FC Bayern präsentiert Tuchel: Münchner Bosse reden Klartext zum Nagelsmann-Aus
München - Ein halbes Jahr nach seinem überraschenden Rauswurf beim FC Chelsea unterschreibt Thomas Tuchel (49) als Nachfolger von Julian Nagelsmann (35) beim FC Bayern einen Vertrag bis 2025. Am Samstag präsentierten die Münchner Bosse Oliver Kahn (53) und Hasan Salihamidzic (46) den neuen Chefcoach in der Münchner Allianz Arena.
"Die letzten Tage waren für uns alle schwierig" eröffnete Vorstandschef Kahn die Pressekonferenz. "Hinter einem Trainer steht auch ein Mensch. Mit Julian Nagelsmann haben wir zwei Jahre zusammengearbeitet. Julian ist ein exzellenter Trainer, auch menschlich haben wir uns immer gut verstanden und gut zusammengearbeitet."
Die Entscheidung, Nagelsmann freizustellen, sei wohlüberlegt und keine "Panikreaktion" gewesen. Man habe die Ziele für diese, aber auch für die nächste Saison gefährdet gesehen, begründete er den Schritt.
Sportvorstand Salihamidzic nannte die "wellenartigen Leistungen" der Mannschaft während der kompletten Amtszeit von Nagelsmann als Grund für die Entlassung. "Wir haben gesehen, dass es keine Phase mehr ist, sondern, dass die Konstellation zwischen Mannschaft und Trainer nicht mehr gepasst hat. Wenn die Leistungskurve nach unten zeigt, muss man reagieren", so der 46-Jährige.
"Wir haben uns am Montag zusammengesetzt und alles analysiert. Fußball ist ehrlich, wenn man sich die Daten anschaut. Wenn man sieht, dass diese Leistungskurve nach unten geht, ist man auch gezwungen zu reagieren."
FC Bayern: Darum nahm Thomas Tuchel die Herausforderung in München an
Nach den Erklärungen der Bayern-Bosse zum Nagelsmann-Aus betrat auch Tuchel das Podium. "Ich bin davon überzeugt, dass es eine Ehre und eine Auszeichnung ist, vom FC Bayern angefragt zu werden", sagte der neue Cheftrainer der Münchner.
"Die DNA des Clubs ist eine Verpflichtung. Bei den Bayern geht es ums Gewinnen, auch um die Art und Weise. Der Kader ist einer der talentiertesten und besten Kader in Europa. Es ist eine große Vorfreude, mit diesem Kader zusammenzuarbeiten. Man kann mit diesem Kader um jeden Titel spielen. Das ist auch eine große Verpflichtung."
Auch in der Nähe seiner Familie arbeiten zu können, sei einer der Gründe gewesen, die Herausforderung in München anzunehmen.
Salihamidzic kontaktierte Tuchel erstmals am Dienstag. "Am Dienstagabend haben wir uns getroffen, hatten ein sehr gutes Gespräch. Er war von der ersten Sekunde an sehr heiß, wir haben viel gesprochen", erklärte er. Bereits zwei Tage später sei alle klar gewesen.
Auch Tuchel war überrascht, als plötzlich Brazzo bei ihm anrief. "Ich bin davon ausgegangen, dass ich meine Karriere im Ausland fortsetze", sagte der gebürtige Krumbacher. "Die Größe der Herausforderung hat dann den Ausschlag gegeben, dass ich es machen möchte."
Tuchel zum Liga-Gipfel gegen den BVB: "Es ist das Spiel des deutschen Fußballs"
Der Zeitpunkt sei auch für ihn überraschend gewesen, "weil in allen Wettbewerben der Titel noch möglich ist", so Tuchel.
Viel Zeit bleibt dem neuen Trainer nicht vor dem Liga-Gipfel gegen seinen Ex-Klub Borussia Dortmund am Samstag. "Die Nationalspieler werde ich voraussichtlich erst am Freitag sehen", erklärte der ehemalige Mainz-Coach. "Daher ist weniger mehr, es wird um Details gehen. Ich habe eine Idee, was man machen kann und eine große Vorfreude. Es geht darum, um alle Titel mitzuspielen."
Mit seinem Vorgänger werde er nicht direkt das Gespräch suchen, weil er die Aufgabe unvoreingenommen angehen wolle.
Mit Blick auf die Partie gegen Dortmund sagte er: "Es ist das Spiel des deutschen Fußballs. Es hat eine neue Brisanz bekommen, durch unseren Rückstand in der Tabelle und den außergewöhnlichen Lauf des BVB. Das wird uns aber nicht davon abhalten, die Aufgabe mit Vorfreude anzugehen."
Tuchel sieht beim FC Bayern die Voraussetzungen, um mit einem Topkader um jeden Titel spielen zu können.
Titelfoto: Angelika Warmuth/dpa