Wechselbad der Emotionen: Der Hinrunden-Rückblick des 1. FC Magdeburg

Magdeburg - Große Euphorie, brutale Ernüchterung - teilweise Fassungslosigkeit. Platz 13 zur Halbzeit. Die Hinrunde des 1. FC Magdeburg hatte einiges zu bieten. Ein ruhiger Spaziergang war es in keinem Fall. Zwischen Höhen und Tiefen, spektakulären Momenten und bitteren Niederlagen erlebten die Fans eine Hinrunde voller Emotionen.

Von Aufstiegsträumen und Selbstbewusstsein

3. Spieltag: Irrer 4:2-Auswärtssieg an der Ostseeküste. Nach der Partie bei Holstein Kiel eroberte der FCM den zweiten Platz.
3. Spieltag: Irrer 4:2-Auswärtssieg an der Ostseeküste. Nach der Partie bei Holstein Kiel eroberte der FCM den zweiten Platz.  © Axel Heimken/dpa

Der Saisonstart versprach viel, als die Titz-Elf mit - zugegebenermaßen - unerwartet starken Leistungen die Tabelle erklomm.

Mit einem spürbaren Zusammenhalt im Team und mutigem Offensivfußball schien die Mannschaft auf dem besten Weg zu sein, sich zu einem ernsthaften Aufstiegskandidaten zu entwickeln.

Die Medienlandschaft hofierte die Männer von der Elbe, die Erweiterung des Stadions war plötzlich präsenter denn je, und der ein oder andere Spieler ließ sich scheinbar etwas hinreißen - denkwürdige Siege wie gegen Berlin am 5. Spieltag hatten offensichtlich für jede Menge Selbstbewusstsein gesorgt.

Weil Fans Pyrotechnik zünden: 1. FC Magdeburg wird zur Kasse gebeten
1. FC Magdeburg Weil Fans Pyrotechnik zünden: 1. FC Magdeburg wird zur Kasse gebeten

"Wenn es am Ende für den ersten Platz reicht, sind wir dafür bereit", äußerte beispielsweise Herbert Bockhorn (28) Mitte September dieses Jahres. In der Realität kam es anders. Bockhorns Aussage scheint mittlerweile eher schlecht gealtert.

Kein Spiel in der gesamten Hinrunde verlief spektakulärer. Der Sieg über Hertha ging in die Geschichtsbücher ein und bleibt insbesondere für jeden, der live dabei war, unvergessen. Viermal führten die Gäste aus Berlin, dennoch blieben die drei Punkte in Magdeburg.
Kein Spiel in der gesamten Hinrunde verlief spektakulärer. Der Sieg über Hertha ging in die Geschichtsbücher ein und bleibt insbesondere für jeden, der live dabei war, unvergessen. Viermal führten die Gäste aus Berlin, dennoch blieben die drei Punkte in Magdeburg.  © Andreas Gora/dpa

Die Talfahrt des 1. FC Magdeburg beginnt

Unendlicher Frust nach der Niederlage auf Schalke. FCM-Trainer Christian Titz (52) schlich nach dem Spielende mit gesenktem Kopf in die Kabine.
Unendlicher Frust nach der Niederlage auf Schalke. FCM-Trainer Christian Titz (52) schlich nach dem Spielende mit gesenktem Kopf in die Kabine.  © Bernd Thissen/dpa

Tatsächlich kann von einem Zusammenbruch gesprochen werden. Wie der zustande kam, bleibt unerklärlich. Der Zeitpunkt spätestens im Nachhinein dafür umso ersichtlicher.

Im Top-Spiel auf Schalke am 6. Spieltag vor über 60.000 in einer restlos ausverkauften Veltins-Arena machte der FCM zu Beginn ein Riesenspiel, führte den Bundesliga-Absteiger vor dessen Publikum zeitweise vor, führte 2:0, ließ es nach sicheren drei Punkten in der Fremde aussehen.

Der Rest bleibt Geschichte, muss hier wohl kaum weiter ausgeführt werden - das Spiel ging 3:4 verloren. Wie, weiß keiner. Dass es danach bergab ging, merkte indes jeder.

Magdeburgs Trainer Titz brodelt nach Witz-Elfer: "Wäre es umgekehrt gewesen ..."
1. FC Magdeburg Magdeburgs Trainer Titz brodelt nach Witz-Elfer: "Wäre es umgekehrt gewesen ..."

