Nach Stadion-Posse: FC St. Pauli wehrt sich gegen "Heuchelei"-Vorwurf - und stichelt gegen RB
Hamburg - Klare Worte: Der FC St. Pauli hat sich nach der Stadion-Posse um das Pokalspiel zwischen dem FC Teutonia 05 Ottensen und RB Leipzig (Dienstag/20.45 Uhr) am Mittwoch in einem Statement gegen schwere Vorwürfe gewehrt.
Bekanntlich hatten die Kiezkicker einer Austragung der Partie im Millerntor-Stadion - Ottensens Stadion Hoheluft erfüllt nicht die Anforderungen des DFB - bereits vor einigen Wochen in einer publik gewordenen E-Mail an den Regionalligisten einen Riegel vorgeschoben.
Die Begründung: Man sehe "bekanntermaßen das Modell RB Leipzig äußerst kritisch, da es nach unserer Auffassung nicht vereinbar ist mit der 50+1-Regelung, für die wir uns engagieren. Auch in unserer Fanszene und Anhängerschaft stößt das Modell von RB auf starke Ablehnung."
Zudem sei das Millerntor-Stadion ein "Symbol für einen solidarischen und gerechteren Fußball", weshalb der Verein seine Heimspielstätte nicht als Austragungsort zur Verfügung stellen könne.
Die Entscheidung des FCSP kam nicht überall gut an. So warf der Journalist Alexander Steudel (56) dem Klub im Fußball-Newsletter "Fever Pit'ch" jüngst "Heuchelei" vor.
Er schrieb: "Ebenjener FC St. Pauli würde übrigens, das weiß ich aus sicherer Quelle, nach einem Aufstieg in die 1. Liga überhaupt nichts dagegen einzuwenden haben, RB Leipzig am Millerntor zu empfangen (...). So ein Bundesligaspiel bringt schließlich eventuell Punkte und ganz sicher viel Kohle, es nützt also der eigenen Sache (...)."
FC St. Pauli erläutert die Hintergründe zur Stadion-Absage an Teutonia und RB
Der Kiezklub reagierte am Mittwoch in Form eines Statements, in dem es hieß: "Dass verschiedene Medien und Kommentatoren (...) in teilweise sehr harschen Worten über die Entscheidung des FC St. Pauli urteilen, ohne die Hintergründe überhaupt zu kennen (...), nehmen wir erstaunt zur Kenntnis."
Darüber hinaus ließ es sich der Verein nicht nehmen, "die Hintergründe der Entscheidung zu erläutern". So sei das Millerntor ein "Symbol für einen 'anderen Fußball'" und daher denkbar ungeeignet für die Partie.
Abgesehen davon hätten jedoch auch die vielen Heimspiele zwischen Juli und November zu der Entscheidung beigetragen. "Wir wollen in diesem Zeitraum keine weiteren Spiele am Millerntor austragen, da sich dadurch wiederum das Verletzungsrisiko erhöhen kann", hieß es.
Des Weiteren schrieb der Klub von "organisatorischen Herausforderungen" bei einer Durchführung im Millerntor-Stadion. "Bei einem Spiel zwischen Teutonia und Leipzig könnte es rund um das Millerntor zu Protesten kommen (...). Schon für die regulären Termine am Millerntor ist es schwierig, ausreichend Personal zu rekrutieren."
Zu guter Letzt sei das Millerntor-Stadion aus Kapazitätsgründen keine gute Wahl: "Weder Teutonia noch Leipzig verfügen in der Stadt über eine größere Fan-Basis", schrieben die Verantwortlichen, um abschließend noch eine Spitze an die Sachsen zu verteilen: "Zudem ist Leipzig in Norddeutschland nicht sonderlich populär und wird kaum Tausende 'neutrale' Zuschauer*innen ins Stadion locken" - autsch!
Übrigens: Die Begegnung findet nun in der Red-Bull-Arena in Leipzig statt.
Titelfoto: Marcus Brandt/dpa