In seiner Freizeit steigt er in den Ring: Aue-Kicker Jonjic boxt sich durch
Aue - Lernen, sich durchzuboxen, ist, was bei Antonio Jonjic (22) wie die Faust aufs Auge passt. Der 22-jährige Angreifer des FC Erzgebirge Aue scheut auf dem Platz keinen Zweikampf. Während der Freizeit zieht er gerne mal die Boxhandschuhe an und steigt in den Ring.
Am Dienstag erst wieder trainierte er in Breitenbrunn. Für Jonjic ein Ausgleich zum Fußball und mentales Training in einem. "Beim Boxen bist du auf dich gestellt. Da hilft dir keiner, du allein musst blitzschnell reagieren und eine Entscheidung treffen", so Jonjic. Andernfalls gibt's auch mal ein Veilchen.
Jonjic: "Das ist das gleiche, als ob ich Mann gegen Mann gehe. Da braucht es Selbstvertrauen. Boxen hilft mir dabei."
Und FCE-Teamchef Marc Hensel (35)? "Er lässt die Spieler auch mal zocken und gesteht ihnen Fehler zu. Verlierst du den Ball, macht er dich nicht rund, sondern spricht Mut zu", verrät Jonjic.
Trotzdem kann es zwischen den beiden auch mal knallen, und man versteht sich trotzdem, wie der Deutsch-Kroate unterstreicht: "Ich bringe Temperament mit. Nicht jeder Trainer kam damit in der Vergangenheit klar. Marc kann mit meiner Emotionalität umgehen."
Jonjic schätzt dieses Miteinander bei den Veilchen, blüht regelrecht auf: "Hier steht jeder füreinander ein und die Fans hinter ihrem Verein, wie ich es in Kaiserslautern erlebt habe."
Aue-Spieler Jonjic: "Wir stehen nach wie vor unten drin, aber die Tendenz zeigt nach oben"
Heidenheim (2:0) schoss er mit einem Doppelpack quasi im Alleingang ab und führt seither die interne Torjägerliste mit drei Treffern an. "Das ist, ehrlich gesagt, noch nix, worauf man sich ausruhen kann. Wir stehen nach wie vor unten drin, aber die Tendenz zeigt nach oben", sieht Jonjic die kleine Serie aus den Heimsiegen gegen Ingolstadt und Heidenheim sowie dem Remis in Hannover mit gemischten Gefühlen.
Wahrscheinlich ist das seinem Vater Ante Jonjic geschuldet, der bei seinem Ausbildungsverein 1. FC Kaiserslautern als Junioren-Chefscout arbeitet und bisher noch kein Auer Heimspiel verpasst hat.
"Ich kam nach dem Heidenheim-Spiel in meine Wohnung hier in Aue rein, da saß er schon da, schaute sich die Wiederholung an und hatte trotz meiner zwei Tore noch was zu kritisieren", lacht Jonjic.
Doch genau das hat ihn geprägt: "Mein Vater hatte sicher das Zeug zum Profifußballer, aber als er mit meinen Großeltern aus Bosnien-Herzegowina nach Deutschland kam, sagten sie zu ihm: 'Geh' arbeiten, um Geld zu verdienen.'"
Was Papa Ante nicht vergönnt war, wollte er Sohn Antonio umso mehr ermöglichen. "Während meine Schulfreunde um die Häuser zogen, schob ich mit ihm Extraschichten auf einem angemieteten Trainingsplatz", so Jonjic, dem in der Jugend - und da schließt sich der Kreis - noch etwas anderes gelehrt wurde: "Mein Vater hat 15 Jahre geboxt und mich für diesen Sport begeistert."
Titelfoto: DPA/Robert Michael, privat