Das neue "Wir"-Gefühl: Ein Mannschaftsabend für Herthas Klassenerhalt?
Berlin - Plötzlich ist wieder Licht am Ende des Tunnels. Stand Hertha BSC nach der dritten Derby-Schmach nacheinander, schon mit einem Bein in der 2. Liga, haben die Berliner nach dem 1:0 beim FC Augsburg wieder alle Trümpfe in der eigenen Hand.
Vier Spieltage vor Schluss steht die Alte Dame wieder über dem Strich. Viel wichtiger war aber die Art und Weise.
Die Blau-Weißen haben endlich den Abstiegskampf angenommen, traten als eine echte Einheit auf. Sie kratzten und bissen, jeder half dem anderen.
Bezeichnend: Nach dem Schlusspfiff bildete die Mannschaft im eigenen Strafraum einen Spielerkreis, feierten gemeinsam den immens wichtigen Dreier. Gerade dieser Zusammenhalt, der in den Wochen zuvor so schmerzlich vermisst wurde, könnte noch zum entscheidenden Faktor werden.
Schon am Mittwoch hatte sich das Team mit einem gemeinsamen Essen auf die kommenden Aufgaben eingeschworen.
"Wir hatten die natürlich bittere Niederlage gegen Union schon am Sonntag aufgearbeitet und uns dann die ganze Woche auf Augsburg vorbereitet, auch mit einem Mannschaftsabend. Wir haben uns zusammengesetzt, miteinander gesprochen und dann auch noch gemeinsam das Champions-League-Spiel (Anm. d. Red: Atlético Madrid - Manchester City) geguckt", sagte Felix Magath (68) nach dem Sieg in Augsburg.
Hertha BSC will gegen Stuttgart und Bielefeld nicht nachlassen
"Man hat gesehen, dass wir damit auf den richtigen Weg gekommen sind. Das war eine geschlossene Mannschaftsleistung und Kampf, so wie es sich für eine Mannschaft gehört, die im Tabellenkeller steht."
Für die Herthaner heißt es nun: nicht nachlassen! Denn nach dem Abstiegskrimi ist vor dem Abstiegskrimi. Mit dem VfB Stuttgart und Arminia Bielefeld warten gleich die nächsten beiden Kellerduelle auf die Berliner. Sowohl für Hertha als auch Stuttgart oder Bielefeld geht es dann fast schon um alles.
Dann braucht es erneut so eine kämpferische Leistung, denn schon nach dem 3:0 gegen die TSG 1899 Hoffenheim dachte man, Hertha hätte den Abstiegskampf endlich angenommen. Gegen Bayer Leverkusen (1:2) und im Derby gegen den 1. FC Union Berlin (1:4) folgte dann aber die Ernüchterung. Allzu euphorisch wird man in Charlottenburg wohl ohnehin nicht.
"An unserer Situation hat sich bis auf die drei Punkte wenig verändert. Wir sind genauso unter Druck wie vor dem Spiel. Wir können uns deswegen nicht zurücklehnen. Das haben wir spätestens aus Hoffenheim gelernt", hält Magath die Konzentration weiter hoch. "Es gibt für mich gar keine Zweifel, dass wir auch nächste Woche genauso intensiv weiterarbeiten. Nur wenn wir so auftreten, wie in Augsburg, können wir auch im Heimspiel gegen Stuttgart bestehen."
Titelfoto: Stefan Puchner/dpa