Startelf oder wieder Reservist: Darf Bayern-Star Müller gegen Kopenhagen ran?
München - Der FC Bayern München steht bereits vor dem Duell in der Champions League gegen den FC Kopenhagen als Erstplatzierter der Gruppe A fest. Nutzt Thomas Tuchel (50) die Chance und setzt endlich wieder Thomas Müller (34)?
Der Übungsleiter des deutschen Rekordmeisters kann es langsam nicht mehr hören. Spielt Müller oder verkommt er noch weiter zum Edelreservist?
Diese Frage jede Woche "unters Brennglas" zu legen, meinte der 50-Jährige vor dem letztendlich sportlich bedeutungslosen Gruppenspiel in der Königsklasse gegen den dänischen Gegner leicht angefressen, helfe "weder Thomas noch uns".
Um es direkt vorwegzunehmen: Routinier Müller, sagte Tuchel im Vorfeld, werde im 100. Europacup-Spiel in der Allianz Arena am Mittwochabend (21 Uhr) "normalerweise spielen, auch von Beginn an".
Es wäre erst das sechste Mal in dieser Spielzeit!
Weil das so ist und die Bayern als Gruppensieger bereits für das Achtelfinale der Champions League qualifiziert sind, rückte die brisante Personalie vor dem Duell mit dem Meister der Superliga aus Dänemark wieder in den Fokus.
FC Bayern gegen FC Kopenhagen: Thomas Tuchel lobt Thomas Müller vor Champions-League-Partie
Tuchel schmeckte das alles allerdings so gar nicht.
Er begann seine Ausführungen dazu mit dem schon allseits bekannten Lob, welches sich Müller auch "verdient" habe. "Er kennt meinen Respekt, er ist eine spielende Legende", sagte Tuchel. Und ja, er "verstehe die Aufregung", wenn Müller nicht spiele.
Allerdings, und jetzt kam Tuchel zu "des Pudels Kern", wie er es nannte: In der Offensive hätten sich nun mal andere Stars festgespielt. Außerdem sei es "das Recht eines jeden Trainers", sich für Spieler zu entscheiden, die "ein komplett anderes Profil" hätten, wie er es beim 1:0-Sieg gegen den 1. FC Köln mit Eric Maxim Choupo-Moting (34) getan hatte.
Müller hielt still, innerlich dürft es gebrodelt haben.
"Dass es mich ärgert, wenn ich nicht auf dem Platz stehe, ist auch klar", bekannte er zwar, aber der Ur-Bayer weiß: "Wir haben in der Offensive fast ein Überangebot an Qualitätsspielern. Da muss jeder manchmal schlucken." Auch er.
Thomas Müller vom FC Bayern denkt noch nicht ans Aufhören und hat ein Traumziel vor Augen
An seinen Ambitionen ändert dies freilich nichts.
"Ich habe weiter Spaß daran, auf dem Platz zu stehen", sagte der 34-Jährige kürzlich und kündigte entsprechend auch an, er wolle "auf jeden Fall über 2024 hinaus ein Jahr weiterspielen". Mit seinem Traumziel Champions-League-Finale "dahoam" 2025. "So", sagte Müller, "ist zumindest mein Plan."
Übrigens auch der von Manuel Neuer (37): Mit dem Torhüter und dessen Stellvertreter Sven Ulreich (35) verlängerten die Bayern am Dienstag die Verträge.
Wird Müllers Plan von Tuchel durchkreuzt? Müller wisse, behauptete der Coach, "dass er die Chance hat", unter ihm auch wieder Stammspieler zu sein.
Doch selbst als Edeljoker des Rekordmeisters werde Müller "immer ein besonderer Spieler bleiben".
Auch die Bosse schwärmen vom "Urgestein des Klubs", wie Präsident Herbert Hainer (69), der in der "AZ" meinte: "Einen wie ihn wird es nie mehr geben." Dennoch müsste Müller bei einer Vertragsverlängerung Gehaltsabstriche machen.
"Es muss für alle Seiten passen", betonte Sportdirektor Christoph Freund. Passt es noch?
FC Bayern: Stars sollen gegen FC Kopenhagen in der Champions League Feuer und Leidenschaft zeigen
"Müllers Situation", schrieb Lothar Matthäus (62) in seiner "Sky"-Kolumne, "sieht nach einem schleichenden Abgang aus." Seine Mitspieler genießen "jede Sekunde" an seiner Seite, wie es Konrad Laimer ausdrückte - es weiß ja keiner, wie lange noch.
Gegen Kopenhagen soll Müller helfen, weitere 2,8 Millionen Euro Siegprämie einzuspielen. Allzu viele Wechsel plant Tuchel allerdings am Abend nicht, er will den Bayern-"Lauf" nicht unterbrechen. Sein Team, forderte er, müsse "auch ohne Ergebnisdruck" Feuer und Leidenschaft zeigen. Und wer wäre dafür denn besser geeignet als Thomas Müller?
Titelfoto: Tom Weller/dpa