Dotchev-Aus schon vor Mitgliederversammlung besiegelt, aber Aue-Bosse schweigen
Aue - Pavel Dotchev (59) zeigte sich vom bestätigten Aus zum Saisonende überrascht und mitgenommen. Darüber kann auch sein kämpferisches Statement, bis zuletzt alles mit der Mannschaft für den FC Erzgebirge Aue geben zu wollen, nicht hinwegtäuschen.
Warum? Als Dotchev im Dezember 2022 zurückkehrte, lag der Verein nach dem Abstieg sportlich am Boden, drohte direkt in die Regionalliga durchgereicht zu werden.
Der Trainerfuchs kam, hauchte der Truppe neues Leben ein, stabilisierte sie und formte sie danach ab der Saison 2023/24 zu einer Einheit, die um den Aufstieg mitspielen kann.
Wie sehr die Trendwende mit dem Namen Dotchev verbunden ist, wurden seine Spieler in der Vergangenheit nicht müde zu betonen. Auch die Harmonie und Hierarchie im Team wurde gelobt, sei es von Marvin Stefaniak (29) oder Mirnes Pepic (28). Die Leistungsträger performen zudem.
Dass man nun definitiv nicht mit Dotchev weitermachen will, kann Gründe haben. Diese nicht klar benennen zu können - oder zu wollen - verwundert gelinde gesagt. So wurde Dotchev auch auf Nachfrage nicht mehr gesagt, als das "nicht viel" gegen ihn sprach.
Bleibt Dotchev bis zum 38. Spieltag an der Auer Seitenlinie stehen?
Für ihn muss sich das wie eine verbale Ohrfeige angefühlt haben, wenn man bedenkt, dass sich Dotchev vor der letzten Saison bereit erklärte, seinen eigentlich unbefristeten Vertrag zu entfristen und in einen Zweijahresvertrag umwandeln zu lassen. Ein Schelm, wer Böses denkt, warum dieser Vertrag nun nicht verlängert wird ...
Zumal - und das gehört auch dazu - Dotchev in der Hinrunde 2022/23 nicht die erste Wahl war, als es darum ging, die vakante Trainerstelle nach dem Aus von Timo Rost (46) neu zu besetzen. Er war die günstigste Alternative, alldieweil er besagten unbefristeten Vertrag besaß und Jens Härtel (55) - damals bereits ein Kandidat - nicht zu bekommen war.
Ob Härtel im zweiten Anlauf Aue-Coach wird oder Rüdiger Rehm (46), mit dem sich Sportchef Matthias Heidrich (46) vor der Stuttgart-Partie traf, wie es aus Vereinskreisen verlautete, bleibt abzuwarten.
Offen ist auch, ob Dotchev bis zum 38. Spieltag an der Auer Seitenlinie steht. Er selbst dürfte erfahren genug sein, um selbst leise Zweifel zu haben.
Mitglieder erfuhren Dotchev-Aus erst fünf Tage nach Mitgliederversammlung aus der Presse
Als dem FCE-Coach eröffnet wurde, dass es mit ihm nicht weitergehen würde, hätte man dies zur Mitgliederversammlung kundtun können. Wer mit dem Versprechen von Transparenz antrat, müsste eigentlich die Mitglieder involvieren. Das wäre gelebte Transparenz. So erfuhren sie es fünf Tage später aus der Presse.
Das etwaige Argument, man wolle es vorerst unter der Decke halten und den richtigen Zeitpunkt abwarten, greift zu kurz. Jedem musste klar sein, dass die Nachricht über kurz oder lang Kreise zieht, bei den vielen Personen, die am Entscheidungsprozess beteiligt waren ... Vielleicht hätte der Trennungsgrund "nicht viel" zu unangenehmen Nachfragen geführt.
Man täte gut daran, wenigstens bei der Nachfolgeregelung eher für Klarheit zu sorgen, denn laut transfermarkt.de laufen zwölf Verträge, darunter die von Stefaniak, Pepic, Marcel Bär (32) oder Martin Männel (36), aus, plus die Leihen bei Ali Loune (22) und Tim Hoffmann (19).
Und die werden auch wissen wollen, wer die Veilchen ab 2025/26 trainiert.
Titelfoto: picture point/Sven Sonntag