Kommentar zum Hürzeler-Abschied: Es war eben doch nur ein Treue-Bekenntnis auf Zeit
Hamburg - Jetzt ist es amtlich! Trotz Aufstieges in die erste Bundesliga wird Fabian Hürzeler (31) den FC St. Pauli verlassen und in die Premier League zu Brighton & Hove Albion wechseln. Schade, aber irgendwie auch verständlich, wie TAG24-Redakteur Robert Stoll meint.
Reisende soll man bekanntlich nicht aufhalten. Das haben sich am Ende auch die Verantwortlichen des Kiezklubs gedacht und noch versucht, das Bestmögliche aus der Situation herauszuholen: eine millionenschwere Ablösesumme für ihren Erfolgstrainer.
Dabei war die Hoffnung vor allem bei den Fans groß, dass Hürzeler zumindest eine kurze, aber erfolgreiche Ära am Millerntor prägen könnte. Denn eigentlich war schon recht schnell klar, dass sein Weg über kurz oder lang woanders hinführen wird.
Dass es jetzt passiert, nur wenige Wochen vor dem Trainingsstart, war so nicht abzusehen und so nicht geplant. Noch auf der Meisterfeier hatte sich der gebürtige Texaner an die Fans gerichtet: "Was ihr geleistet habt, ihr seid dafür verantwortlich, dass diese Mannschaft aufgestiegen ist. Lasst uns auch die 1. Liga rocken." Worte, die mittlerweile wie hohle Phrasen klingen und die ihm die Fans übel nehmen.
Denn bekanntlich wird es dazu ja nicht kommen. Der 31-Jährige folgt dem Ruf des Geldes aus der Premier League, wo er mit einem Mittelklasse-Verein die Großen des Business ärgern will.
Fabian Hürzeler wird auch bei Brighton & Hove Albion Eindruck hinterlassen
Dass er es kann, hat er auf St. Pauli bewiesen. Erst mit einer unfassbaren Siegesserie direkt zu nach seinem Amtsantritt, und schließlich in dieser Saison, die mit der Zweitliga-Meisterschaft und dem Aufstieg endete. Hürzeler machte sich schnell einen Namen, wurde zum Shootingstar und zu einem der größten Trainer-Talente auf dem Kontinent.
Als er seinen Vertrag im März nach langem Hin und Her verlängert hatte, war die Freude groß. Schließlich konnten ihm die Vereinsbosse eine Ausstiegsklausel ausreden - zum Glück, wie sich nun herausstellen sollte.
Allerdings gab es eben auch jenes Gentlemen's Agreement, auf das sich Hürzeler berief. Mit Brighton kam eben einer der Vereine um die Ecke, von denen er immer wieder mit Bewunderung sprach. Nicht umsonst war er mehrfach vor Ort, schaute sich die Partien an und hospitierte unter seinem Vorgänger und Vorbild Roberto de Zerbi (45).
Und genau das, macht es ihm am Ende auch einfacher, in Südengland Fuß zu fassen. Hürzeler muss sich und seinen Stil nicht großartig ändern. Er wird ihn an den englischen Fußball anpassen und dann dort auch einen bleibenden Eindruck hinterlassen, wie er es beim FC St. Pauli getan hat - nur hier leider eben viel zu kurz.
Titelfoto: Christian Charisius/dpa