Rentenvertrag? Aues Hochscheidt fit wie ein Turnschuh
Novo Sancti Petri (Spanien) - Wie groß der Stellenwert von Jan Hochscheidt beim FC Erzgebirge ist, hat der Verein kurz vor Weihnachten bewiesen, als man den zuvor bis 2021 gültigen Vertrag um zwei weitere Spielzeiten verlängerte (TAG24 berichtete). Hochscheidt wäre bei Vertragsende 35 Jahre alt. Scherzhaft war da schon vom "Rentenvertrag" die Rede. Dem Begriff kann der Mittelfeldmann aber rein gar nichts abgewinnen.
"Ich fühle mich noch nicht so, dass ich jetzt die nächsten ein, zwei Jahre hätte aufhören wollen. Ich bin fit und will noch spielen. Deswegen passte von mir aus alles", sprüht Hochscheidt auch in Aues Spanien-Camp vor Energie.
Klubboss Helge Leonhardt packte die Gelegenheit beim Schopf und verlängerte langfristig mit einem, der, wie Coach Dirk Schuster so schön sagt, "ein Unterschiedsspieler ist".
Es ist eine klassische Win-win-Situation. Für den gebürtigen Trierer und seine Familie ist das Erzgebirge längst zur zweiten Heimat geworden.
"Der Plan, irgendwann wieder zurückzukommen, bestand seit Längerem. 2018 ergab sich die Gelegenheit und alles hat gepasst", erklärt Hochscheidt, was ihn nach seinem Abgang bei Eintracht Braunschweig zur Rückkehr ins Lößnitztal bewog:
"Jeder Spieler will irgendwo bleiben. Immer wieder umziehen und etwas Neues aufbauen müssen, will glaube ich keiner."
Große Diskrepanz zwischen Heim- und Auswärtsspielen beim FC Erzgebirge
Zuhause ist's doch am schönsten. Und so liefert der offensive Mittelfeldmann und sorgt dafür, dass seine Veilchen dort stehen, wo sie stehen.
Letztes Jahr kam "Janni" in allen 34 Partien zum Einsatz und erzielte acht Tore und fünf Vorlagen. Aktuell sind es bei 16 Einsätzen fünf Treffer und drei Assists.
Dazu kommen die vielen Einzelaktionen, mit denen er nicht nur den Gegner immer wieder verblüfft, sondern auch ein Spiel in die richtigen Bahnen lenkt, so zum Beispiel gegen Dynamo Dresden (4:1) oder den 1. FC Nürnberg (4:3).
Das Hinrundenfazit fällt dennoch gemischt aus. Hochscheidt:
"Für unsere Heimspiele vergebe ich eine 2+. Auswärts müssen wir uns eine 4- geben, wenn's reicht! Da besteht eine sehr große Diskrepanz. Die Klasse lässt sich vielleicht halten, wenn jedes Heimspiel gewonnen wird. Besser ist es, wenn wir auch mal auswärts punkten."
Dicker Kumpel von Kombinierer Eric Frenzel
Wie erklärt er sich die Diskrepanz? "Niemand will es gerne hören, aber unser Terminplan ist derart eng geworden, dass kaum Zeit zur Regeneration bleibt."
"Als ich jung war (lacht), mit 20, 21 Jahren, hatten wir acht Wochen Sommerpause. Jetzt sind es vier. Dazu kommen immer mehr Länderspielunterbrechungen, durch die man nie richtig in den Rhythmus kommt", so Hochscheidt, bevor er nachschiebt:
"Trotzdem darf es keine Ausrede sein!"
In punkto Regeneration vertraut er auf die Expertise vom Nordischen Kombinierer Eric Frenzel. Seit Jahren sind er und der dreimalige Olympiasieger dicke Tinte.
Die Familien unternehmen gemeinsame Ausflüge und man blickt auch mal über den eigenen Tellerrand hinaus.
"Mich interessieren unter anderem seine Erfahrungen und Tipps zur Trainingssteuerung und Regeneration", berichtet Hochscheidt.