Hertha droht linker Super-Gau: Bleibt Plattenhardt jetzt doch?
Berlin - Dieser Abgang tut richtig weh! Nach elf Jahren verlässt Maximilian Mittelstädt (26) Hertha BSC. Statt 2. Liga bleibt er im Oberhaus. Der Linksverteidiger wechselt zum VfB Stuttgart - zum Schnäppchenpreis.
Statt der zunächst kolportierten drei Millionen Ausstiegsklausel liegt diese laut Kicker bei nur einer halben Million Euro. Dabei hat der 26-Jährige erst im Winter, inklusive Video und mit großem Tamtam, seinen Vertrag bis 2027 verlängert.
Zu diesem Zeitpunkt war die Alte Dame mit 14 Zählern auf Platz 15. Punktgleich mit seinem jetzigen Arbeitgeber Stuttgart und nur einen Punkt vor Bochum auf einen direkten Abstiegskampf. Auch wenn die Grundstimmung in Berlin eine andere war: Ein Abstieg war kein unrealistisches Szenario.
"Es war immer mein Wunsch, für die Alte Dame zu spielen. Die Vertragslaufzeit unterstreicht die gegenseitige Wertschätzung", verkündete Mittelstädt noch im Januar. Sie hielt dann doch nur bis zum Abstieg und zeigt mal wieder, wie schnell es im Fußball geht.
Dass sich das Eigengewächs nach über einem Jahrzehnt Vereinszugehörigkeit dazu entscheidet nicht den Weg in die 2. Liga mitzugehen, sondern eine neue Herausforderung sucht, ist nachvollziehbar. Zumal er sich seit Jahren einen Dauerzweikampf mit Marvin Plattenhardt (31) liefert. Der groß inszenierte Treueschwur wenige Monate zuvor hinterlässt jedoch einen faden Beigeschmack.
Marvin Plattenhardt wurde bei Hertha BSC noch nicht verabschiedet
Hertha wiederum steht nun vor einem großen Problem. Hatte man zu Saisonbeginn noch drei bzw. vier Linksverteidiger, könnten sie zum Trainingsauftakt am 26. Juni sogar keinen einzigen mehr haben. Fredrik Björkan (24) kehrte nach seiner missglückten Leihe endgültig in seine Heimat zurück, Nachwuchs-Hoffnung Lukas Ullrich (19) zog es nach Gladbach und Mittelstädt zum VfB.
Bleibt nur noch Plattenhardt. Der Vertrag des Hertha-Kapitäns läuft Ende Juni aus. Verabschiedet wurde der 31-Jährige allerdings noch nicht. Bleibt der letztjährige Hertha-Retter der Alten Dame doch noch treu?
Die Tür war erst zu, dann wieder auf, später eher wieder zu und dürfte jetzt wieder offen stehen. Im Grunde genommen muss Hertha mit dem siebenfachen Nationalspieler verlängern. Der Freistoßkünstler, seit neun Jahren nun schon im Verein, müsste zwar zur zu drastischen Gehaltsabzügen bereit sein, ist vermutlich aber immer noch günstiger, als zwei neue Linksverteidiger zu verpflichten.
Kurios: Mit Luca Netz (20) und Ullrich hatten die Berliner die Nachfolger schon längst gefunden. Der ewige Zweikampf auf der linken Seite (sowie die bessere Bezahlung) trieb aber beide nach Gladbach. Jetzt könnte Hertha ohne Linksverteidiger dastehen.
Titelfoto: Soeren Stache/dpa