Fußball nur für Geimpfte? Aue-Boss Leonhardt fürchtet Diskriminierung
Aue - Ist der Zutritt zu Großveranstaltungen, sobald genügend Impfstoff vorhanden ist, nur mit Corona-Impfnachweis gestattet? Online-Tickethändler CTS Eventim stieß diese Debatte vergangenen Mittwoch an und ließ damit auch in der Fußballbranche aufhorchen.
Dem FC Erzgebirge ist daran gelegen, so früh wie möglich vor Zuschauern zu spielen. Aber nicht um jeden Preis, wie Klubchef Helge Leonhardt (62) gegenüber TAG24 klarstellt.
"Ich bin gegen jegliche Diskriminierung und Ungleichbehandlung! Für meine Begriffe verbietet es sich, einen Unterschied zwischen geimpft und ungeimpft zu machen, erst recht, solange noch nicht geklärt ist, ob die Verbreitung des Corona-Virus durch eine Impfung gänzlich ausgeschlossen ist", betont Leonhardt.
Der Unternehmer beruft sich mit seinen Bedenken auf eine Empfehlung des Deutschen Ethikrates, dass zum gegenwärtigen Zeitpunkt eine individuelle Rücknahme staatlicher Freiheitsbeschränkungen für geimpfte Personen nicht erfolgen solle.
Klublenker wie Leonhardt fürchten andernfalls, dass ein Keil in die Gesellschaft getrieben wird, ein Keil, der letztlich auch Vereine und Fans entzweien könnte.
"Irgendwann muss Schluss damit sein, in die Grundrechte einzugreifen. Aufgrund der Impfrangordnung würde auch ein immenses Maß an Zuschauern ausgeschlossen werden. Es geht aber nicht nur um Veranstaltungsteilnehmer. Man könnte das Rad dann weiterspinnen im Rahmen des Gleichbehandlungsgrundsatzes und fragen, was mit den Fabrikarbeitern oder den Teilnehmern von Veranstaltungen der Landtage oder des Bundestages ist.
Müssen die alle geimpft sein oder gibt es Hygienekonzepte für diese Veranstaltungen, die dann einen Impfzwang durch die Hintertür ausschließen? Das ist in meinen Augen nicht vertretbar", fürchtet Leonhardt Verwerfungen, die letztlich auch die Vereine als Spiegel der Gesellschaft hart treffen würden.
Zumal nach derzeitigem Stand frühestens im Spätsommer jedem Bundesbürger ein Impfangebot gemacht werden kann. Das hieße: leere Ränge bis September oder eben Zweiklassengesellschaft.
Leonhardt schlägt daher einen zweiten Weg auf Basis der Hygienekonzepte vor: "Jeder Profi-Klub hat diese zu Saisonbeginn erstellt und den jeweiligen Gesundheitsämtern zur Bestätigung vorgelegt. Unter Beachtung der jeweiligen Risikoeinstufung können die Konzepte jederzeit modifiziert werden. Es ermöglicht aber auch die Gleichbehandlung aller Mitglieder der Gesellschaft, ob bereits jetzt, später oder gar nicht geimpft."
Titelfoto: picture point/Sven Sonntag