FC St. Pauli wendet Pokal-Blamage im letzten Moment ab: "Hätte ich nicht erwartet"
Halle/Hamburg - Da war eine Menge Dusel dabei! Der FC St. Pauli hat mit Ach und Krach eine Blamage im DFB-Pokal vermieden und ist nach einem 3:2-Erfolg nach Verlängerung beim Halleschen FC in die zweite Runde eingezogen. Nach der Partie war aber niemand so richtig glücklich.
Denn bis zu Beginn der Nachspielzeit sah es so aus, als würden die Kiezkicker zum fünften Mal in Folge als Aufsteiger bereits in der ersten Pokalrunde die Segel streichen. Spätestens als HFC-Keeper Sven Müller einen Schuss von Elias Saad (24) entschärfte, schien das Aus besiegelt. Doch dann kam Adam Dzwigala (28) in der vierten Minuten der Extra-Time.
Der Pole kam nach einer Flanke an den Ball und erzielte mit einem trockenen Linksschuss den Ausgleich. "Den hätte nicht mal ich gemacht", gab Trainer Alexander Blessin (51), einst als Stürmer aktiv, zu.
Sein Abwehrspieler konnte sein Glück selbst kaum fassen. "Glücklicherweise ist der Ball vor meinen Füßen gelandet, das Gefühl danach war natürlich großartig", erklärte Dzwigala.
In der Verlängerung war St. Pauli schließlich die bessere Mannschaft, konnte zunächst aber wenig aus ihrer optischen Überlegenheit machen. "Es hat uns als Mannschaft letztes Jahr schon ausgezeichnet, dass wir immer daran glauben und solche Spiele noch drehen können", sagte Johannes Eggestein (26), der kurz nach der Halbzeitpause den zwischenzeitlich 1:1-Ausgleich erzielt hatte.
Und so war es am Ende mit Lars Ritzka (26) ein weiterer Einwechselspieler, der nach einer Treu-Flanke per Kopf den entscheidenden Treffer erzielte. "Für unsere Entwicklung kann diese Partie noch ganz wichtig werden", war sich Eggestein sicher, der sich allerdings ein schnelleres Ende gewünscht hatte.
St.-Pauli-Trainer Alexander Blessin macht Torhüter nach schwerem Patzer keinen Vorwurf
Dass es dazu kam, lag in erster Linie an den Kiezkickern selbst, die vor allem in den ersten 45 Minuten kaum Mittel und Lösungen gegen Halle fanden. Ein kapitaler Bock von Schlussmann Nikola Vasilj (28) nach elf Minuten hatte den Underdog sogar in Führung gebracht.
"Dafür ist eine Mannschaft da, Niko jetzt aufzufangen", erklärte Blessin, der seinen Keeper in Schutz nahm. "Überhaupt keinen Vorwurf an ihn." Vielmehr ärgerte er sich über das schlechte Spiel seines Teams. "Halle hat es sehr gut gemacht, wir waren allerdings auch nicht schnell genug in der Verlagerung, haben die Fenster nicht gesehen."
Dank einiger Umstellungen und Anpassungen kamen die Boys in Brown in der zweiten Hälfte dann besser in die Partie. Nach dem Eggestein-Ausgleich ließ sich der Bundesligist allerdings noch einmal überrumpeln. "Wir bekommen zu einfache Gegentore", monierte der Stürmer. "Das wir uns so schwer tun, hätte ich nicht erwartet." Der Regionalligist hatte sich von hinten heraus durchgespielt und durch Marius Hauptmann das 2:1 erzielt (63.).
Bekanntlich drehten Dzwigala und Ritzka noch die Partie und sorgten so für ein Ende des Pokalfluchs. Zum ersten Mal nach 1977 zogen St. Pauli als Aufsteiger in die zweite Runde ein, nachdem man zuvor viermal ausgeschieden war. "Den Fluch haben wir abgestreift", konnte Blessin dann doch noch ein positives Fazit ziehen.
Titelfoto: Hendrik Schmidt/dpa