Heißer Poker um Sommer! Gladbacher "Basta" löst keine Ohnmacht bei FC Bayern aus
Doha (Katar) - Die Torwart-Problematik beschäftigt den FC Bayern München auch in Katar, das Gladbach-Veto für Yann Sommer (34) irritiert dabei nicht lange. Oliver Kahn (53) hatte auch mal "Basta" gesagt - und dann doch eingelenkt.
Kahn und Hasan Salihamidzic (46) entgeht auf ihrem exklusiven Logenplatz nichts. Aufmerksam beobachten sie das intensive Treiben unter der Regie von Trainer Julian Nagelsmann (35) auf dem äußerst gut gepflegten Rasenplatz im Emirat.
Auf ihren mitgebrachten weißen Plastikstühlen residieren die Bayern-Bosse auf einem kleinen Wall oberhalb der Trainingsplätze der Aspire Academy und überwachen akribisch, wie sich die Münchner ohne den offenen Torwart-Ersatz für Manuel Neuer (36) auf die weitere Bundesligasaison vorbereiten.
Erst regnete es im traditionellen Wintercamp des Rekordmeisters in Katar wie aus Eimern. Seit Sonntag aber scheint in dem Emirat, das bei den DFB-Kickern um Joshua Kimmich (27) und Thomas Müller (33) so bittere WM-Erinnerungen hervorruft, wieder die Sonne vom blauen Himmel. Bei um die 20 Grad wird auch viel geschwitzt bei der Arbeit.
Das idyllische Bild von Kahn und Salihamidzic trügt. So entspannt, wie es aussieht, kann das Vorstands-Duo gerade nicht sein.
Denn auch 4300 Kilometer Luftlinie entfernt von München holt die Bosse ein Problem ein: die Torwartsituation. "Das Thema beschäftigt uns natürlich", gab Salihamidzic zu, versicherte aber im selben Atemzug mit Blick auf die Situation: "Wir arbeiten hier im Trainingslager so, wie wir uns das vorgenommen haben." Engagiert und vor allem konzentriert.
FC Bayern München will Yann Sommer, Borussia Mönchengladbach den Schlussmann nicht abgeben
Am Samstag kam aus Deutschland eine Botschaft, die Bayerns Wunschlösung mit Gladbachs Schlussmann Sommer als Rückrundenersatz für Kapitän Neuer (Beinbruch) vermeintlich beendete.
"Wir werden Yann Sommer nicht abgeben. Das haben wir den Bayern auch so mitgeteilt", sagte Gladbachs Sportdirektor Roland Virkus (56) der Rheinischen Post. Das klang nach einem "Basta".
Oder nur nach einem höheren Preisschild, das die Borussia ihrer Nummer eins anheften wollte?
So bewertete es jedenfalls Nagelsmann. "Ich habe da jetzt nicht die Schlagzeilen gelesen und bin in Ohnmacht gefallen", sagte der Coach am Sonntag. Mit Blick auf den Sportchef der Borussia ergänzte Nagelsmann: "Ich glaube, das gehört zum Job dazu, dass man in dem Bereich ein Pokerface aufsetzt."
Auch der wohl wechselwillige Sommer scheint nun aktiver einzugreifen. Nach Informationen des TV-Senders Sky soll der Schweizer Gladbachs Vize-Präsident Rainer Bonhof (70) persönlich um Freigabe gebeten haben. Bonhof dementierte das.
"Davon weiß ich nichts, da ist nichts dran. Unser Sportdirektor und unser Trainer haben sich klar geäußert", sagte Bonhof der Deutschen Presse-Agentur. Nagelsmann spielte den Ball weiter zu Salihamidzic, der auch in Katar "generell auf Hochtouren" an Lösungen arbeite. "Natürlich hat uns die Verletzung von Manuel hart getroffen. Wir werden aber jetzt unsere Arbeit machen, Optionen checken und dann irgendwann eine Entscheidung treffen", sagte dieser.
Wer ersetzt Manuel Neuer beim FC Bayern München? Alexander Nübel keinesfalls erste Option
Das könnte dauern. "Die Transfermarktperiode geht bis zum 31. Januar. Bis dahin werden wir entweder etwas machen oder nicht", kündigte der Sportvorstand an. Nagelsmann hat "eine Deadline im Kopf", zu der jeder wissen sollte, "woran er ist".
Eine Rückholaktion des an die AS Monaco verliehenen Alexander Nübel (26) ist nicht die erste Option. Auch ein Mister X nicht. Es bleibt Sommer. Ist Gladbachs Wechselveto also wirklich felsenfest?
Rückblick: Bayern-Boss Kahn hatte 2022 bei Robert Lewandowski (34) auch erst Nein zu dessen Wechselwunsch gesagt, garniert mit einem markigen "basta". Am Ende durfte der Torjäger doch zum FC Barcelona weiterziehen - als die entsprechend millionenschwere Ablöse passte.
Der Betrag für Sommer wird inzwischen irgendwo zwischen fünf und zehn Millionen Euro taxiert.
In Doha bildet noch Sven Ulreich (34) mit den Talenten Johannes Schenk (19) und Tom Ritzy Hülsmann (18) die Münchner Torwart-Gruppe.
Nagelsmann würde dem erfahrenen und erprobten Neuer-Ersatz Ulreich die Rolle als Nummer eins "schon zutrauen". Aber riskant wäre es schon. "Es ist eine komplizierte Situation, wenn ein Stammtorwart ausfällt", meinte der Trainer.
FC Bayern München peilt Triple an: Champions-League-Duell mit Lionel Messi und Kylian Mbappé
Die Bayern peilen schließlich das nächste Titel-Triple an - und das ist ein knallhartes Unterfangen! In der Champions League geht es im Achtelfinale gegen Paris Saint-Germain mit Weltmeister Lionel Messi (35) und WM-Torschützenkönig Kylian Mbappé (24).
"Wir müssen hier das Fundament bauen", sagte Nagelsmann zur aktuellen Vorbereitung auf die zweite Saisonhälfte, in der sich alles entscheidet.
Die negativen WM-Nachwehen rund um die Nationalspieler hat er dabei in seiner Ansprache ans Team in Katar nicht besonders thematisiert.
Er habe "nicht das Gefühl, dass einer in ein extremes Loch gefallen ist", sagte er etwa in Bezug auf Kimmich, der genau das nach dem absolut enttäuschenden deutschen Vorrunden-Aus im Emirat für sich noch wortreich befürchtet hatte.
"Wenn man mal richtig einen in die Visage bekommt, eine Niederlage erfährt und die richtigen Lehren daraus zieht, ist das der größte Motivator, den man haben kann", erläuterte er die aus seiner Sicht beste Art der Frustbewältigung.
Titelfoto: Carmen Jaspersen/Deutsche Presse-Agentur GmbH/dpa