Joe Enochs spricht über Aus beim FSV Zwickau: "Sieg hätte nichts geändert"
Zwickau - Eine Trainer-Ära beim FSV Zwickau ist zu Ende gegangen. Joe Enochs (51) hat sich am Dienstagvormittag nach etwas mehr als vier Jahren und sieben Monaten von seiner Mannschaft und der Geschäftsstelle verabschiedet, nachdem er tags zuvor von Geschäftsführung und Vorstand beurlaubt wurde.
Enochs begann die Woche mit der Anfertigung der Videoanalyse des nächsten Gegners MSV Duisburg, als ihn die böse Überraschung ereilte: "Das kam unerwartet, denn ich glaube nach wie vor an die Mannschaft, was ich ihr so mitgeteilt habe. Ich bin kein Heuchler, der sich hinstellt und sagt, ihr haltet die Klasse, wenn ich nicht überzeugt bin."
Jene Überzeugung schien die Klubführung nicht mehr zu haben, zumindest was den Ligaerhalt unter Enochs anbelangt. Erste Anzeichen gab es nach den zwei Niederlagen zuhause gegen Oldenburg (0:1) und bei 1860 München (1:3), denen ein Quasi-Ultimatum folgte.
Zwickau gewann im Anschluss in Halle (2:0) und punktete gegen Meppen (1:1), wobei ein nicht gegebener Elfmeter möglicherweise den Sieg kostete - und Enochs' Job?
"Ich bin überzeugt davon, dass zu diesem Zeitpunkt die Entscheidung bereits gefallen war und selbst ein Sieg gegen Meppen nichts an meiner Entlassung geändert hätte", gibt sich Enochs keiner Illusion hin.
Enochs: "FSV Zwickau liegt mir sehr am Herzen"
Ihm und Sportchef Wachsmuth (36) wurde mit zur Last gelegt, dass sich die Mannschaft nicht weiterentwickelt habe und dass, obwohl der Profi-Etat für diese Saison um 800.000 Euro gekürzt wurde.
Bereut Enochs im Nachgang, sich darauf eingelassen zu haben, mit noch weniger Mitteln die Klasse zu halten? "Nein", sagt der Kalifornier mit deutlichem Tonfall: "Die Verhandlungen fanden noch mit dem alten Vorstand statt, aber ich bin überzeugt, wir hätten das geschafft. Ich bin auch etwas enttäuscht, dass zwischen Weihnachten und Neujahr noch davon gesprochen wurde, langfristig mit mir zu verlängern."
Die weitere Entwicklung wird Enochs hautnah verfolgen und Zwickau vorerst sein Lebensmittelpunkt bleiben, da seine Frau vor Ort arbeitet und seine ältere Tochter Emily bei Basketball-Zweitligist ChemCats spielt.
"Ich werde vielleicht für eine Woche nach Kalifornien fliegen, den Kopf freibekommen, aber ansonsten werde ich jedes Spiel verfolgen. Dafür liegt mir der FSV zu sehr am Herzen."
Titelfoto: Picture Point/Gabor Krieg