Märchenschmiede FCM? "Eine Geschichte, die nur der Fußball schreibt!"

Magdeburg – Ein absolut verrückter Last-Minute-Punktgewinn! Dabei hätte sich der 1. FC Magdeburg beim gestrigen 1:1-Remis gegen Holstein Kiel um Haaresbreite wieder durch den eigenen Chancenwucher der zweiten Hälfte bestraft. Es brauchte Debütant Kuhinja (21), um die Kugel in der Nachspielzeit endlich über die Linie zu drücken, als dieser "dankend abstaubte".

Erleichterung in ihrer schönsten Form! Jean Hugonet (24, l.), Torschütze Emir Kuhinja (21, M.) und Baris Atik (29, r.) rannten nach dem Treffer zur FCM-Bank, um mit dem gesamten Team zu feiern.
Erleichterung in ihrer schönsten Form! Jean Hugonet (24, l.), Torschütze Emir Kuhinja (21, M.) und Baris Atik (29, r.) rannten nach dem Treffer zur FCM-Bank, um mit dem gesamten Team zu feiern.  © Andreas Gora/dpa

Erst vor wenigen Tagen stellte der Club mit Emir Kuhinja einen Stürmer vor, der aus der Regionalliga zum Team stieß.

Ein Transfer, der nach der angekündigten personellen Verstärkung eher müde belächelt wurde. Ein 21-Jähriger vom SGV Freiberg schien kaum der große Hoffnungsträger zu sein, sondern eher Kandidat für die zweite Mannschaft.

Dass ausgerechnet dieser Neuzugang verantwortlich dafür sein würde, dass der FCM nicht zum zweiten Mal in Folge mit einer 0:1-Niederlage vom Platz geht, war eigentlich unvorstellbar. Und doch war es der neue Mann, der nach nicht einmal zwei Minuten auf dem Platz stehend in der Nachspielzeit den hochverdienten Ausgleichstreffer erzielte.

1. FC Magdeburg verpflichtet schwedischen Stürmer Ahl Holmström
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Emir Kuhinja: "Es war verrückt, ich fühle mich sehr gut. Noch besser würde ich mich fühlen, wenn wir gewonnen hätten. Jetzt gilt es, weiter alles zu geben. […] Ich konnte dankend abstauben. Die Mannschaft hat mich gut aufgenommen, es sind super Jungs. Das gilt für den gesamten Verein. Ich bin froh, hier zu sein."

Vor der Einwechslung seines jungen Schützlings fand FCM-Trainer Titz aufgrund von Zeitdruck keine großen Worte: "Ich habe vor dem Spiel heute nur zu ihm gesagt: Hab viel Spaß heute und genieß es." Für den Fußballlehrer war es "eine dieser Geschichten, die nur der Fußball schreibt".

Der entscheidende Moment: Emir Kuhinja (21, v.) überwindet Timon Weiner (25, h.) im Kieler Tor. Besser hätte sich der Neuzugang bei seinem Debüt nicht präsentieren können.
Der entscheidende Moment: Emir Kuhinja (21, v.) überwindet Timon Weiner (25, h.) im Kieler Tor. Besser hätte sich der Neuzugang bei seinem Debüt nicht präsentieren können.  © Andreas Gora/dpa

Christian Titz: "Nach der Pause war es ein Sturmlauf …"

Ausgerechnet danach ging plötzlich einiges nach vorne: Luc Castaignos (31, r.) vergab in der zweiten Hälfte vom Punkt. Ein insgesamt schwieriger Abend für den Niederländer, der sich nach dem Fehlschuss widerwärtigen rassistischen Beleidigungen in den sozialen Netzwerken ausgesetzt sah.
Ausgerechnet danach ging plötzlich einiges nach vorne: Luc Castaignos (31, r.) vergab in der zweiten Hälfte vom Punkt. Ein insgesamt schwieriger Abend für den Niederländer, der sich nach dem Fehlschuss widerwärtigen rassistischen Beleidigungen in den sozialen Netzwerken ausgesetzt sah.  © Andreas Gora/dpa

Wirklich zufrieden konnte Titz abseits der Märchen-Geschichte rund um Kuhinja indes nicht sein. Spätestens in der zweiten Halbzeit sah sich seine Mannschaft mit altbekannten Problemen konfrontiert. Blau-Weiß ließ die Norddeutschen zwar kaum noch Atem kommen, war aber schlichtweg nicht in der Lage, einen Treffer zu erzwingen.

Dabei setzte der FCM zumindest kadertechnisch alles ein, was zur Verfügung stand. Mit Luc Castaignos (31) hatte Titz sogar wieder auf einen klassischen Neuner von Beginn an gesetzt.

Christian Titz: "Nach der Pause war es ein Sturmlauf, wir hatten sehr viele Chancen. Auch wenn das Tor wegen des späten Zeitpunkts etwas glücklich war, hätten wir die Partie aufgrund der vielen Gelegenheiten eigentlich gewinnen müssen."

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1. FC Magdeburg Magdeburgs Trainer Titz brodelt nach Witz-Elfer: "Wäre es umgekehrt gewesen ..."

Statt drei Punkten wurde es nur einer, für den letztlich eine ordentliche Portion Dusel notwendig war. Fußballerisch war es in den zweiten 45 Minuten trotzdem ein guter Auftritt der Sachsen-Anhalter, die sich in dieser Form nicht vor Tabellenführer St. Pauli verstecken müssten, wenn die Kiezkicker am kommenden Wochenende in Magdeburg zu Gast sind.

Titelfoto: Andreas Gora/dpa

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