FC Erzgebirge Aue: Mitglieder beenden Leonhardt-Ära!
Aue - Großer Andrang bei der ordentlichen Mitgliederversammlung des FC Erzgebirge Aue am Samstagvormittag.
716 stimmberechtigte von 9416 Mitgliedern fanden sich im Erzgebirgsstadion ein, um die jüngere Vergangenheit mit sportlichem Misserfolg und personellen Konsequenzen aufzuarbeiten und über die Neubesetzung von Ehrenrat und Aufsichtsrat des Kumpelvereins abzustimmen. Zudem wird ein neuer Vorstand bestimmt.
Interimspräsident Torsten Enders (59) richtete in seinem Vorstandsbericht zu Beginn Genesungswünsche an den zurückgetretenen Veilchen-Boss Helge Leonhardt (63) sowie den kaufmännischen Geschäftsführer Michael Voigt (49).
Er sprach zugleich davon, dass in der Vergangenheit geniale Trainer- und Spielerentscheidungen getroffen wurden, aber auch solche, die tödlich waren.
Enders ging nicht näher ins Detail, man kann aber davon ausgehen, dass hierzu vor allem auch die Personalien der letzten zwei Jahre gezählt werden.
Aue-Sportdirektor Heidrich: "Es geht nur darum, die Klasse zu halten"
Die letzte Saison verlief mit dem Zweitliga-Abstieg katastrophal. Gleiches gilt für die bisherige Hinrunde. Aue geht mit 14 Punkten auf einem Abstiegsplatz in die WM-Pause.
Ein gänzlich anderes Bild zeichnet die wirtschaftliche Situation. Uwe Leonhardt (63), stellvertretender Aufsichtsratschef, präsentierte den Mitgliedern für das abgelaufene Geschäftsjahr 2021/22 einen Gewinn in Höhe von 1,098 Millionen Euro.
Auf den Bericht des Aufsichtsrats folgte eine Einschätzung zur sportlichen Lage von Sportdirektor Matthias Heidrich (44), der sich "echt froh" zeigte, dass Freitagabend beim BVB II. 1:0 gewonnen wurde.
Zur Erwatungshaltung hat der 44-Jährige eine klare Meinung. Der sofortige Wiederaufstieg sei von Beginn an ein unrealistisches Szenario gewesen. Nun, da Aue von der Realität eingeholt wurde, "geht es nur darum, die Klasse zu halten", so Heidrich.
Sie prägten den Verein nahezu 30 Jahre mit: Aue-Mitglieder beenden Leonhardt-Ära!
Wichtig ist der Klassenerhalt auch aus wirtschaftlicher Sicht, denn für das laufende Geschäftsjahr 2022/23 droht dem FCE ein Minus von 1,4 Millionen Euro. Der Fehlbetrag sei laut Interims-Vorstandsmitglied und Rechnungsprüfer Sören Ullrich durch das bilanzielle Eigenkapital gedeckt.
Im August war außerdem ein KfW-Darlehen in Höhe von 500.000 Euro aufgenommen worden.
Nach einer Aussprache erteilte die Mitgliederversammlung den Gremien die Entlastung für das abgelaufene Geschäftsjahr. Dem folgte die mit Spannung erwartete Wahl von Ehren- und Aufsichtsrat, wobei die Mitglieder der vorab veröffentlichten Empfehlung von 36 Fanclubs folgten und folgende Kandidaten wählten.
Für den Ehrenrat: Michael Rüdiger (Vorsitzender), Karl Matko, Alexander Lindner, Ralph Kühn, Kay Werner, Jürgen Escher und Joachim Engelmann. Für den Aufsichtrat: Henry Sobieraj, Thorsten Jannaschk, Thomas Hagg, Lothar Lässig, André Leonhardt, Willi Hermann Watkowiak, Heinrich Kohl, Nico Dittmann und Manfred Jahn.
Uwe Leonhardt und Torsten Enders sind lediglich Nachrücker. Die Mitglieder votierten damit für einen FC Erzgebirge Aue komplett ohne Beteiligung der Leonhardt-Zwillinge Helge und Uwe, die den Verein seit nahezu 30 Jahre mitgeprägt hatten.
Roland Frötschner ist neuer Aue-Boss: "Ich mache es aus Liebe zum FCE"
Zu guter letzt wählte der Aufsichtsrat Roland Frötschner zum neuen Präsidenten. "Ich mache es aus Liebe zum FCE", eröffnete Frötschner seine Antrittsrede: "Wir wollen eine Wende herbeiführen. Wir haben wenig Punkte und wenig Geld."
Weiterhin wurden der ehemalige Wismut-Spieler Volker Schmidt, Thomas Schlesinger, Robert Scholz und Jörg Püschmann in den Vorstand bestellt.
Als eine der ersten Amtshandlungen werde Matthias Heidrich am Montag zum Geschäftsführer Sport berufen.
Originalmeldung: 12. November, 10.54 Uhr, aktualisiert um 14.55 Uhr
Titelfoto: picture point/Sven Sonntag