"Abstiegskampf pur": Die Gründe für die Krise beim Halleschen FC

Halle - Die Fans zitieren die Spieler an den Zaun, der Trainer spricht Tacheles - der Hallesche FC ist voll im Abstiegskampf der 3. Liga angekommen, ohne selbst übertriebene Panikmache zu betreiben.

Ernüchtert: HFC-Trainer Sreto Ristic (47) kann mit den derzeitigen Leistungen seines Teams nicht zufrieden sein.
Ernüchtert: HFC-Trainer Sreto Ristic (47) kann mit den derzeitigen Leistungen seines Teams nicht zufrieden sein.  © Hendrik Schmidt/dpa

Wenn die Akteure des grünen Rasens nach Spielschluss zum Rapport an den Zaun müssen, ist das meist ein untrügliches Zeichen für eine Krise.

Genau in einer solchen steckt der Hallesche FC in der 3. Liga, wo sie auf dem vorletzten Tabellenplatz abgerutscht sind. Acht Punkte nach zehn Spieltagen ist die schlechteste Bilanz der Hallenser Drittliga-Geschichte.

Und die Konsequenz aus fünf sieglosen Partien in Folge. Dennoch berichtete Spielführer Jonas Nietfeld (29) nach Abpfiff und Dialog mit den Fans am Zaun am MagentaSport-Mikrofon recht geordnet:

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"Der harte Kern steht hinter uns [...], sie sehen, dass wir kämpfen, das honorieren sie."

An der Einstellung liegt es nicht, dass die Hallenser seit dem Auftaktsieg im Tabellenkeller festhängen. Die Moral stimmte auch am Sonntag gegen Münster, als der HFC trotz früheren Rückstandes weiter mutig nach vorne spielte, zu Torchancen kam und zu Beginn der Halbzeit den 1:3-Anschlusstreffer erzielte.

Am Ende stand unter dem Strich dennoch eine krachende 1:4-Pleite in einem Heimspiel gegen einen Aufsteiger. Trainer Sreto Ristic (47) sprach auf der anschließenden Pressekonferenz von der "schlechtesten Halbzeit, seitdem ich hier bin".

HFC: Defensive Probleme und Ausfälle von Leistungsträgern wie Niklas Kreuzer und Niklas Landgraf

Geschlagen: Halle-Keeper Sven Müller (27, hier im Spiel gegen Aue) erwischte gegen Preußen Münster zum ersten Mal diese Saison keinen guten Tag.
Geschlagen: Halle-Keeper Sven Müller (27, hier im Spiel gegen Aue) erwischte gegen Preußen Münster zum ersten Mal diese Saison keinen guten Tag.  © PICTURE POINT / S. Sonntag

Besonders die Defensive ist die Achillesferse der Saalestädter. 23 Gegentoren bedeuten die meisten der Liga, der HFC ist das einzige Team, das diese Saison noch nicht zu null spielte.

Ristic: "Nur Fußballspielen reicht einfach nicht in dieser Liga. Die ist brutal, die bestraft in jeder Sekunde."

Diesmal war es der von Dynamo Dresden zurückgekehrte Keeper Sven Müller (27), der beim ersten Gegentor patzte und beim zweiten übermotiviert aus seinem Kasten kam. An ihm die Gegentorflut festzumachen, wäre zu einfach.

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Dem aus offenbar mit einigen Störgeräuschen verpflichtete Sebastian Zieleniecki (28) merkt man nach langer Verletzungspause die fehlende Schnelligkeit im Kopf und auf den Beinen an.

Er ist die Vertretung für Stamm-Innenverteidiger Niklas Landgraf (27), der mit einer Bänderverletzung im Knie länger fehlt und nicht zu ersetzen ist. Gleiches gilt für den mit der Diagnose Hodenkrebs auf unbestimmte Zeit fehlenden Rechtsverteidiger Niklas Kreuzer (30), der auch offensiv wichtig war.

Doppelt bitter: Der als Ersatz verpflichtete Marvin Ajani (30) verletzte sich kurz nach seiner Ankunft schwer am Knie. Linksverteidiger Nico Hug (24), vergangene Spielzeit Leistungsträger, fehlt nach Syndesmosebandanriss der Rhythmus.

3. Liga: Dominic Baumann spielt oft den Alleinunterhalter, kein Tor durch einen offensiven Außenspieler

Auf sich gestellt: Stürmer Dominic Baumann (28, l., im Testspiel gegen Lok), ist bislang eine volle Verstärkung, aber oft Einzelkämpfer im Angriff.
Auf sich gestellt: Stürmer Dominic Baumann (28, l., im Testspiel gegen Lok), ist bislang eine volle Verstärkung, aber oft Einzelkämpfer im Angriff.  © PICTURE POINT / S. Sonntag

Doch auch offensiv ist gewaltig Luft nach oben, speziell von den Außenspielern fehlt fernab der Hereingaben auf Sechs-Tore-Neuerwerb Dominic Baumann (28) die eigene Torgefahr. Die 14 Ligatreffer wurden bisher ausschließlich durch Zentrumsspieler erzielt.

Hinzu kommt Pech mit dem Spielplan: Die für das kommende Wochenende angesetzte Partie bei der U23 des SC Freiburg wird verlegt, da die Breisgauer zahlreiche U-Nationalspieler für die anstehenden Länderspiele abstellen.

Für die Hallenser bedeutet das eine weite Auswärtsfahrt unter der Woche in der dunklen Jahreszeit - und das ausgerechnet gegen einen direkten Konkurrenten um den Klassenerhalt. Ein neuer Termin steht weiterhin nicht fest.

Vielleicht tut es dem Team auch ganz gut, zwei komplette Trainingswochen zu haben, um am Defensivverhalten und Torabschlüssen über die Außenpositionen zu arbeiten.

Zumindest die Marschroute ist allen in Halle klar: "Es ist ab jetzt Abstiegskampf pur. Wir werden in den kommenden Wochen und Monaten mit aller Kraft gegen den Abstieg arbeiten müssen", gab Ristic die Devise nach der Münster-Pleite aus.

Er selbst steht dank der starken Rettung im Frühjahr und der nötigen Bodenhaftung in Halle nicht zur Disposition.

Titelfoto: Bildmontage: Hendrik Schmidt/dpa

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