Aue gegen Zwickau: Die Geschichte einer fast 50 Jahre andauernden Rivalität
Aue/Zwickau - Mehr Derby geht nicht. Mehr Nähe auch nicht - zumindest was die Entfernung betrifft. Luftlinie liegen zwischen beiden Stadien 20 Kilometer. Sonst sind sie sich nicht nah. Im Gegenteil. Der FC Erzgebirge Aue gegen den FSV Zwickau, das waren schon immer spezielle Derbys. Zumindest ab 1975. Da, so sagen viele Experten, hätte die ganz große Abneigung ihren Lauf genommen.
Es ist das Halbfinale im FDGB-Pokal. Am 15. März 1975 gewinnt Zwickau das Hinspiel mit 1:0 durch ein Elfmetertor von Heinz Dietzsch (47.). Eine Woche später das Rückspiel.
Werner Bräutigam (10.) bringt Zwickau früh in Führung, Alfons Babik (17.) gleicht aus, Dieter Schüßler (47.) schießt Aue 2:1 in Führung. Der Wismut fehlt noch ein Tor. Ein nicht gegebener Elfmeter und zwei aberkannte Treffer bringen die Erzgebirger auf die Palme.
Aue fühlt sich betrogen. Zwickau zieht ins Finale, gewinnt 5:4 nach Elfmeterschießen gegen Dresden und unternimmt eine wundersame Reise durch Europa. Athen, Florenz, Glasgow scheitern an der BSG, erst Anderlecht setzt im Halbfinale das Stoppzeichen.
Seither ist alles anders zwischen Aue und Zwickau, immer wieder kracht es auf und neben dem Platz. Bestes Beispiel war der vorletzte Spieltag 1990/91 am 22. Mai 1991 in der Liga B. Aue führt beim FSV mit 4:1, als das Unheil seinen Lauf nimmt.
Zwickauer Chaoten stürmen das Spielfeld. Vier Wismut-Spieler werden verletzt, Stürmer Michael Geßner erleidet ein Schädelhirntrauma und einen Nasenbeinbruch. Der gerade gegründete NOFV entscheidet zwei Tage später, dass das Spiel mit 4:1 gewertet wird - so steht es zum Zeitpunkt des Abbruchs.
Heftige Ausschreitungen beim Landespokalfinale 2016
Dann der letzte Spieltag. Zwickau als Zweiter muss fünf Tore gegenüber Spitzenreiter Aue aufholen. Die personell gebeutelte Wismut siegt in Weimar 4:1. Und Zwickau? Gewinnt 9:0 bei Kali Werra Tiefenort, wird Erster und darf in der Aufstiegsrunde zur 2. Liga ran. Diesmal fühlt sich Aue verarscht.
In den folgenden Jahren brennt es immer wieder zu den Derbys. Mal die Tartanbahn im Westsachsenstadion, mal die Hochsprunganlage in Aue. Dann gehen sich beide Teams viele Jahre aus dem Weg. Bis zum 10. Mai 2016. Da steigt das Endspiel um den Sachsenpokal.
Der FCE gewinnt im eigenen, noch im Bau befindlichen Stadion 1:0 durch ein Tor von Mario Kvesic (60.). Das interessiert kaum einen, weil es wieder zu heftigen Ausschreitungen kommt. Ausgehend von Zwickauer Seite werfen die "Fans" beider Lager sich vor, während und nach dem Spiel zig Bengalos hin und her.
Bilanz: Drei Auer Anhänger, einer wird schwer im Gesicht verletzt, und drei Polizisten werden verletzt.
Titelfoto: Frank Kruczynski