FC St. Pauli nach Derby-Niederlage angefressen: "So kannst du nicht gewinnen!"
Hamburg - Die Enttäuschung war riesig! Der FC St. Pauli hat durch die 0:1-Derby-Niederlage beim HSV nicht nur den ersten Aufstiegs-Matchball vergeben, sondern auch die Hamburger Stadtmeisterschaft verloren. Entsprechend mies war die Laune nach dem Abpfiff.
Während draußen im Stadion der HSV mit seinen Fans den nicht ganz unverdienten Derby-Sieg feierte, schlichen die Kiezkicker mit versteinerten Minen durch die Katakomben.
"Wir sind nicht gut ins Spiel gekommen, der HSV hat fast jeden zweiten Ball gewonnen", erklärte Marcel Hartel (28) nach der Partie. "Wir standen zwar noch gut und haben keine Hochkaräter zugelassen, nicht aber nicht so in unsere Abläufe gekommen."
So ganz ohne waren die Möglichkeiten der Rothosen in der ersten Hälfte aber nicht. Torwart Nikola Vasilj (28) und Karol Mets (30) retteten mit vereinten Kräften (20. Minute), zudem scheiterte Ransford-Königsdörffer (22, 36.) am Pfosten. "Wir laden den Gegnern mit Fehlern im Spielaufbau ein und machen das Stadion wach", ärgerte sich Trainer Fabian Hürzeler (31), der seiner Mannschaft insgesamt ein gutes Auswärtsspiel attestierte.
Dadurch entstand ein "wildes Spiel", wie FCSP-Kapitän Jackson Irvine (31) es nannte, bei dem sich St. Pauli schwer tat. "Bei den Kontakten nach hinten, im Anlaufen, im Pressing oder bei den 50:50-Duellen, die wir nicht für uns entscheiden haben", zählte Hürzeler die lange Liste an Mängeln auf. "So kannst du hier kein Derby gewinnen."
FC St. Pauli hadert mit Gegentor nach einer Ecke: "Das war zu einfach"
Dabei war die Hoffnung auf Seiten der Spieler groß, in der Schlussphase zuzuschlagen - zumal der HSV aufgrund des Spielstandes in Düsseldorf musste. "Ein 0:0 zur 80. oder 85. Minute ist für uns kein Problem, weil wir immer wieder auch durch Standardsituationen gefährlich werden. Das ist heute nicht leider uns, sondern dem Gegner gelungen", erkannte Johannes Eggestein (26) an. Irvine ergänzte: "Das war zu einfach."
Am Ende fehlte den Kiezkickern ein wenig der Glaube und die Durchschlagskraft. "Am Ende war es nicht unverdient, weil wir nicht ans Leistungsmaximum gekommen sind", monierte Hürzeler und lieferte einen der Gründe mit. "Wir waren phasenweise mutlos, vor allem mit dem Ball."
Durch die Niederlage vergaben die Braun-Weißen den ersten von drei Matchbällen. Gegen den VfL Osnabrück besteht die nächste Chance, wobei unter gewissen Umständen der Aufstieg am nächsten Samstagabend auch auf dem Sofa gefeiert werden könnte, wenn Holstein Kiel im Topspiel Fortuna Düsseldorf schlägt.
Doch daran verschwendete noch niemand einen Gedanken. "Wir haben schon viele Rückschlage gehabt, aber wir werden das aufarbeiten, wie die anderen Spiele auch", versprach Hürzeler und forderte: "Wir müssen bessere Lösungen finden und wieder mutiger Fußball spielen." Die Enttäuschung über das verlorene Derby wird allerdings noch ein wenig nachhallen.
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