Zoff, Vorwürfe und Kleinkrieg beim FSV: Was steckt dahinter?

Zwickau - Der FSV Zwickau hatte gerade die notwendigen Nachweise in Höhe von 1,365 Mio. Euro für die Drittligalizenz erbracht und konnte erleichtert aufatmen, bis die Bombe platzte: Vorstandschef Tobias Leege, Gremiumsmitglied Toralf Wagner und Olaf Albrecht, Geschäftsführer der FSV Zwickau Spielbetriebsgesellschaft mbH, schmeißen hin.

Sie sind ab 1. Juli nicht mehr beim FSV tätig: Vorstand Toralf Wagner (51, l.), der Geschäftsführer der Spielbetriebsgesellschaft mbH Olaf Albrecht (54) und Vorstandssprecher Tobias Leege (45).
Sie sind ab 1. Juli nicht mehr beim FSV tätig: Vorstand Toralf Wagner (51, l.), der Geschäftsführer der Spielbetriebsgesellschaft mbH Olaf Albrecht (54) und Vorstandssprecher Tobias Leege (45).  © FSV/PR

Es dürfte der Höhepunkt einer über zwölf Monate dauernden internen Fehde zwischen Aufsichtsrat und Vorstand sein.

Welche langfristigen Konsequenzen damit verbunden sind, ist nicht absehbar, wohl aber die gegenwärtigen Auswirkungen. Wichtig: Die Zulassung für die Drittliga-Saison 2022/23 ist nicht in Gefahr.

Aber: Der erhoffte Investoren-Einstieg zerschlug sich durch den Rückzug. Der Abschied des Trios besiegelt das Aus für den erhofften warmen Geldregen, "da die Fortsetzung der Arbeit des scheidenden FSV-Managements Voraussetzung der Mehrheit der potenziellen Investoren für eine Beteiligung an der FSV Zwickau Spielbetriebsgesellschaft mbH war", so die Verlautbarung in der gemeinsamen Erklärung.

Wie sieht die Zukunft des FSV Zwickau aus?
FSV Zwickau Wie sieht die Zukunft des FSV Zwickau aus?

Dabei hatte Leege vor Kurzem noch signalisiert, sich einen Verbleib vorstellen zu können - unter Bedingungen. Nun lieferten er und seine zwei Mitstreiter "unterschiedliche Vorstellungen zur Vereinsentwicklung und zur Vereinsführung" sowie Differenzen "zwischen handelnden Personen im neu gewählten Aufsichtsrat und des aktuellen Vorstandes" als Begründung.

Der FSV Zwickau verkündet den Weggang der drei Vorstände

Vorwürfe gegen den FSV-Vorstand konnten widerlegt werden

Dabei war das Tischtuch zwischen Aufsichtsrat und Vorstand seit Längerem zerschnitten. Aus internen Dokumenten, die TAG24 vorliegen, geht hervor, dass ein Mitglied den Vorwurf erhob, Toralf Wagner habe sich an einer Hotelrechnung in Höhe von 770 Euro zuungunsten des FSV bereichert. Außerdem hätten weitere Vorstände sich an Fanshop-Artikeln bereichert.

Jene Vorwürfe stellten sich als haltlos heraus, woraufhin sich der Vorstand "diskreditiert und kompromittiert" sah, wie aus einem anwaltlichen Schreiben (Dokument liegt TAG24 ebenfalls vor) hervorgeht, in dem der damalige Aufsichtsratschef Ingo Kursawe aufgefordert wird, den Namen des Aufsichtsratsmitglieds preiszugeben, der die anonymen Anschuldigungen übermittelte. Das unterblieb.

Zudem wurde Vertriebsvorstand Wagner am 12. Dezember auf der Aufsichtsratssitzung abberufen. Leege verkündete daraufhin am 4. Januar dieses Jahres per Mail (liegt TAG24 vor), sich beim Handelsregister als Vorstand, Finanzverantwortlicher sowie Geschäftsführer der ausgegliederten Profiabteilung auszutragen, da "mit der Abberufung von Toralf Wagner weder weiterer wirtschaftlicher Sachverstand noch Know-how sowie vor allem Zeitressourcen insbesondere zur Ansprache von potenziellen Investoren" vorhanden seien und eine angestrebte Sanierung "mangels Manpower keinen Sinn" ergibt.

Der Aufsichtsrat präsentierte am Pfingstsamstag mit Lars Schauer bereits einen Nachfolger, der mit dem 1. Juni einstieg - zwei Tage, bevor Leege & Co. ihren Rückzug veröffentlichten. Von Juni 2017 an fungierte er für ein halbes Jahr als kaufmännischer Geschäftsführer des damals finanziell angeschlagenen Chemnitzer FC, bevor dieser im April 2018 Insolvenz anmeldete.

Titelfoto: FSV/PR

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