War der FCM bis zum besagten Spiel in Gelsenkirchen ohne Niederlage gewesen, begann Blau-Weiß nun, Gefallen an verlorenen Spielen zu finden. Achtmal in Folge konnte der Platz nicht mehr als Sieger verlassen werden, es folgte der Absturz in der Tabelle. Absoluter Negativ-Höhepunkt bleibt dabei wohl die Heimniederlage am 13. Spieltag im Ostduell mit Rostock, die wahrscheinlich selbst bis heute nicht verstanden haben, wie sie dieses Spiel für sich entscheiden konnten.

Alois Schwartz (56), dieser Zeit noch Trainer bei Hansa, gestand im Nachgang der Partie ein, dass seine Mannschaft mitunter "überhaupt nicht stattgefunden hatte". Für drei Punkte in Magdeburg reichte es dennoch - das ist die bittere Wahrheit.

Sieg oder Niederlage? Es war ihnen egal! Die FCM-Fans standen bedingungslos hinter ihrer Mannschaft. Selbst nach dem Rostock-Spiel wurden die Spieler von der Kurve wieder aufgebaut.
Sieg oder Niederlage? Es war ihnen egal! Die FCM-Fans standen bedingungslos hinter ihrer Mannschaft. Selbst nach dem Rostock-Spiel wurden die Spieler von der Kurve wieder aufgebaut.  © Andreas Gora/dpa

Ein Funken Hoffnung für den FCM

Endlich wieder ein Sieg! Baris Atik (28, v.) war die Erleichterung über seinen Führungstreffer in Osnabrück deutlich anzusehen.
Endlich wieder ein Sieg! Baris Atik (28, v.) war die Erleichterung über seinen Führungstreffer in Osnabrück deutlich anzusehen.  © Friso Gentsch/dpa

Positiv für den FCM war nur, dass sich ausgerechnet das Rostock-Spiel zu einer Art Wachrüttler entwickeln sollte: Es folgten souveräne Siege gegen Osnabrück und Kaiserslautern sowie ein starker Punktgewinn in Fürth.

Zuversicht kehrte wieder ein in die Domstadt. Hatte der FCM etwa wirklich die Kurve gekriegt, gar zurück auf die Erfolgsspur gefunden?

Leider nicht so ganz. Es kam, wie es kommen musste. Der versöhnliche Hinrunden-Abschluss blieb Fantasie. Dabei hatte das Problem einen Namen - es hieß Fortuna Düsseldorf.

Düsseldorf im Pokal, Düsseldorf in der Liga. Beide Aufeinandertreffen innerhalb weniger Tage gingen an die Fortuna. Die Art und Weise der Niederlagen erneut eine harte Belastungsprobe für jeden Fan. In beiden Partien lag Magdeburg vorne, machte das Spiel, dominierte teilweise nach Belieben und gab zweimal alles aus der Hand. Zu allem Überfluss zweimal vor den eigenen Fans im eigenen Stadion.

Da die Hoffnung bekanntlich zuletzt stirbt, und es für den FCM eigentlich nur besser werden kann, darf der zweiten Hälfte der Saison trotz einer Achterbahnfahrt der Gefühle in der Hinrunde mit Spannung entgegengesehen werden. Denn eines ist klar - spielerisch unterlegen war die Mannschaft allerhöchstens gegen St. Pauli, als man indes trotzdem in der Lage war, unentschieden zu spielen, nicht mal ein Gegentor zu bekommen. In allen anderen Partien hat sich Magdeburg - so komisch es klingen mag - selbst um bessere Ergebnisse gebracht.

Das Symbolbild der Düsseldorf-Spiele: FCM-Kapitän Amara Condé (26, v.) lag nach dem Anpfiff im Ligaspiel und der erneuten Niederlage gegen die Fortuna niedergeschlagen auf dem Rasen und hielt sich das Gesicht verdeckt.
Das Symbolbild der Düsseldorf-Spiele: FCM-Kapitän Amara Condé (26, v.) lag nach dem Anpfiff im Ligaspiel und der erneuten Niederlage gegen die Fortuna niedergeschlagen auf dem Rasen und hielt sich das Gesicht verdeckt.  © Swen Pförtner/dpa

Was bringt die Zukunft für den 1. FC Magdeburg, wenn das Team in der Winterpause lernt, die individuellen Fehler tatsächlich abzustellen, und nicht immer nur darüber spricht, wie es in der Vergangenheit stets der Fall war?

Titelfoto: Andreas Gora/dpa

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