Pokalfluch besiegt! FC St. Pauli kämpft sich nach Vasilj-Patzer zurück und schlägt den HFC

Halle - Was für ein Kraftakt! Der FC St. Pauli stand bereits mit eineinhalb Beinen vor dem Aus im DFB-Pokal, am Ende siegten die Kiezkicker mit 3:2 nach Verlängerung beim Regionalligisten Hallescher FC. Erst in der Nachspielzeit hatte sich der Erstligist überhaupt in die Verlängerung gerettet.

Halles Cyrill Akono eroberte den Ball von FCSP-Keeper Nikola Vasilj und erzielte die Führung für den Underdog.
Halles Cyrill Akono eroberte den Ball von FCSP-Keeper Nikola Vasilj und erzielte die Führung für den Underdog.  © Picture Point/Gabor Krieg

Bevor Schiedsrichter Daniel Siebert die Partie im ausverkauften Leuna-Chemie-Stadion anpfiff, dauerte es jedoch ein paar Minuten. Die HFC-Fans hatten zahlreich Pyrotechnik gezündet und damit ein Teil der Arena zugenebelt.

Als es dann losging, nahm das Spiel zunächst seinen erwarteten Verlauf. FCSP-Neuzugang Morgan Guilavogui scheiterte gleich zweimal an Sven Müller und dem Pfosten (1. und 10. Minute). Doch plötzlich klingelte im Kasten des Bundesliga-Aufsteigers.

Fänger Nikola Vasilj leistete sich einen schweren Patzer, als er eine Situation spielerisch lösen wollte, die Kugel aber an Cyrill Akono verlor, der noch ins leere Tor einschieben brauchte. Die Führung für den Underdog, die die Aufgabe für die Gäste nicht leichter machte.

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Denn den Kiezkicker fiel in der Folge wenig bis gar nichts ein, Halle hingegen spielte munter mit, sodass kein Klassenunterschied zu sehen war. Stattdessen hatte Joe-Joe Richardson sogar die Möglichkeit zum 2:0, doch dieses Mal parierte Vasilj stark. St. Pauli fehlten in den ersten 45 Minuten vor allem die Mittel und die offensiven Lösungen, um ihrer Favoritenrolle gerecht zu werden.

Die HFC-Fans vernebelten zu Beginn das Stadion, sodass die Partie mit einiger Verspätung beginnen konnte.
Die HFC-Fans vernebelten zu Beginn das Stadion, sodass die Partie mit einiger Verspätung beginnen konnte.  © Picture Point/Gabor Krieg

Adam Dzwigala rettet den FC St. Pauli in der Nachspielzeit in die Verlängerung

Connor Metcalfe (r) und der FC St. Pauli taten sich gegen tapfer kämpfende Hallenser um Niclas Stierlin schwer.
Connor Metcalfe (r) und der FC St. Pauli taten sich gegen tapfer kämpfende Hallenser um Niclas Stierlin schwer.  © Hendrik Schmidt/dpa

Ein bisschen besser wurde das Gemüt kurz nach Wiederanpfiff. Guilavogui war nach einem langen Ball auf rechts durch und bediente im Zentrum Johannes Eggestein, der nur noch den Fuß hinhalten musste und den Ausgleich erzielte.

Gerade als es so schien, als hätte St. Pauli die Partie besser im Griff, schlug der Regionalligist erneut zu. Halle kombinierte sich hinten raus, Akono erhielt nur Begleitschutz und bediente den mitgelaufenen Marius Hauptmann, der schneller als Philipp Treu war und das Leder zur erneuten HFC-Führung ins Tor bugsierte.

Irgendwie hatte der schnelle Ausgleich nach der Pause den Boys in Brown wieder ein wenig den Stecker gezogen. Spätestens nach dem erneuten Rückstand verfiel das Team von Alexander Blessin dem Muster aus der ersten Hälfte und kam offensiv kaum zum Zuge.

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Halle, wie sollte es auch anders sein, kämpfte nun aufopferungsvoll und beschränkte sich auf vermehrt auf die Defensive, die nun auch nicht zwingend gefordert wurde. Am Ende schien es so, als hätte Müller nach einem Saad-Schuss den Regionalligisten mit einer Parade zum Sieg geführt (90.+3). Doch in der vierten Minute der Nachspielzeit zog St. Pauli noch einmal den Hals aus der Schlinge. Nach einer Ritzka-Flanke erzielte der eingewechselte Adam Dzwigala den Ausgleich. Verlängerung!

Hallescher FC in der Verlängerung platt, Lars Ritzka köpft St. Pauli zum Sieg

In dieser boten sich den Gästen nun mehr Räume, Halle kam nicht mehr so richtig hinterher, jedoch fehlte St. Pauli meist ein Schritt oder ein sauberer, zweiter Ballkontakt.

Nach torlosen ersten 15 Minuten Extra-Spielzeit zogen die Kiezkicker weiter das Tempo an und sorgten schließlich für die Entscheidung. Eine Treu-Flanke auf den zweiten Pfosten köpfte Lars Ritzka, der die Vorlage zum späten Ausgleich gegeben hatte, zum Siegtreffer ein.

Halle war jetzt gefordert, warf alles nach vorne, aber vergebens. Am Ende setzte sich der Erstligist durch und beendete damit seinen Pokalfluch. Nach vier Erstrundenpleiten in Folge als Aufsteiger ging die Blessin-Elf zum zweiten Mal nach 1977 wieder als Sieger vom Feld.

Statistik zum DFB-Pokal-Duell zwischen dem Halleschen FC und dem FC St. Pauli

DFB-Pokal 1. Runde

Hallescher FC - FC St. Pauli 2:3 n.V. (1:0, 2:2)

Aufstellung HFC: S. Müller - R. Berger, Löhmannsröben, Landgraf - M. Hauptmann, Kulke (80. Kastenhofer), Stierlin (72. Inaler), Weber, Richardson II (88. Halangk) - Akono (95. Vujanic), Friedrich (80. Wosz)

Aufstellung FCSP: Vasilj - Wahl (71. Dzwigala), Smith, Mets - Stevens (71. Ritzka), Irvine, Treu - R. Wagner (81. Boukhalfa), Metcalfe (71. Saad) - J. Eggestein, Guilavogui (71. Afolayan)

Schiedsrichter: Daniel Siebert (Berlin)

Zuschauer: 14.000 (ausverkauft)

Tore: 1:0 Akono (9.), 1:1 Eggestein (48.), 2:1 Hauptmann (62.), 2:2 Dzwigala (90.+4), 2:3 Ritzka (104.)

Gelbe Karten: Kulke (1), Halangk (1), Löhmannsröben (1), Landgraf (1), Berger (1), Vujanic (1) / Guilavogui (1), Irvine (1), Boukhalfa (1), Mets (1)

Beste Spieler: S. Müller, M. Hauptmann / Guilavogui, Eggestein

Titelfoto: Hendrik Schmidt/dpa

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