch zum richtigen Zeitpunkt die Tore gemacht", sagte Sportdirektor Benjamin Weber. "Heute waren wir einfach mal dran!"
Vor allem Doppelpacker Fabian Reese (27) und Derry Scherhant (22) waren kaum zu greifen. Reese war es auch, der schon früh die Zeichen auf Sieg setzte (9. Minute). Ein Doppelschlag vor der Pause (Scherhant, Eigentor Nikolaou) überzeugten dann wohl auch die letzten Zweifler, denn auch nach dem Seitenwechsler machte Hertha weiter. Erst traf Reese sehenswert (69.), dann markierte der eingewechselte Marten Winkler (90.+2) den Endstand.

Hertha BSC sendet Ausrufezeichen im Abstiegskampf

Nach sieben sieglosen Spielen sendet die Alte Dame ein ganz wichtiges Ausrufezeichen im Abstiegskampf: Die Berliner sind wieder da!
Statt das Abstiegsgespenst noch näher an sich ranzulassen und mit Braunschweig nach Punkten gleichzuziehen, baut die bis dato schlechteste Mannschaft der Rückrunde den Vorsprung auf den Relegationsrang auf sechs Punkte aus.
Dass den Spielern eine deutliche Last von den Schultern fiel, bemerkte man vor allem nach Schlusspfiff. In der Kabine wurde Musik aufgedreht. "Wenn du 5:1 auswärts gewinnst, dann ist es klar, dass eine gewisse Erleichterung da ist", so Leitl.
"Die Stimmung ist gut, aber es ist nicht so, dass wir völlig ausflippen. Es war ein wichtiger Sieg. Die 2. Liga ist unfassbar schwer zu spielen. Jetzt geht es darum, diese Leistung mit in die Länderspielpause zu nehmen, weiter gut zu arbeiten und dann gut aus der Länderspielpause rauszukommen."
Titelfoto: Swen Pförtner/dpa