FCE-Boss Leonhardt poltert: Wer 20.000 Euro verdient, sollte verzichten können
Aue - Präsident Helge Leonhardt war noch zwei Tage nach dem Erstrunden-Aus bei Regionalligist SSV Ulm 1846 sichtlich mitgenommen. Während sich der FC Erzgebirge Aue bis auf die Knochen blamierte, war er auf Spieler-Einkaufstour in Südeuropa.
TAG24: Herr Leonhardt, wie sehr hat Sie das Pokal-Aus getroffen?
Leonhardt: "Ich bin maßlos enttäuscht über dieses blamable Ergebnis. Leichter, als mit so einem Pokallos gegen einen Viertligisten kann man in Corona-Zeiten kein Geld verdienen. Entweder die Spieler sind brutal überheblich an ihre Aufgabe herangegangen oder sie sind zu nachlässig gewesen. Darauf will ich eine Antwort vom Trainerteam haben. Aber das ist nicht das Einzige, was mich beschäftigt!"
TAG24: Das müssen Sie näher erläutern.
Leonhardt: "Mental und körperlich scheint es momentan nicht zu passen. Dabei hat der Verein dafür gesorgt, dass die Rahmenbedingungen stimmen. Sogar ein Trainingslager in Polen wurde kurzfristig organisiert."
TAG24: Stellen Sie die Charakterfrage?
Leonhardt: "Ich wurde darauf angesprochen, ob sich der vereinbarte Gehaltsverzicht negativ auf die Leistung der Mannschaft auswirkt. Im Gegenteil, denn der hat nur symbolischen Charakter. Weil, worüber reden wir da? Wenn jemand 20.000 Euro im Monat bekommt, sollte er in der Lage sein, vorübergehend auf 1000 Euro zu verzichten, damit der Verein langfristig nicht in Schwierigkeiten gerät. Was nämlich gerne vergessen wird: Durch die vertraglich vereinbarten jährlichen Gehaltserhöhungen verdienen rund 80 Prozent des Kaders 2020/21 ohnehin mehr als 2019/20. Von Gehaltseinschnitt kann also keine Rede sein. Nochmal, es hat nur Symbolcharakter für die Außenwelt und gerade deshalb wäre jetzt die Mannschaft am Zug gewesen, sportlich zu liefern. Vorstand und Geschäftstelle unternehmen seit Monaten alles, was in ihrer Macht steht. Da ist es vom Spielerkollektiv nicht zu viel verlangt, die sportliche Leistungsfähigkeit zu erbringen."
Leonhardt: "Es wird mir auch zu viel gejammert"
TAG24: Ihnen ist also zu viel Alibi dabei?
Leonhardt: "Ich frage mich schon, wo die Führungsspieler in Ulm gewesen sind. Bei jeder Kleinigkeit kleckern sie schließlich auch zum Geschäftsführer ins Büro. Es wird mir auch zu viel gejammert. Wir haben keinen 'Mini-Kader', zumal noch zwei Neue hinzukommen.
Den ersten Transfer, einen bulgarischen Nationalspieler für die Offensive, haben Michael Voigt und ich am Wochenende gesichert. Außerdem widerspreche ich, dass wir zu schwach besetzt wären.
Mit Marko Mihojevic und Jacob Rasmussen haben wir zwei Leistungsträger verloren, die wir durch Florian Ballas und Gaetan Bussmann aufgefangen haben. Dazu konnten wir Ognjen Gnjatic fürs defensive Mittelfeld holen."
Titelfoto: picture point/Sven Sonntag