Hamburg - Er musste sich auf die Zunge beißen! St. Paulis Trainer Alexander Blessin (51) war nach der 0:1-Niederlage gegen den FC Bayern München gar nicht gut auf Schiedsrichter Timo Gerach (37) und sein Team zu sprechen.
Auslöser waren zwei rüde Fouls von Bayern-Verteidiger Minjae Kim (27). Zunächst hatte der Südkoreaner in der 66. Minute auf Höhe der Mittellinie Morgan Guilavogui (26) abgeräumt. Referee Gerach zückte die gelbe Karte, auch wenn es in der Vergangenheit für ähnliche Fouls auch schon einmal die Rote gegeben hatte.
Manolis Saliakas (28) forderte daher gestenreich den Eingriff des VAR auf, sah dafür aber ebenfalls eine Verwarnung. In Anbetracht der Relation ein Witz, wie auch die Bank der Kiezkicker fand. Dort hatte sich Co-Trainer Peter Nemeth (52) derart beschwert, dass auch er nach Hinweis des Vierten Offiziellen René Rohde (44) gelb sah.
Blessin dachte sogar, die Verwarnung hätte ihm gegolten. "Mal abwarten, was da im Spielbericht steht", sagte er lapidar, bevor er sichtlich verärgert seinen Dampf abließ. "Ich muss aufpassen, was ich sage. Ich finde schon, dass es jemandem zusteht, wenn solche Aktionen sind, dass man dann auch Emotionen zeigt."
Ob er nun ein wenig mit seiner Hand wedele oder einen Meter außerhalb sei Coaching Zone sei, spiele keine Rolle. Er hätte sich in dieser Situation nur ein wenig mehr Fingerspitzengefühl gewünscht.
Hätte Bayern-Profi Minjae Kim vom Platz fliegen müssen?
"Die Aktion, so mit dem offenen Fuß reinzugehen, da nimmt er billigend in Kauf, dass wir wieder eine Verletzung haben", erklärte Blessin und spielte auf ein Foul des Mainzers Dominik Kohr (30) vor wenigen Wochen an Elias Saad (24) an. "Und das haben wir dieses Jahr schon einmal gehabt. Das muss dann auch dementsprechend bestraft werden." Kohr sah nur gelb, während Saad verletzungsbedingt den Rest des Jahres fehlen wird.
Alleine die Grätsche von Kim stufte der 51-Jährige als dunkelgelb ein. Als der Südkoreaner in der 83. Minute erneut mit offener Sohle und gestreckten Bein gegen Andreas Albers eingestiegen war, war es zu viel des Guten. "Ich will gar nicht über Bayern-Bonus reden, aber ich bin mir sicher, wir hätten eine zweite Gelbe Karte bekommen", war er sich sicher.
Blessin wusste, dass er sich hätte zusammenreißen müssen, forderte aber auch, dass man Emotionen zeigen müsse. "Sonst macht es auch keinen Spaß mehr."
Im Laufe der Saison habe es bislang "richtig gute Vierte Offizielle" gegeben, die auch mal deeskalierend eingewirkt hätten. "Es geht darum, zu zeigen: Bleib ruhig, du musst nicht alles kommentieren – einfach ein bisschen in die Kommunikation gehen", sagte er und kam zum großen Aber. "Bei vielen wird es sehr, sehr schnell defensiv. Das ist mir teilweise zu arrogant."