Abseits? Geht gar nicht! Skurrile Fehlentscheidungen in Regionalliga-Spiel!
Jena - Es war am Sonntag DER Aufreger des 21. Spieltags in der Regionalliga Nordost: drei mindestens fragwürdige Schiedsrichter-Entscheidungen im Spiel zwischen Carl Zeiss Jena und dem BFC Dynamo (2:0), die den sportlichen Ausgang komplett in den Schatten stellten.
Das war eine Leistung zum Gruseln! In diesem Fall ist nicht die Darbietung von Carl Zeiss Jena gemeint, sondern die von Schiedsrichter Tim Kohnert (32).
Der Referee erwischte einen rabenschwarzen Tag angesichts dreier Entscheidungen, von denen er mindestens zwei im Nachgang nicht noch einmal so treffen würde. Wichtig: In der Regionalliga gibt es keinen VAR.
Was war passiert? Es geht um eine zweifelhafte Elfmeter-Entscheidung und zwei zurückgepfiffene Tore nach vermeintlichen Abseitsstellungen.
Während im Fall des Elfmeters Jena bevorteilt schien, hatte Kontrahent BFC Dynamo in den anderen Fällen Glück, dass Kohnert die beiden Tore zurücknahm.
Sonst hätte es schon zu Beginn des zweiten Durchgangs ganz schnell 0:4 anstatt 0:2 aus BFC-Sicht heißen können. Diese waren mit dem 0:2-Endstand nach einer blutleeren Vorstellung insgesamt gut bedient.
"Gut bedient" waren auch die FCC-Verantwortlichen nach Spielschluss. Glücklicherweise änderten die Fehlentscheidungen nichts am Jenaer Sieg.
Dafür zeigte der Unparteiische nach dem Spiel Größe, indem er sich den Fragen der Journalisten stellte und Fehler in zwei Fällen zugab. Die Elfmeter-Entscheidung verteidigte er hingegen mit Blick auf das Regelwerk.
TAG24 bereitet die Geschehnisse noch einmal auf:
Die drei Streitszenen aus dem Spiel Carl Zeiss Jena gegen BFC Dynamo in der Analyse
1. Szene, 37. Minute: Skurrile Regel bei Jenas Elfmeter. Nach einer eigentlich bereinigten Angriffsaktion im BFC-Strafraum bekommen sich Berlins Verteidiger Chris Reher (28) und Jenas Vasilios Dedidis (23) in die Haare.
Der Carl-Zeiss-Angreifer gibt dem BFCler zuerst eine mit, der lässt sich das nicht gefallen und revanchiert sich mit einem Schubser. Und der Schiri pfeift Elfmeter. Pikant: Dynamo-Keeper Kevin Sommer (33) nahm in der Zwischenzeit den Ball auf, die Aktion war abgeschlossen.
Doch offenbar nicht so ganz: Tim Kohnert erklärte später, dass Schiedsrichter auch dann angehalten seien, auf den Punkt zu zeigen, wenn sie eine Unsportlichkeit im Sechzehner wahrnehmen. Es sei gleich, ob diese Einfluss auf die eigentliche Aktion habe oder nicht, schreibe das Regelwerk vor.
Pasqual Verkamp (25) war es egal, er verwandelte den fälligen Elfmeter zum 2:0.
2. Szene, 54. Minute: Verkamps reguläres Kontertor wird zurückgepfiffen. Dedidis macht einen langen Ball fest, dreht sich und schickt den durchstartenden Verkamp, der sich eindeutig nicht im Abseits befindet. Der Angreifer läuft frei auf das BFC-Tor zu und versenkt das Leder. Doch der Abseitspfiff ertönt und alle fragen sich warum. Denn der Linienrichter hatte nicht die Fahne gehoben und war sogar mitgelaufen.
Kohnert erklärte nach dem Spiel die Entscheidung mit einem akustischen Missverständnis: Denn sein Assistent Lars Albert (44) teilte ihm "Reher (der BFC-Verteidiger, Anm. d. Red.) steht" über das Headset mit. Kohnert verstand allerdings: "Er steht" und assoziierte das "er" mit einer potenziellen Abseitsstellung von Jenas Verkamp.
Ein Kommunikationsfehler, doch die Tatsachentscheidung ist unumstößlich. Das Spiel wird zwei Minuten später mit Schiri-Ball fortgesetzt, Kohnert ahnt da schon seinen Fehler.
3. Szene, 58. Minute: Auch Krauß-Tor wird wegen vermeintlichem Abseits aberkannt. Es kommt noch dicker. Denn auch Maximilian Krauß' (25) Treffer findet keine Anerkennung. Diesmal hatte Linienrichter Albert die Fahne gehoben.
Eine erneute Fehlentscheidung, wie die TV-Bilder belegen. Danach beruhigen sich Spiel und Gemüter. Jena schaukelt trotz der zwei nicht gegebenen Tore den Sieg über die Zeit.
Titelfoto: IMAGO / Christoph Worsch