Drama-Queen Hertha BSC: Dieser Abstieg ist das Ergebnis der letzten vier Jahre!

Berlin - Dieser Last-Minute-Abstieg ist so Hertha! Wenn schon absteigen, dann dramatisch! Bis zur 94. Minute sah es nach einem kitschigen Drehbuch aus.

Pal Dardai (47, r.) konnte diesmal den Abstieg nicht verhindern. Keeper Oliver Christensen (23, 2.v.r.) muss getröstet werden. (Bildmontage)
Pal Dardai (47, r.) konnte diesmal den Abstieg nicht verhindern. Keeper Oliver Christensen (23, 2.v.r.) muss getröstet werden. (Bildmontage)  © Soeren Stache/dpa

Über 70.000 Zuschauer strömten ins Olympiastadion, um noch einmal ihre Hertha zu sehen und sorgten nebenbei - trotz dieser erneuten Katastrophen-Saison - für einen Zuschauerrekord. Getragen vom Publikum und angeführt von Kevin-Prince Boateng (36), der die Mannschaft als Kapitän aufs Feld führte, hauten die Berliner noch einmal alles raus.

Lucas Tousart (26/64. Minute) verwandelte mit dem ersten Eckballtor der Saison das Olympiastadion in ein Tollhaus. Tief in der Nachspielzeit versetzte aber Keven Schlotterbeck (26/90.+4) den Herthanern mit dem 1:1 gegen Bochum einen Stich ins Herz. Ausgerechnet ein Ex-Unioner schießt Hertha in Liga zwei.

"Das Tor lag in der Luft", sagte Pal Dardai auf der Pressekonferenz. "Ich habe schon im Hinterkopf gedacht: Wenn wir nicht das 2:0 machen, wird es schwer. So tut es natürlich weh, aber ich habe im Fußball schon so vieles erlebt. Gutes und Schlechtes."

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Man könnte auch meinen er ist schon lange genug bei der Alten Dame. Gefühlt kaum ein Verein in der Bundesliga schafft es derart häufig sich doch noch um den Lohn zu bringen. Typisch Hertha eben!

Alte Dame wollte hoch hinaus und ist tief gefallen

Dodi Lukebakios (25) vermeintlicher Führungstreffer zählte nach Videobeweis doch nicht.
Dodi Lukebakios (25) vermeintlicher Führungstreffer zählte nach Videobeweis doch nicht.  © JOHN MACDOUGALL / AFP

"Frustrierend und enttäuschend trifft es ganz gut", fasste Sportdirektor Benjamin Weber (43) den Spielverlauf zusammen. "So ehrlich muss man aber auch sein: Es ist dann auch ein Spiegelbild der ganzen Saison, dass dieses Ding zum Schluss dann auch noch reinfällt."

Allein in dieser Saison mussten die Berliner dreimal spät in der Nachspielzeit noch ein Gegentor schlucken. Ohne das Last-Minute-Drama hätten sie fünf Zähler mehr auf dem Konto.

Trainer und Sportdirektor haben mit ihrer Einschätzung "Hertha ist nicht heute" abgestiegen recht. Der Verein hat aber auch vier Jahre darauf hingearbeitet.

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Jürgen Klinsmann, Facebook Live, die Klinsmann-Tagebücher, das Kalou-Video, Dardais zweifache Rückkehr, Neuanfang, Bobic-Aus, Windhorst-Affäre: Was der Hauptstadtklub in dieser kurzen Zeitspanne alles erlebt hat, erleben andere Vereine nicht in 20 Jahren. Sportlicher Fortschritt war leider nicht dabei.

Trotz 374 Millionen Euro folgte auf einer Katastrophen-Saison die nächste. Nachdem zunächst Bruno Labbadia (57), im Jahr darauf Pal Dardai unter größtmöglicher Kraftanstrengung und Felix Magath (69) Hertha in der Relegation in der Liga halten konnten, ist dieser Abstieg die logische Konsequenz der letzten Jahre.

Die Alte Dame wollte hoch hinaus und ist tief gefallen. Von den Windhorst-Millionen ist längst nichts mehr übrig. Stattdessen muss der Klub sogar um die Lizenz zittern. "Wir haben insgesamt einfach viel zu viele Fehler gemacht. Das ist dann der eine zu viel in der Nachspielzeit", so Weber.

Pal Dardai lässt seine Zukunft bei Hertha BSC offen

An ihm lag es nicht: Kevin-Prince Boateng (36) war einer der auffälligsten Herthaner auf dem Platz.
An ihm lag es nicht: Kevin-Prince Boateng (36) war einer der auffälligsten Herthaner auf dem Platz.  © JOHN MACDOUGALL / AFP

Wie es nun weitergeht, ist nicht nur deswegen völlig unklar. Dardai, für Fans und Verein die Wunschlösung, ließ seine Zukunft offen.

Klar ist aber auch: Es wird mit oder ohne Dardai radikale Veränderungen geben. Hertha braucht dringend Transfereinnahmen. Dodi Lukebakio (25), Lucas Tousart (26) und teure Missverständnisse wie Krzysztof Piatek (28) versprechen noch die größten Transfererlöse. Sie werden wohl kaum den Berliner Weg in die 2. Liga mitgehen.

"So kacke das jetzt alles ist, ab morgen geht es weiter. Es ist ein Szenario, auf das wir uns leider die letzten Wochen vorbereiten konnten und leider auch mussten. Jetzt ist es Fakt", so Weber, der nun gefordert ist. In acht Wochen rollt der Ball im Unterhaus wieder.

Dardai gibt schon einmal die Richtung vor: "Wir müssen hart arbeiten. Dann wird es eine schöne Zukunft sein."

Titelfoto: Soeren Stache/dpa

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