FC Bayern nach Königklassen-Aus in Schock: Erstmal "sacken lassen"
München - Das Schock-Aus in der Champions League hinterließ bei Julian Nagelsmann (34) Spuren. Der frustrierte Trainer des FC Bayern München bezeichnete den K.o. gegen das vermeintliche Glückslos FC Villarreal sogar als eine der bittersten Niederlagen seiner steilen Trainer-Karriere.
Es gehöre "sicher zu den Top drei dazu", räumte der in dieser Saison so oft erfolgsverwöhnte Coach des deutschen Fußball-Rekordmeisters nach dem 1:1 im Viertelfinal-Rückspiel der Königsklasse gegen den spanischen Europa-League-Sieger ein.
Nach der 0:1-Niederlage im Hinspiel vor einer Woche verpassten die Münchner damit den Einzug ins Halbfinale. Dort wollte sich Nagelsmann eigentlich mit Jürgen Klopps FC Liverpool messen, das nach einem 3:1 gegen Benfica Lissabon beste Chancen auf den Einzug in die Vorschlussrunde hat.
Das ersehnte Traum-Halbfinale ist aber futsch - und damit die nächste Titelchance für den nach der mitreißenden Gruppenphase zum Mitfavoriten gekürten FC Bayern.
Nach dem krachenden Aus im DFB-Pokal im Oktober durch das 0:5 bei Borussia Mönchengladbach können die Münchner nur noch die Meisterschaft gewinnen. Kein Triple, kein Double - ein Single bleibt.
Das dürfte angesichts von neun Punkten Vorsprung auf Dauerrivale Borussia Dortmund allerdings nicht mehr schiefgehen. Aber genügt das dem stolzen FC Bayern?
"Mehr Einsatz und Wille als die Mannschaft gezeigt hat, geht kaum"
Das sei "nicht ausreichend" für die Ansprüche des Vereins, beantwortete Nagelsmann die Frage selbst. Das Halbfinale in der Königsklasse sei schließlich "immer ein bisschen das Minimalziel".
Wie schon in der vergangenen Saison ist aber wieder im Viertelfinale Schluss. Damals war allerdings auch wegen der zu dieser Saison abgeschafften Auswärtstorregel und personeller Schwächungen gegen die Glamour-Truppe von Paris Saint-Germain (2:3, 1:0) Endstation.
"Natürlich sind wir hier im Viertelfinale der Champions League ausgeschieden. Deswegen werden wir aber nicht in Tränen ausbrechen beim FC Bayern", sagte Vorstandschef Oliver Kahn (52). "Wir haben nächstes Jahr wieder die Möglichkeit und werden wieder angreifen."
Kahn nahm die Spieler des FC Bayern nach dem Aus in Schutz. "Mehr Einsatz und Wille als die Mannschaft gezeigt hat, geht kaum", befand der frühere Weltklasse-Torwart bei Amazon Prime Video.
"Ich denke, man kann der Mannschaft alles andere als einen Vorwurf machen, sie hat alles reingehauen." Nur eben nicht im Hinspiel wie erhofft.
FC Bayern am Boden: "Die Niederlage zu akzeptieren, ja weiß ich auch nicht genau, was ich sagen soll"
Weltfußballer Robert Lewandowski hatte die haushoch überlegenen Münchner am Dienstagabend vor 70.000 Zuschauern mit seinem Treffer in der 52. Minute auf Siegkurs gebracht. Der eingewechselte Samuel Chukwueze (88.) schlug für den bis dahin weitestgehend harmlosen Europa-League-Sieger spät doch noch zu.
Als "extrem bitter" bezeichnete Offensivspieler Thomas Müller das Aus. "Wir haben ein engagiertes Spiel gemacht, ein gutes Spiel gemacht." Allerdings nutzten die Bayern ihre Chancen vor allem in der zweiten Hälfte nicht. Diesen Vorwurf müsse man sich gefallen lassen, sagte der Nationalspieler.
"Die Niederlage zu akzeptieren, ja weiß ich auch nicht genau, was ich sagen soll", räumte der ratlose Müller ein.
Ratlos wirkte Nagelsmann nicht. Aber natürlich sehr niedergeschlagen. Die Bewertung seiner ersten Saison beim FC Bayern hänge nun schon "ein bisschen" davon ab, wie man die Meisterschaft gestalte, sagte Nagelsmann.
Die mediale Reaktion und die Beurteilung seiner Saison fürchtet er nicht. "Angst habe ich aber nicht, da gibts Schlimmeres", betonte der im Sommer von RB Leipzig für eine Rekordablöse verpflichtete Coach.
Mit der Mannschaft will Nagelsmann am Mittwoch über das Aus sprechen. Man müsse die Eindrücke erstmal "sacken lassen", äußerte er. Offene Vertragsfragen etwa bei Weltfußballer Lewandowski wollte er schon mal gar nicht als Ausrede gelten lassen. "Das wäre mir aus meiner persönlichen Sicht zu viel Alibi", sagte Nagelsmann. Er wolle keinem die Schuld für das Aus geben.
Titelfoto: Angelika Warmuth/dpa