St.-Pauli-Profi Johannes Eggestein verblüfft: "Versuche ich aktiv kaputtzumachen"

Hamburg - Er wird nicht nur auf dem Rasen gefordert! Mit zehn Punkten Vorsprung bei noch acht ausstehenden Partien hatte sich der FC St. Pauli in die Länderspielpause verabschiedet. Torjäger Johannes Eggestein (25) nutzte die Zeit nicht nur, um neue Kraft zu tanken, sondern auch, um seine Familie zu besuchen und Klausuren zu schreiben.

St.-Pauli-Stürmer und Psychologie-Student Johannes Eggestein (25) lernt auf Rückfahrten von Auswärtsspielen für Klausuren.
St.-Pauli-Stürmer und Psychologie-Student Johannes Eggestein (25) lernt auf Rückfahrten von Auswärtsspielen für Klausuren.  © Alice Nägle/TAG24

Bevor der 25-Jährige über das trainingsfreie Wochenende in die Heimat düsen konnte, war er noch im Hörsaal gefordert. Statt mit gegnerischen Abwehrspielern musste sich Eggestein mit Psychologie auseinandersetzen. Recht erfolgreich, wie er stolz berichtete.

Generell sei das Studium eine gute Gelegenheit, mehr über sich selbst und seine Mitmenschen zu lernen. Einige Inhalte kann er sogar auf sein Leben als Profi-Fußballer übertragen.

"Für den Beruf ist es hilfreich, wenn ich mich in meiner Persönlichkeit weiterentwickle, weil ich dann ein Stück weit gefestigter bin", erklärte der eingeschriebene Psychologie-Student im Gespräch mit TAG24. "Vielleicht kann ich so besser durch schlechtere Phasen kommen oder Gute besser einschätzen und mit ihnen umgehen."

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Als Fußball-Profi ist Zeit für den 25-Jährigen ein seltenes Gut. Daher sitzt er auf Zug- oder Busfahrten oft an seinem Laptop oder steckt die Nase tief in die Bücher. "Ich schaue oft Vorlesungen", sagte er. "Ansonsten geht die Zeit ein bisschen verloren."

Daheim in Hannover traf der Angreifer schließlich auf seinen Bruder Maximilian (27), der unlängst seinen Vertrag beim SC Freiburg verlängert hat. Die Brüder konnten aber nicht nur darauf anstoßen, sondern auch auf den Geburtstag der Schwester. "Es war schön, alle wiederzusehen, weil man sich über das Jahr hinweg nicht so oft sieht."

In der kommenden Saison könnte es zum Brüder-Duell in der ersten Liga kommen. "So weit ist es noch lang nicht, erstmal müssten wir aufsteigen", stellte der FCSP-Stürmer klar, der sich lieber auf die anstehenden Spiele konzentriert und sich mit dem Thema Aufstieg derzeit noch nicht beschäftigt. "Wenn man vorher abgelenkt ist, dann spiegelt sich das auch im Spiel wider", erklärte er.

Setzt der St.-Pauli-Profi als Psychologie-Student vor Spielen auf Rituale?

Im Auswärtsspiel gegen Nürnberg erzielte Johannes Eggestein (25) nach vielen torlosen Partien endlich wieder einen Treffer.
Im Auswärtsspiel gegen Nürnberg erzielte Johannes Eggestein (25) nach vielen torlosen Partien endlich wieder einen Treffer.  © Daniel Karmann/dpa

St. Pauli generell, lässt sich, wie der 25-Jährige, von äußeren Einflüssen bislang nicht beeinflussen, wie sie Woche für Woche beweisen.

Egal ob Rasen-Thematik oder die beinahe endlos lange, offene Vertragssituation von Cheftrainer Fabian Hürzeler (31), "wir lassen das nicht an uns ran", betont Eggestein. "Das ist eine Stärke von uns."

Er selbst ist auch ruhig geblieben, als er über mehr als 1000 Minuten ohne eigenen Treffer geblieben war. Gegen Nürnberg (2:0) war der Knoten vor der Länderspielpause endlich geplatzt. "Tore schießen ist immer ein besonderes Gefühl", gab er zu. "Aber ich persönlich messe mich nicht allein daran."

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Er habe kein Problem damit, wenn seine Mitspieler treffen würden und er die Vorlage geliefert oder den freien Raum geschaffen habe. "Das ist völlig in Ordnung. Ich versuche ein mannschaftsdienlicher Spieler zu sein. Wenn ich mit meinen Toren dazu beitragen kann, dass wir Spiele gewinnen, ist das umso schöner."

Abschließend wollte TAG24 von ihm wissen, wie sich ein angehender Psychologe auf ein Spiel in der 2. Bundesliga vorbereitet. Die Antwort verblüffte. Vor den Partien hat er, wie wohl im Gegensatz zu einigen seiner Kollegen, keinerlei Rituale. "Ich versuche genau das Gegenteil zu machen und mir keine Rituale aufzubürden. Ich finde es total anstrengend, Rituale zu haben", gab er zu. Sobald er merke, dass er sein Verhalten ständig kopiere, "versuche ich das aktiv kaputtzumachen".

Gegen ein Ritual hätte der 25-Jährige aber sicherlich nichts einzuwenden: ständige Siege inklusive Feiern mit den eigenen Fans.

Titelfoto: Alice Nägle/TAG24

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