"Ruß-Zwigge" Aufwendige FSV-Choreo bringt selbst den Gegner zum Staunen
Zwickau - Auf Steinkohle gebaut: Unter diesem Motto haben die Zwickauer Ultras von "Red Kaos" letzten Sonntag gegen TSV 1860 München der langjährigen Bergbautradition ihrer Stadt gehuldigt. Es war ein Augenschmaus, was sie im Block E5 mit viel Liebe zum Detail darboten.
Da bekam selbst der Gegner große Augen, wie FSV-Angreifer Ronny König verrät. "Ich stand mit Sascha Mölders vor Anpfiff an der Mittellinie. Er hat gestaunt, was da aufgefahren wurde. Hut ab, das sieht man nicht alle Tage!", zollt König dem eigenen Anhang Respekt.
Der investierte über 1000 Arbeitsstunden und einen mittleren vierstelligen Betrag in die Choreographie, die eigentlich schon gegen Waldhof Mannheim geplant war, wegen zu starkem Wind aber ins neue Jahr verlegt wurde.
Im Mittelpunkt stand der Steinkohlebergbau. Die Fantribüne war mit schwarzen Papptafeln bedeckt, um die verrußte Stadt nachzuempfinden. Über die komplette Breite des Blocks hingen Banner, die die ehemalige Kokerei August Bebel sowie Bergarbeiter, Fabrikhallen und Schornsteine abbildeten.
Um dem ganzen Leben einzuhauchen, zündeten die Ultras schwarze Rauchtöpfe, die so platziert waren, dass es aus den Fabrikschloten qualmte.
In der Mitte hing ein Transparent mit der Überschrift "Ruß-Zwigge", wie die Industriemetropole einst landläufig hieß. Dahinter wurden bengalische Fackeln als Fabrikfeuer gezündet.
FSV-Bereichsleiter Schade: "Es war Gänsehaut pur"
Eine beeindruckende Hommage, gelebte Geschichte! "Es war Gänsehaut pur, ließ niemanden kalt", meint Jörg Schade (47), Bereichsleiter Sport & Spielbetrieb beim FSV Zwickau.
Er selbst wuchs in direkter Nähe zur ehemaligen Kokerei im Stadtteil Schedewitz auf. "Da durfte man die Wäsche nicht auf die Leine hängen, sonst wurde sie schwarz", erinnert sich Schade. Sein elfjähriger Sohn kennt's nur vom Hörensagen, erlebte die Choreo aber in der E5 mit.
Bei den Älteren weckte das Ganze derweil Erinnerungen an längst vergangene Zeiten. "Viele Fans haben positiv darauf reagiert, manche hatten Tränen in den Augen", berichtet Schade. Einzig der DFB dürfte "not amused" sein und einen mittleren vierstelligen Betrag in Rechnung stellen. Schade: "Hier appellieren wir im Sinne eines authentischen Fußballs an den Verband."
Zumal Frankfurt am Main am Dienstag dem Hamburger SV als erstem Profiklub gestattete, übermorgen gegen Karlsruhe kontrolliert Pyrotechnik abzubrennen.