Schock-Diagnose "Hodenkrebs": Aue-Spieler Omar Sijaric spricht erstmals über seine Krankheit
Aue - Was erst wie ein positiver Doping-Test aussah, stellte sich später als Schock-Diagnose heraus: Im Dezember 2021 erhielt Omar Sijaric den Befund "Hodenkrebs". Beim Vereins-TV vom FC Erzgebirge Aue sprach der 20-Jährige erstmals über die Krankheit und ihren Verlauf.
Dopingproben sind bei Fußballern nicht beliebt, doch in diesem Fall rettete der Test den 20-Jährigen vor einem schwereren Krankheitsverlauf. Vor der Winterpause 2021 wurde Omar Sijaric nämlich vor dem Spiel gegen den 1. FC Nürnberg einbestellt, denn innerhalb kürzester Zeit war dies nun der zweite positive Test.
Der Mannschaftsarzt von Aue ging mit ihm verschiedene Szenarien für das positive Ergebnis durch. Doch am Ende blieb der Verdacht auf Hodenkrebs. Der Spieler aus Montenegro wurde für den nächsten Tag nach Aue ins Krankenhaus bestellt, um sich dort zahlreichen Test zu unterziehen. "Es war ein richtiger Schock, weil ich mit Krankheiten oder Verletzungen nie etwas zu tun hatte", erzählte der 21-Jährige.
Doch dann die Diagnose: "Es war ein Hodentumor. Aber nicht an den Hoden, sondern im Bauch." Diese Gewissheit war nicht einfach. Er habe viel geweint, ihm wurde aber auch sehr viel Mut zugesprochen, berichtet Sijaric beim Vereins-TV.
Es folgte zeitnah die erste Operation. Dabei wurde Tumorgewebe entfernt, um zu prüfen, ob es sich um einen bösartigen Tumor handelte. Auch dies bestätigte sich. Bis in den Mai standen vier Zyklen mit jeweils sieben Tagen Chemotherapie auf dem Programm.
Ende Mai wurde der Tumor bei einer zweiten OP dann komplett entfernt. "Ich hatte mir die OP etwas leichter vorgestellt. Aber der Tumor lag an einer blöden Stelle", berichtete Sijaric. "Mir wurde danach gesagt, dass ich als fast geheilt zähle."
Seit Mitte Juni ist er wieder zurück bei den Veilchen. Zumindest darf und kann er bereits auf den Trainingsplatz. "Man merkt, dass der Körper stark geschwächt war. Ich brauche noch etwas Zeit." In den nächsten Wochen wird er die sportmedizinische Untersuchung absolvieren. Danach wird klar sein, wie genau seine Comeback-Pläne aussehen können.
Durch die Krankheit schaue er auf viele Dinge ganz anders. Er wolle nun alles genießen, "Zeit mit Freunden und Familie verbringen, die auch eine schwere Zeit hatten". Außerdem möchte er sich bei allen bedanken, die ihm durch diese Zeit geholfen haben.
Eine erweiterte Blutuntersuchung bei den Profisportlern laut Mannschaftsarzt sinnvoll
Auch Aue-Mannschaftsarzt Torsten Seltmann kam im Video zur Schock-Diagnose zu Wort und äußerte sich unter anderem zu einer grundsätzlichen Ergänzung der alljährlichen Blutuntersuchung bei den Spielern.
Doch vorweg betont auch er, wie froh er über den Verlauf der vergangenen Monate ist: "Es hätte auch anders ausgehen können. Aber ich denke, wir haben das Beste für ihn getan und das Optimalste dabei rausgeholt."
Die Hauptinzidenz bei Hodenkrebs liege im Alter zwischen 20 und 35 Jahren. Deswegen wäre es laut Seltmann sinnvoll, "auch jetzt im Profisport-Bereich bei den Fußballern, Handballern usw. eine erweiterte Blutuntersuchung bei den Zulassungsuntersuchungen einzuleiten". Denn durch die einfache Blutuntersuchung gibt es erste Hinweise für einen möglichen Hodentumor.
Eine erweiterte Gesundheitsvorsorgeuntersuchung im Bereich der Darmkrebs, Prostata und Brustkrebs sieht er jedoch erst ab einem Alter von 45 für sinnvoll und richtig. Eine generelle Vorsorgeuntersuchung auch bei jungen Menschen sehe der Mannschaftsarzt für überzogen.
Titelfoto: Picture Point / Gabor Krieg