Nazarovs kritische Töne zum Aue-Abschied: "Art, mit der ich nicht zurechtkomme"
Aue - Mit "Di-mi-trij, Nazarov, Fußballgott"-Sprechchören verabschiedeten die Fans vom FC Erzgebirge Aue ihren Publikumsliebling Dimitrij Nazarov vor dem letzten Heimspiel gegen den FC Ingolstadt.
Der 33-jährige Mittelfeldspieler erhielt wie die weiteren sechs Abgänge um Antonio Jonjic (23) und Philipp Klewin (29) einen gebührenden Applaus. Die Fans legten sich noch mal richtig ins Zeug. Allein der Auftritt der Veilchen-Elf beim klaren 0:3 (0:3) gegen den FCI passte nicht ins Bild.
"Zur Halbzeit können wir 5:0 oder 6:0 führen", bemerkte Schanzer-Coach Michael Köllner (53) zu Recht. Aue lud die Gäste auch ein. Marvin Stefaniaks Flanke fing Visar Musliu ab, Marcel Costly ging rechts zur Grundlinie und fand Patrick Schmidt (23.).
Nach Omar Sijarics Ballverlust bediente Costly diesmal Tobias Bech (25.). Bech war es auch, der nach laschem Abwehrverhalten von Tim Danhof auf Zuspiel von Moussa Doumbouya alles klarmachte.
Nazarov musste dem Treiben verletzungsbedingt tatenlos zusehen, stand trotzdem gefühlt im Mittelpunkt und stand hinterher in der Mixed-Zone nach wochenlangem selbst verordnetem Maulkorb wieder für Interviews zur Verfügung.
"Es sind sieben sehr intensive und hochemotionale Jahre gewesen. Das war eine unglaublich tolle Erfahrung für mich. Mir ist es eine Ehre gewesen, für Aue zu spielen, weil es ein toller Klub ist. Was hier entstanden ist ...", hält der Aserbaidschaner kurz inne, während er beginnt, in Erinnerungen zu schwelgen.
Aue-Spieler Nazarov: "Ein ganz besonderer Dank gilt Helge Leonhardt. Unglaublich, was er geleistet hat"
"Ich kann mich bei allen nur bedanken, die mich über die Jahre unterstützt haben. Ob Thomas Romeyke (Teammanager, Anm. d. Red.), der immer für mich da gewesen ist und alles für den Verein macht. Marie Koch (Physio, Anm. d. Red.), die mich jedes Mal fit geknetet hat, wenn es mal eng wurde, oder Manuela König (Zeugwartin, Anm. d. Red.), die meine dreckigen Hosen gewaschen hat. Auch das werde ich nicht vergessen", genießt das Team hinter dem Team bei "Dima" einen hohen Stellenwert.
Lange blieb offen, ob er bleibt oder geht, wollten ihn die Verantwortlichen gerne halten. Doch die Saison hinterließ ihre Spuren. Nazarov: "Ein ganz besonderer Dank gilt Helge Leonhardt (64). Unglaublich, was er geleistet hat. Hier steht so ein Stadion, was viele vergessen. Für Aue ist das bewundernswert. Egal mit welchem Spieler man redet, bekommen sie große Augen, was hier entstanden ist. Was so hinter den Kulissen passiert, ist die Art, mit der ich nicht zurechtkomme. Was Helge Leonhardt auf die Beine gestellt hat, werde ich nie vergessen und mit ihm in Kontakt bleiben."
Gut möglich, dass man ihn nicht mehr in Lila-Weiß auflaufen sieht. "Marie Koch macht viele Behandlungen, aber wir müssen sehen, wie der Fuß reagiert. Ich würde gerne noch ein Spiel für Aue machen, muss aber auf meinen Körper hören", so Nazarov, der offenlässt, ob er nächstes Jahr dann als gegnerischer Spieler ins Lößnitztal zurückkehrt.
"Es gibt viele Gespräche. Auf jeden Fall werde ich noch weiter Fußball spielen", meint Nazarov mit einem Augenzwinkern.
Titelfoto: picture point/Sven Sonntag