Fabian Hürzeler und die Emotionen: Die bedeutende Einsicht des Pauli-Erfolgscoachs

Hamburg - Als aktuell jüngster Cheftrainer des deutschen Fußballs gilt Fabian Hürzeler inzwischen als Erfolgscoach. Ein bislang nahezu perfekter Karriereverlauf, der nun den Anschein erweckt, langsam zu bröckeln. Hat der 30-Jährige zum Höhenflug angesetzt? Im Gegenteil.

Fabian Hürzeler (30) reflektiert sein Verhalten und will an sich arbeiten.
Fabian Hürzeler (30) reflektiert sein Verhalten und will an sich arbeiten.  © Christian Charisius/dpa

Bis zum bitteren Pokal-Viertelfinale gegen Fortuna Düsseldorf im Millerntor am vergangenen Dienstag war der FC St. Pauli seit 27 Pflichtspielen ohne Niederlage. Seit Fabian Hürzeler vom Assistenz- zum Cheftrainer befördert wurde, verloren die Kiezkicker zuvor nur zwei Spiele.

Umso häufiger verlor der Kiezcoach in vergangener Zeit offenbar seine emotionale Kontrolle am Spielfeldrand und erhielt dafür regelmäßig Gelbe Karten, wenn nicht wie zuletzt gegen Düsseldorf sogar den Platzverweis (Gelb-Rot).

Doch anstatt sich mit Floskeln aus der Misere zu reden, tritt der 30-Jährige selbstbewusst und vor allem reflektiert auf und geht mit sich selbst ins Gericht.

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"Eine Gelb-Rote Karte war für mich nicht förderlich, das ist klar. Da habe ich die Mannschaft im Stich gelassen. Ich weiß, dass ich eine Vorbildfunktion habe, das muss mir niemand sagen", zeigt er seinen offenen und ernsten Umgang mit vergangenem (Fehl-)Verhalten an der Seitenlinie bei der Pressekonferenz am Donnerstag.

Selbstkritik scheint für den Wahl-Hamburger also kein Problem zu sein, die Offenheit, in seiner jungen Karriere weiterhin viel dazulernen zu können, ebenso wenig.

Fabian Hürzeler: "Ich spreche die Sprache der Spieler"

Im Spiel gegen den FCK verhalf diese Gelbe Karte Fabian Hürzeler zu einem Platz auf der Düsseldorfer Tribüne.
Im Spiel gegen den FCK verhalf diese Gelbe Karte Fabian Hürzeler zu einem Platz auf der Düsseldorfer Tribüne.  © IMAGO/MIS

"Das ist ein Thema, an dem ich arbeite, das geht nicht von heute auf morgen. Aber es gehört dazu, als Trainer ruhig zu bleiben. Ich werde versuchen, mich zu verbessern. Das gehört zu meiner Entwicklung dazu", reflektiert er das Geschehene und registriert, dass es auch für ihn einen Schritt auf der schnell erklommenen Karriereleiter gibt, der, wie vielleicht andere, nicht einfach "übersprungen" werden kann.

"Aber ich erwarte von mir, dass ich als Vorbild vorneweg gehe. Da bin ich in der Verantwortung gegenüber der Mannschaft, dem Verein - und mir selbst", ergänzte er in Hinblick auf die Zukunft, betont aber dennoch: "Die Emotionen werde ich mir aber nicht nehmen lassen."

Denn genau diese Emotionen, die dem gebürtigen Amerikaner in Schlüsselmomenten manchmal im Wege stehen, zeichnen ihn auf eine gewisse Weise aus.

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Vielleicht macht ihn gerade das zum nahbaren Erfolgstrainer eines Vereins, der derzeit den ersten Platz der 2. Bundesliga belegt. "Ob die Emotionen so förderlich sind, weiß ich nicht. Ich glaube aber, ich spreche einfach die Sprache der Spieler. Wir haben belastbare Beziehungen aufgebaut und sie vertrauen mir Dinge an, mit denen ich dann auch vertrauensvoll umgehe. Das ist ein Vorteil, definitiv."

Hürzeler hat mit seinen knapp 31 Jahren sicherlich noch nicht alle Hürden eines Profi-Fußballtrainers überwunden, sein öffentlicher Aufritt bei der Pressekonferenz zum Spiel gegen Greuther Fürth zeigte jedoch, wie bewusst er sich dessen ist und wie gewillt er ist, nicht nur mit seiner Mannschaft weiterzuwachsen, sondern besonders zukünftig über sich selbst hinauszuwachsen.

Titelfoto: Christian Charisius/dpa

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