Aue-Sportchef Heidrich nimmt die Profis in die Pflicht: "Selbstmitleid hilft uns nicht weiter"
Aue - "Alle Beteiligten sind am Sonntag in der Pflicht!", stellte FCE-Sportchef Matthias Heidrich (46) vor Stuttgart II. in seiner Botschaft auf der Vereinshomepage unmissverständlich klar. Kampfansage oder Durchhalteparole?
"Selbstmitleid hilft uns nicht weiter. Wir bekommen in dieser Liga weder etwas geschenkt noch fällt uns Erfolg in den Schoß. Das notwendige Quäntchen Glück, das uns zu Saisonbeginn wie beim Auswärtssieg in Aachen noch zur Seite stand, müssen wir uns erarbeiten und erzwingen", fuhr Heidrich fort.
Die Veilchen geraten durch die Ergebniskrise, wie es Coach Pavel Dotchev (59) formulierte, in Zugzwang. Das birgt die Gefahr von widersprüchlichen Aussagen.
So sagte Heidrich nach der Mannheim-Pleite, man sei im Ballbesitz zu ungefährlich. Gleichzeitig untermauerte er vor Cottbus, dass man von diesem Ballbesitzfußball jetzt nicht ins englische "Kick and Rush" abgleiten werde.
Bei Dotchev klang das am Dienstagabend etwas anders, als er von TAG24 mit seinem Wechsel in der Innenverteidigung von Tim Hoffmann (19) zu Erik Majetschak (24) befragt wurde.
"In Mannheim hatten wir viel Ballbesitz und weniger Ertrag. Ich wollte, dass wir geradliniger spielen. In der ersten Halbzeit haben wir oft den langen Ball geschlagen, was wir von mir aus hätten auch in der zweiten Halbzeit tun können, um zumindest mal einen Punkt mitzunehmen. In unserer Situation tut uns auch ein Punkt gut", so Dotchev.
Braucht Aue-Spieler Anthony Barylla eine Pause?
Der 59-Jährige stellt sich immer vor sein Team. Das Prinzip der geringen Rotation und fester erster Elf kann sich in Zeiten des Misserfolgs - und da braucht man kein Prophet sein - aber schnell ins Gegenteil verkehren und Unzufriedenheit hineinbringen.
So unpopulär manche Entscheidungen sein können, muss der erfahrene Trainer überlegen, ob er zum Beispiel Anthony Barylla (27) einfach mal eine Pause gibt, nachdem dieser bei vier der letzten sechs Tore mit drin gehangen hatte.
Heidrichs Pflicht-Appell ist wahrscheinlich auch so zu verstehen, dass, wer jetzt gegen die Stuttgart-Bubis keine Trendwende erkennen lässt, sich vorübergehend ins Aus schießt.
Man vermisst momentan auch, dass sie sich gegen Widerstände wehren wollen. Aue kassierte gegen ein körperbetont spielendes Mannheim und Cottbus in Summe sechs (!) Gegentore, aber nur zwei Gelbe!
Es reicht eben nicht, Muckis anzutrainieren, als wolle man John Rambo Konkurrenz machen, um dann im Zweikampf einem Gegner, der vorige Saison Regionalliga gespielt hat, nicht Paroli bieten zu können. Linus Rosenlöcher (24) wurde von Doppeltorschütze Timmy Thiele (33) früh in der Partie gestreckt. Das war schmerzhaft und da muss es paar Minuten später mal rumpeln. Tat es aber nicht.
Dass es Aue kann, hat der Saisonstart bewiesen. Dass die Mannschaft will, haben die Chancen gegen Cottbus gezeigt. Was fehlte, war die letzte Überzeugung. Die muss wieder her, sonst wird womöglich aus "Wir wollen aufsteigen" ein "Willst du Aue oben sehen, musst du die Tabelle drehen".
Titelfoto: Imago/Matthias Koch