Scheidung, Meditation, Internet-Verbot! Thomas Tuchel privat wie nie
München - Nanu, so offen kennt man Thomas Tuchel (50) gar nicht! Auf der Münchner Sportmesse ISPO gab der Trainer von Bayern München am Donnerstag vollkommen ungewohnte Einblicke in sein Leben abseits des Fußballplatzes. Zum Beispiel verriet er: Wie hält ein jahrelanger Spitzen-Coach eigentlich mentalen Belastungen stand?
"Es ist nicht so schön, kritisiert zu werden, da bin ich wie jeder andere auch", eröffnete Thomas Tuchel das Thema "Kritik an seiner Arbeit" mit einer allzu menschlichen Sicht.
"Der Kopf wird getriggert [...] Aber ich habe mich selbst trainiert, vom Internet wegzubleiben, nicht über mich selbst zu lesen. Das ist hart. Wenn du eine Siegesserie hast und auch gute Sachen über dich erwarten kannst."
Außerdem sei das Auto der für ihn einzige ruhige Ort, an dem er telefoniere. Selbst für seine Liebsten sei der 50-Jährige schwer zu erreichen. Dennoch gestand der Top-Trainer: "Natürlich kriege ich Dinge mit."
Um nicht die Stärke in sich selbst und den Fokus zu verlieren, mache er Sport und Meditation am Morgen. Außerdem "versuche ich, früher ins Bett zu gehen, kein Netflix zu gucken, lieber ein Buch zu lesen".
Tuchels Erfolgsrezept! Seit 15 Jahren ist der deutsche Trainer weltweit einer der Besten seiner Zunft, holte unter anderem die Bundesliga-Meisterschaft mit Bayern (2023) und die Champions League mit Chelsea (2021). Trotz der Erfolge seien öffentliche Diskussionen Teil des Geschäfts.
"In Paris zum Beispiel sind die Regeln ganz andere als hier in Deutschland [...], wenn ich hier bei Bayern höre, dass ein gewisses Verhalten eines bestimmten Spielers inakzeptabel ist, bringt mich das zum Lachen, weil ich denke: Ihr wisst nicht, womit wir in Paris zu tun hatten!"
Bayern Münchens Trainer plaudert über seine Scheidung, Familie, Pausen & Sünden!
Gleichermaßen sprach der heutige Bayern-Trainer privat wie nie zuvor über sein Familienleben:
"Wir mussten immer ein neues Zuhause aufbauen [...] sind immer mit der ganzen Familie gereist", erläutert Tuchel, der unter anderem in Paris (für PSG, Juli 2018 bis Dezember 2020) und später in London (bei Chelsea, Januar 2021 bis September 2022) tätig war.
Doch 2022 folgte die Scheidung von seiner Frau nach 13 Jahren Ehe: "Bis dahin war es normal und sehr schön, dass wir immer als Familie unterwegs waren, was für meine Frau und meine Töchter nicht immer so einfach war. Sie mussten ihre Freunde, ihre Schulen verlassen und wieder von vorne anfangen."
Über seine erzwungenen "Berufspausen" erzählte Tuchel, dass er in der Zeit sehr gut darin gewesen sei, "faul zu sein und nichts zu machen". Statt die Welt zu bereisen, sei es am Ende so gewesen, "dass ich meine Mädels zur Schule gebracht und wieder abgeholt habe".
Auch zum Thema (kleine) Sünden bezieht Tuchel Stellung: "Süßigkeiten sind auch ein großes Thema bei mir, ich kann schwer an einem Kuchen vorbeigehen am Nachmittag. Schokolade auch."
Nach dem müden 0:0 in der Königsklasse gegen Kopenhagen am Mittwoch habe er "eine Menge Würstchen gegessen. Da waren diese kleinen Würste in der Küche im Stadion, und ich hatte echt viele davon mit Senf und Brezeln."
Titelfoto: Bildmontage: Sven Hoppe/dpa