FC St. Pauli zeigt sich bei Paderborn-Sieg menschlich: "Kommt der Schlendrian rein"
Hamburg - Elf Punkte Vorsprung bei noch sieben ausstehenden Spielen! Der FC St. Pauli marschiert nach dem 2:1-Heimsieg gegen den SC Paderborn weiter Richtung Aufstieg. Glückwünsche werden allerdings noch nicht angenommen.
Paderborn-Trainer Lukas Kwasniok (42) hatte bereits im Vorfeld der Partie erklärt, dass es nur noch eine Frage der Zeit sei, bis St. Pauli den Aufstieg feiern könne. Diese Worte wiederholte er am Sonntag erneut, auch wenn er noch nicht gratulieren wollte. "Das mache ich dann erst, wenn es so weit ist", sagte er in Richtung von seinem Gegenüber Fabian Hürzeler (31) und versprach: "Ich melde mich, wenn es so weit ist."
Hürzeler selbst reagierte cool und nahm die Glückwünsche "zum Sieg" wohlwollend entgegen, auch wenn er mit seiner Mannschaft nicht vollends zufrieden gewesen war.
Zwar mussten sich die Kiezkicker erst ein wenig an das Paderborner System anpassen, anschließend kam das Team aber ordentlich in Schwung und fand immer bessere Lösungen.
Eine davon mündete nach 31 Zeigerumdrehungen in der Führung durch Marcel Hartel (28). "Das Tor war von vorne bis hinten schön gespielt", erklärte er selbst. "Ich nehme den Ball an, schaue kurz hoch und entscheide mich instinktiv dann für den Lupfer." So schön hatte St. Pauli in dieser Saison bislang nur selten getroffen.
Der Tabellenführer hatte die Partie mehr oder weniger unter Kontrolle, auch wenn die Gäste aus Ostwestfalen munter mitspielten, nur eben nicht so ganz torgefährlich wurden.
St.-Pauli-Trainer Fabian Hürzeler ärgert sich über passive Phase: "Darf uns nicht passieren"
Als Lars Ritzka (25) kurz nach Wiederanpfiff das 2:0 erzielt hatte, setzte bei den Kiezkickern ein Mechanismus ein, der vollends ihrem Trainer missfiel. "Das darf uns nicht passieren", ärgerte er sich. "Jeder macht einen Schritt weniger und die Klarheit fehlt." Auch wenn der 31-Jährige ein wenig Verständnis zeigte. "Du führst, hast den Gegner im Griff, aber dann kommt der Schlendrian rein."
Die Folge: Durch einen individuellen Patzer von Eric Smith (26) kam Paderborn zum Anschlusstreffer. "Wir waren viel zu behäbig und unsauber", erklärte Hürzeler weiter. "Das dürfen wir uns gegen Paderborn nicht erlauben, gegen keine Mannschaft in dieser Liga."
St. Pauli verlor durch den unnötigen Gegentreffer plötzlich die Spielkontrolle und sah sich selbstbewussteren Ostwestfalen gegenüber. Zum Glück leistete sich SCP-Torschütze Adriano Grimaldi (32) einen Aussetzer und sah völlig zu Recht, wenn auch verspätet, die Ampelkarte (73.). "Der Platzverweis hat uns dann in die Karten gespielt", gab Abwehrspieler Hauke Wahl (29) zu.
Die Begegnung kippte nun wieder ein wenig zugunsten der Heimherren, zwingende Chancen blieben auf beiden Seiten mehr oder weniger aus. So stand am Ende der 16. Saisonsieg der Kiezkicker zu Buche. "Es muss nicht immer der Hochglanz-Fußball sein", erklärte Kapitän Jackson Irvine (31). "Wie in den beiden vorherigen Spielen haben wir aber eine abgeklärte Leistung gezeigt und sind auch nach dem Anschlusstreffer ruhig geblieben."
Durch den Dreier und den HSV-Patzer beträgt der Vorsprung auf Rang drei jetzt schon elf Zähler. "Wir sind auf einem sehr, sehr guten Weg. Es sind aber noch ein paar Schritte zu gehen, um am Ende den Traum zu erreichen", gab Hartel zu. "Wenn wir unseren Weg weitergehen, kann der Traum wahr werden." Und wenn es so weit ist, wird sich nicht nur Paderborn-Trainer Kwasniok melden.
Titelfoto: Axel Heimken/dpa