Star der DFB-Frauen: Sie verdient mit Instagram mehr als mit Fußball
München/London (Großbritannien) - Sie wird von ihren Mitspielerinnen als "die Schönste" und "Star" bezeichnet. Wenn man sich ihre Followerzahl anschaut und die Tatsache, dass sie mit Instagram mehr Geld verdient als mit ihrem Job, mag das auf Profi-Fußballerin Giulia Gwinn (23) sogar zutreffen.
Doch in der Abwehrspielerin vom FC Bayern München steckt so viel mehr. Das will die am Bodensee geborene Frau ab Freitag bei der Europameisterschaft in England unter Beweis stellen.
Für sie und die DFB-Elf startet das Turnier mit dem Auftaktspiel (21 Uhr) gegen Dänemark. Dabei werden viele Augen auf Gwinn gerichtet sein.
So wie in ihrem Alltag, wenn zahlreiche ihrer rund 272.000 Abonnenten auf der Social-Media-Plattform Instagram ihr Leben verfolgen.
"Ich würde sagen, dass ich als Werbefigur mehr verdiene, aber ich sehe mich als Fußballerin", sagte Gwinn in einem Interview mit Sky.
Der Sender besuchte die Blondine in ihrer Münchner Wohnung, fuhr mit ihr eine Runde in ihrem weißen Mercedes-Sport-Cabrio - bei den Männern ihres Klubs undenkbar. "Ich fahre sehr, sehr gern schnell", sagte Gwinn, die auch einige Punkte in Flensburg auf dem Konto hat.
Die sympathische Athletin ist nahbar und vor allem sehr erfolgreich. Schon als 16-Jährige debütierte sie beim SC Freiburg in der Bundesliga, wo sie bis 2019 spielte, ehe sie zum FC Bayern wechselte. Damit ging für sie ein Lebenstraum in Erfüllung, denn schon als 8-Jährige saß sie in kompletter Bayern-Montur als Fan im Stadion. 2021 wurde sie Deutsche Meisterin.
Giulia Gwinn: Bei der WM 2019 startet der Hype um sie, 2020 kam der heftige Rückschlag
Kurz vor dem Wechsel an die Säbener Straße ging der Hype um sie so richtig los, nachdem sie bei der Weltmeisterschaft 2019 in Frankreich das 1:0 im Spiel gegen China schoss. Am Ende des Turniers, in dem Deutschland das Viertelfinale erreichte, wurde sie als beste junge Spielerin ausgezeichnet.
"Ich wurde davon ein bisschen überrumpelt und habe gedacht, dass das alles ein Traum sein muss", erklärte sie im Sky-Interview.
Relativ schnell knallte sie ein Jahr später unsanft auf dem Boden der Realität auf, als sie sich im Qualifikationsspiel für die EM gegen Irland am 19. September 2020 das Kreuzband und das Außenband des rechten Knies riss.
Es folgten Operation, eine monatelange Reha und viele Momente, in denen Gwinn zweifelte. "Ich habe oft hier gesessen und geweint", sagte die 23-Jährige.
Finanziell musste sie auch enorme Einschnitte hinnehmen. Bei solch einer Verletzung gibt es kein normales Gehalt mehr, sondern stattdessen Krankengeld. Nach exakt 397 Tagen feierte sie ihr Comeback in der Nationalelf.
Und nun möchte sie eben bei der EM nach dem Titel greifen. "Mit uns ist immer zu rechnen. Es ist für uns immer der Anspruch, um den Titel mitzuspielen, die Qualität haben wir auch im Kader", sagte die 23-Jährige.
Giulia Gwinns Freund Constantin Frommann ist Torwart
Mit dabei sein werden auch ihre Eltern, die sich vor Jahren einen Camper kauften und seitdem bei fast jedem Spiel ihrer Tochter vor Ort zuschauen.
Dabei wollte ihre Mama nicht, dass sie Fußball-Profi wird. "Sie hätte mich gern in einer weiblicheren Sportart gesehen. Deshalb habe ich vieles ausprobiert, sogar Kunstradfahren", lacht Gwinn heute darüber.
Ganz viel Unterstützung erfährt sie von ihrem Freund, Profi-Fußballer Constantin Frommann (24). Zuletzt führten die beiden eine Fernbeziehung über eine große Distanz, denn der Torwart stand beim SV Meppen zwischen den Pfosten. Seit 1. Juli ist er nun vereinslos.
Während Frommann von der U16 bis zur U20 jegliche Nationalmannschaften durchlief, ist seine Freundin mittlerweile erfolgreicher als er. Zuletzt weilte er als Probespieler mit Zweitligist Karlsruher SC im Trainingslager.
Auch, wenn er sich aktuell auf die Vereinssuche fokussiert, werden ab Freitag seine Augen ebenfalls auf die EM-Auftritte seiner Freundin in England gerichtet sein.
Titelfoto: Bildmonatage: Sebastian Gollnow/dpa / Screenshot / Instagram / Giulia Gwinn