Stefaniaks Start in Aue und der Vergleich mit dem Netto-Mitarbeiter
Aue/Dresden - "Ich arbeite gern mit Spielern zusammen, die in eine Schublade gesteckt werden, allerdings auch berechtigt, weil sie irgendwann nicht mehr so performt haben, wie sie es können. Eine spannende Personalie. Wenn er funktioniert, ist er ein Unterschiedsspieler." Das sagt FC-Erzgebirge-Aue-Trainer Timo Rost (43) über seinen Neuzugang Marvin Stefaniak (27).
Da sitzt er nun vor einem, der 27-Jährige, ruhig, demütig, fast schon zurückhaltend. Die Haltung gibt er während des Gespräches auf, als er sich sicherer fühlt. Er wirkt gereifter als in früheren Jahren, zeigt sich aufgrund seiner schweren letzten Jahre geläutert.
Stefaniak absolvierte in fünf Spielzeiten 122 Spiele für Dynamo Dresden, war 2016 einer der großen Aufstiegshelden, spielte danach eine Zweitliga-Saison zum Zungeschnalzen. 2017 ging er nach Wolfsburg - und das Glück verließ ihn, auch durch viel Verletzungspech.
Für den VfL machte er kein Spiel, auf seinen Leihstation in Nürnberg, Fürth und Dresden wurde er nicht glücklich. Zuletzt in Würzburg auch nicht.
Warum also jetzt Aue? "Meine Familie und die sächsische Region. Das ist meine Heimat", antwortet Stefaniak und bringt einen Vergleich: "Ein Netto-Mitarbeiter ist arbeitslos. Da kann mir doch keiner erzählen, dass er sich lieber zu Hause auf die Couch setzt. Da unterschreibe ich doch lieber bei Aldi oder Lidl. Ich will Fußball spielen und der Mannschaft helfen."
Marvin Stefaniak wird bereits im Erzgebirge angenommen
Auch der Trainer war ein Grund, der große Stücke auf ihn hält. "Ich bin ehrlich. Das war ein energisches Gespräch mit dem Coach. Ich habe mich nicht unter Druck setzen lassen. Er wollte meine Reaktion testen. Er weiß jetzt, wie ich durch meine Erfahrungen arbeite. Ich habe durch meine Talfahrt viel gelernt und gelesen, war mental und körperlich noch nie so fit."
Gelesen hat er das "Aladin-Prinzip" von Ashley Lippert. Das habe ihm geholfen, wieder in die Spur zu kommen. Nicht zurückblicken, sondern nur nach vorn.
Um sich voll auf Aue zu konzentrieren, wird Stefaniak in die Region ziehen. Dass er im Erzgebirge angenommen wird, zeigte sich am Sonntag beim Auftakt. Er bekam von allen Neuzugängen den größten Applaus. "Das hat mich sehr gefreut."
Wird er zum erwünschten Unterschiedsspieler, wird er sich daran gewöhnen müssen.
Titelfoto: Picture Point / Sven Sonntag