Erzgebirge Aue: Jetzt ist Dotchev urlaubsreif
Aue - "Ich bin urlaubsreif", ließ FCE-Coach Pavel Dotchev (57) durchblicken, wie sehr ihn die eine Halbserie, die er den FC Erzgebirge coachte, mitnahm. Es war eine Achterbahnfahrt der Gefühle, der Ergebnisse, der Tabellenplatzierung. Unter dem Strich kam Aue noch mal mit einem dicken Veilchen davon - passenderweise auch am letzten Spieltag beim 3:3 (1:0) bei der SpVgg Bayreuth.
Marvin Stefaniak (39.) hatte die Veilchen in der letzten Auswärtspartie vor 5314 Zuschauern, die bei 2526 Gästefans fast ein gefühltes Heimspiel war, in Front geköpft. Kurz nach der Pause gab es wie schon eine Woche zuvor daheim gegen Ingolstadt den Doppelschlag. Christoph Fenninger (49./50.) stellte Aues Nervenkostüm auf eine arge Probe.
"Momentan ist bei uns der Wurm drin. Vieles ist Kopfsache", sah Dotchev, wie seine Mannschaft ins Rudern kam. "In einer Minute zwei Gegentore waren ein riesiger Schock für die Mannschaft. Man betreibt einen großen Aufwand, macht viele Sachen gut, liegt aber 1:2 zurück. Dann machen wir auf, bekommen das dritte Tor und das Spiel ist so gut wie verloren", kam der 57-Jährige auf die Ausgangslage nach dem 1:3 durch Eroll Zejnullahu (79.) zu sprechen.
Aue hing, wie gefühlt die halbe Saison, in den Seilen, rappelte sich aber auf. Borys Tashchys Doppelpack (84./90.+3.) machte die Partie zum Spiegelbild einer Spielzeit, die an keinem spurlos vorbeiging.
In der Sommerpause wartet viel Arbeit
"Ich bin urlaubsreif. Diese Rückrunde war brutal hart und ich hatte viele schlaflose Nächte", gewährte Dotchev Einblick in seine mentale Lage.
Er hatte den kriselnden Absteiger, der bei seinem Amtsantritt 14 Punkte auf dem Konto hatte, im neuen Jahr mit 31 Zählern zum Klassenerhalt geführt. Und das ohne merkliche Veränderungen beim Spielerpersonal.
Mit Kilian Jakob (25) gab es nur einen Winterzugang, der aber aufgrund eines Sehnenrisses lange fehlte. Einzig Antonio Jonjic (23), der nach dem geplatzten Wechsel zu Gornik Zabrze ebenfalls lange fernblieb und unter Dotchev aufblühte, sowie Omar Sijaric (21), der nach seiner Krebserkrankung wieder angriff, waren spürbare neue Verstärkungen.
Trotzdem lavierte Aue, fand nicht die klare Linie, weder neben noch auf dem Platz. Dotchev weiß, dass in der Sommerpause viel Arbeit wartet:
"Wir haben viel zu tun, denn die Qualität der Mannschaft ist normalerweise besser als das, was wir derzeit leisten. Das nächste Jahr muss sich ändern. Wir brauchen ein starkes Wir-Gefühl auf dem Platz, eine Mannschaft, in der viel Gruppendynamik dabei ist."
Titelfoto: picture point/Sven Sonntag