Das eigene Stadion zu teuer? Rot-Weiß Erfurt denkt über Umzug nach
Erfurt - Das Steigerwaldstadion ist die Heimstätte des FC Rot-Weiß Erfurt. Doch die Arena verursacht immense Kosten für den finanziell angeschlagenen Regionalligisten.
Das Stadion wurde zwischen 2015 und 2017 zu einer Multifunktionsarena umgebaut. RWE spielte damals noch in der 3. Liga und hatte das ambitionierte Ziel, in die 2. Bundesliga aufzusteigen. Doch der Größenwahn der damaligen Verantwortlichen wirkte sich negativ auf die finanzielle Situation aus. Der Verein musste in der Folge Insolvenz anmelden und rutschte zwischenzeitlich bis in die Oberliga (5. Liga) ab.
Inzwischen konnten sich die Rot-Weißen wieder in die Regionalliga hocharbeiten, doch die Finanzlage ist weiter angespannt. Ein Grund dafür ist das Steigerwaldstadion.
Wie RWE-Boss Franz Gerber (70) gegenüber der Thüringer Allgemeinen sagte, kostet die Heimspielstätte den Verein pro Saison eine Million Euro. Aus diesem Grund habe man über einen Umzug nachgedacht und diesen auch geprüft, teilte Gerber weiter mit. Allerdings fand RWE kein Stadion in und um Erfurt, welches die Bedingungen für die Regionalliga erfüllt - vor allem im Bereich Sicherheit.
Gerber betonte jedoch, gern im Steigerwaldstadion bleiben zu wollen, da dies die Heimat des Vereins ist.
Eine Million Euro Stadionkosten in der vierten Liga?
Wie realistisch die Aussage Gerbers ist, lässt sich am jüngsten Heimspiel gegen die BSG Chemie Leipzig (5:1) ableiten.
Wie die Lokalzeitung berichtet, hat die Partie den Verein 63.500 Euro gekostet. Die Summe setzt sich den Angaben nach wie folgt zusammen:
- Sicherheitskräfte (19.000 Euro)
- Catering & Getränke (15.500 Euro)
- Stadionmiete + Reinigung (12.000 Euro)
- Kombiticket-Pauschale an die Erfurter Verkehrsbetriebe (7000 Euro)
- Aufbauhelfer und Ordner im Stadion (5000 Euro)
- DRK und Feuerwehr (3000 Euro)
- Kleinere Posten wie bewegliche Toiletten im Gästebereich, Beschilderungen und Nutzung der Stadiontechnik (2000 Euro)
Nimmt man dieses Spiel als Durchschnitt, kommen bei 17 Liga-Heimspielen Gesamtausgaben von 1,08 Millionen Euro auf den Verein zu. Viel übrig bleibt also nicht - auch, weil die Spielbetriebs GmbH jeweils fünf Prozent ihrer Einnahmen an den Nordostdeutschen Fußballverband sowie an den Verein (für die Nachwuchsarbeit) abtreten muss. RWE ist also auf viele Zuschauer bei den Heimspielen angewiesen.
Gerber selbst sagte, er kenne keinen Viertligisten und nur wenige Drittligisten, deren Heimstätte ähnlich hohe Kosten verursacht. Wenn RWE eine halbe Million Euro weniger zahlen würde, könnte man das Geld verwenden, um mehrere Unterschiedsspieler zu verpflichten, so der 70-Jährige.
Titelfoto: Montage: Jan Woitas/dpa