Kommentar: Der FC Bayern hat bei Nagelsmann gerade noch rechtzeitig die Reißleine gezogen!
TAG24-Redakteur Benedikt Zinsmeister kommentiert den Rauswurf von Julian Nagelsmann beim FC Bayern München.
München - Eigentlich sollte Julian Nagelsmann (35) eine Ära beim FC Bayern prägen. Nun ist das geplante Langzeitprojekt nach gerade einmal 21 Monaten beendet. Der junge Trainer hat es nicht geschafft, dem wohl besten Bayern-Kader aller Zeiten Konstanz einzuhauchen. Und auch abseits des Platzes fehlte Nagelsmann die nötige Souveränität.
Zwei Niederlagen und drei Remis in zehn Ligaspielen: Die Bilanz von Nagelsmann im neuen Jahr war alles andere als Bayern-like. Neun Punkte Vorsprung hatten die Münchner noch vor der WM in Katar auf Bundesliga-Rivale Borussia Dortmund; nun rangiert der deutsche Serien-Meister auf Platz zwei.
Der Zeitpunkt der Nagelsmann-Entlassung sorgt bei einigen trotzdem für Verwunderung und Kritik. Schließlich steht in einer Woche mit dem Liga-Gipfel gegen den BVB das wohl entscheidende Spiel um die Meisterschaft an. Zudem hat der FC Bayern die Viertelfinals im DFB-Pokal und in der Champions League vor der Brust.
Meiner Meinung nach haben die Bayern-Bosse aber noch gerade rechtzeitig die Reißleine gezogen! Mit Thomas Tuchel (49) kommt ein Cheftrainer für die großen Siege. Tuchel wird dafür sorgen, dass das Sportliche wieder im Mittelpunkt steht. Bei Undiszipliniertheiten ist der Ex-BVB-Coach rigoros.
Nagelsmann hingegen versuchte es mit der langen Leine. "Ich bin ein Trainer, der nicht allzu viel Regeln außenrum vorgibt", sagte er über sich. Einige Spieler sahen das wohl als Einladung: Für Leroy Sané (27) waren fixe Treffpunkte nur Empfehlungen und Serge Gnabry (27) glänzte mit High-Fashion-Outfits statt mit starken Auftritten auf dem Platz.
Nagelsmann hatte die Bayern-Kabine schon länger verloren
Spätestens nach dem Rauswurf von Torwarttrainer Toni Tapalovic (42) und der anschließenden harschen öffentlichen Kritik von Manuel Neuer (36) war klar, dass Nagelsmann die Kabine verloren hatte. Unter Pep Guardiola (52) oder Jupp Heynckes (77) hätte kein Spieler ein solches Interview gegeben.
Dazu kam Nagelsmanns Drang, die Hauptattraktion beim FC Bayern sein zu wollen. Extravagante Mode-Statements, Inszenierungen auf dem Skateboard und der Harley sowie seine Beziehung zu einer Bayern-Reporterin der Bild-Zeitung: All das wirkte wenig souverän.
Tuchel hat mit dem FC Bayern nun die Möglichkeit, das Triple zu holen. Ich glaube, die Chancen darauf haben sich mit dem Nagelsmann-Rauswurf erhöht!
Titelfoto: Marius Becker/dpa