Wechselbad der Emotionen: Der Hinrunden-Rückblick des 1. FC Magdeburg
Magdeburg - Große Euphorie, brutale Ernüchterung - teilweise Fassungslosigkeit. Platz 13 zur Halbzeit. Die Hinrunde des 1. FC Magdeburg hatte einiges zu bieten. Ein ruhiger Spaziergang war es in keinem Fall. Zwischen Höhen und Tiefen, spektakulären Momenten und bitteren Niederlagen erlebten die Fans eine Hinrunde voller Emotionen.
Von Aufstiegsträumen und Selbstbewusstsein
Der Saisonstart versprach viel, als die Titz-Elf mit - zugegebenermaßen - unerwartet starken Leistungen die Tabelle erklomm.
Mit einem spürbaren Zusammenhalt im Team und mutigem Offensivfußball schien die Mannschaft auf dem besten Weg zu sein, sich zu einem ernsthaften Aufstiegskandidaten zu entwickeln.
Die Medienlandschaft hofierte die Männer von der Elbe, die Erweiterung des Stadions war plötzlich präsenter denn je, und der ein oder andere Spieler ließ sich scheinbar etwas hinreißen - denkwürdige Siege wie gegen Berlin am 5. Spieltag hatten offensichtlich für jede Menge Selbstbewusstsein gesorgt.
"Wenn es am Ende für den ersten Platz reicht, sind wir dafür bereit", äußerte beispielsweise Herbert Bockhorn (28) Mitte September dieses Jahres. In der Realität kam es anders. Bockhorns Aussage scheint mittlerweile eher schlecht gealtert.
Die Talfahrt des 1. FC Magdeburg beginnt
Tatsächlich kann von einem Zusammenbruch gesprochen werden. Wie der zustande kam, bleibt unerklärlich. Der Zeitpunkt spätestens im Nachhinein dafür umso ersichtlicher.
Im Top-Spiel auf Schalke am 6. Spieltag vor über 60.000 in einer restlos ausverkauften Veltins-Arena machte der FCM zu Beginn ein Riesenspiel, führte den Bundesliga-Absteiger vor dessen Publikum zeitweise vor, führte 2:0, ließ es nach sicheren drei Punkten in der Fremde aussehen.
Der Rest bleibt Geschichte, muss hier wohl kaum weiter ausgeführt werden - das Spiel ging 3:4 verloren. Wie, weiß keiner. Dass es danach bergab ging, merkte indes jeder.
War der FCM bis zum besagten Spiel in Gelsenkirchen ohne Niederlage gewesen, begann Blau-Weiß nun, Gefallen an verlorenen Spielen zu finden. Achtmal in Folge konnte der Platz nicht mehr als Sieger verlassen werden, es folgte der Absturz in der Tabelle. Absoluter Negativ-Höhepunkt bleibt dabei wohl die Heimniederlage am 13. Spieltag im Ostduell mit Rostock, die wahrscheinlich selbst bis heute nicht verstanden haben, wie sie dieses Spiel für sich entscheiden konnten.
Alois Schwartz (56), dieser Zeit noch Trainer bei Hansa, gestand im Nachgang der Partie ein, dass seine Mannschaft mitunter "überhaupt nicht stattgefunden hatte". Für drei Punkte in Magdeburg reichte es dennoch - das ist die bittere Wahrheit.
Ein Funken Hoffnung für den FCM
Positiv für den FCM war nur, dass sich ausgerechnet das Rostock-Spiel zu einer Art Wachrüttler entwickeln sollte: Es folgten souveräne Siege gegen Osnabrück und Kaiserslautern sowie ein starker Punktgewinn in Fürth.
Zuversicht kehrte wieder ein in die Domstadt. Hatte der FCM etwa wirklich die Kurve gekriegt, gar zurück auf die Erfolgsspur gefunden?
Leider nicht so ganz. Es kam, wie es kommen musste. Der versöhnliche Hinrunden-Abschluss blieb Fantasie. Dabei hatte das Problem einen Namen - es hieß Fortuna Düsseldorf.
Düsseldorf im Pokal, Düsseldorf in der Liga. Beide Aufeinandertreffen innerhalb weniger Tage gingen an die Fortuna. Die Art und Weise der Niederlagen erneut eine harte Belastungsprobe für jeden Fan. In beiden Partien lag Magdeburg vorne, machte das Spiel, dominierte teilweise nach Belieben und gab zweimal alles aus der Hand. Zu allem Überfluss zweimal vor den eigenen Fans im eigenen Stadion.
Da die Hoffnung bekanntlich zuletzt stirbt, und es für den FCM eigentlich nur besser werden kann, darf der zweiten Hälfte der Saison trotz einer Achterbahnfahrt der Gefühle in der Hinrunde mit Spannung entgegengesehen werden. Denn eines ist klar - spielerisch unterlegen war die Mannschaft allerhöchstens gegen St. Pauli, als man indes trotzdem in der Lage war, unentschieden zu spielen, nicht mal ein Gegentor zu bekommen. In allen anderen Partien hat sich Magdeburg - so komisch es klingen mag - selbst um bessere Ergebnisse gebracht.
Was bringt die Zukunft für den 1. FC Magdeburg, wenn das Team in der Winterpause lernt, die individuellen Fehler tatsächlich abzustellen, und nicht immer nur darüber spricht, wie es in der Vergangenheit stets der Fall war?
Titelfoto: Andreas Gora/dpa