Hallescher FC erinnert an Feuerinferno in Eindhoven vor 50 Jahren: "Er ist für den HFC gestorben"
Halle (Saale) - Es ist ein trauriges Jubiläum für den Halleschen FC! Vor genau 50 Jahren kam es im Vorfeld einer Europapokal-Partie in einem Hotel im niederländischen Eindhoven zu einer Brandkatastrophe, die elf Menschen das Leben kostete, darunter ein Spieler aus den eigenen Reihen. Nicht nur der Klub selbst, auch die MDR-Sportsendung "Sport im Osten" erinnert an die Tragödie.
Eigentlich sollte es das sportliche Highlight für den Halleschen FC Chemie, wie er damals noch hieß, werden. Man hatte sich nach vielen Jahren Abstiegsangst im Jahr 1971 auf Platz 3 in der DDR-Oberliga-Tabelle gekämpft und somit für den Europapokal qualifiziert. In der ganzen Stadt brach Fußballfieber aus.
Der zugeloste PSV Eindhoven war ein schwerer Gegner, doch davon wollte sich die Mannschaft des HFC nicht entmutigen lassen. Nach einem 0:0-Hinspiel am 15. September 1971 in Halle reiste das Team knapp zwei Wochen später in die Niederlande.
Frohen Mutes, denn um die Sensation für die Hallenser perfekt zu machen, hätte im Rückspiel am 29. September ein 1:1 gereicht. "Wir haben uns selber Mut gemacht", so HFC-Klublegende Klaus Urbanczyk (81) im MDR-Beitrag. Doch am Ende dieser Reise sollte das Spiel niemals stattfinden.
Zwei Tage zuvor war man in das Hotel "Silbernes Seepferd" in Eindhoven eingecheckt. Am Morgen des 28. September gegen 5 Uhr wurde die Mannschaft von dem verhängnisvollen Großbrand aus dem Schlaf gerissen.
Das Gebäude, in dem zu der Zeit 86 Gäste untergebracht waren, brannte schnell lichterloh – es begann ein Kampf um Leben und Tod.
Wären sie länger im Fahrstuhl geblieben, wären sie vermutlich verbrannt
Über mehrere Stockwerke verteilt versuchten die Spieler, ihre Kameraden und andere Gäste zu wecken und Fluchtwege zu finden. Einige Spieler wollten über den Fahrstuhl ins Erdgeschoss gelangen, doch dort schlugen ihnen die Flammen ebenso entgegen.
"Wir haben das Inferno gesehen und sind wieder hochgefahren. Und kurze Zeit später knallte es und dann war der Strom weg", erzählt der ehemalige Verteidiger Wolfgang Schmidt (69). Glücklicherweise hatten sie den Aufzug vorher verlassen.
Das Hotel hatte keine Feuertreppe, die verzweifelten Menschen waren gezwungen über das Dach zu klettern oder aus dem Fenster zu springen. Damals habe es geheißen, dass die Feuerwehr viel zu spät eingetroffen sei.
Auch Urbanczyk und sein Kollege Erhard Mosert (70) wagten den Sprung aus den oberen Stockwerken in die Tiefe. Schwer verletzt schleppte er sich zu den Rettungskräften und habe immer wieder "Null Rhesusfaktor positiv" gerufen, bevor er schließlich schwer verletzt zusammenbrach. So konnte ihm jedoch schnell geholfen werden.
Auch Mosert und einer der Betreuer erlitten schwere Verletzungen, doch der HFC hatte auch ein Todesopfer zu beklagen. Der 21-jährige Wolfgang Hoffmann war eigentlich schon auf dem Weg ins Freie gewesen, sei aber zurück in sein Zimmer gegangen, um seine Sachen zu holen, und dort erstickt.
Besonders tragisch: Der junge Mathematikstudent war erst im letzten Moment vor der Abreise in den Kader gerutscht. "Das macht die Sache noch bitterer", so Schmidt.
Die Bilanz der Feuernacht: Elf Tote, Dutzende Verletzte und der Europapokal-Rücktritt
Insgesamt sind in den Flammen elf Menschen ums Leben gekommen und Dutzende verletzt worden – die genaue Brandursache konnte nie geklärt werden. In der DDR-Nachrichtensendung "Aktuelle Kamera" war von einer Gasexplosion in den Küchenräumen des Hotels die Rede.
Das Rückspiel gegen den PSV wurde vom HFC komplett abgesagt, die meisten Spieler traten zwei Tage nach der Katastrophe die Heimreise an. Nicht nur, dass es in den folgenden Jahren sportlich bergab ging, für Urbanczyk und Mosert sollte die Profikarriere nur wenige Jahre später enden. Dennoch gingen sie alle als Helden, die auch andere Gäste in Sicherheit brachten, in die Geschichte ein.
Das Erlebte prägte die damals noch jungen Fußballer nachhaltig. "Wenn ich heute ein Hotel betrete, da sehe ich als Erstes nach: wo ist der Notausgang, wo komme ich am günstigsten aus diesem Hotel raus und in welcher Höhe schlaf ich", so Urbanczyk.
Anlässlich des 50. Jahrestags dieses so schlimmen Erlebnisses enthüllt der Hallesche FC am Dienstag einen Gedenkstein in der Kantstraße in Halle und will so an die Tragödie und Wolfgang Hoffmann erinnern. "So bitter das jetzt klingt, er ist für den HFC gestorben", sagt auch Schmidt. Deshalb dürfe man ihn nicht vergessen.
Der komplette Beitrag über das verheerende Unglück vor einem halben Jahrhundert ist in der MDR-Mediathek abrufbar.
Titelfoto: Bildmontage / Screenshot/MDR-Mediathek